22.03.2019 13:21 Uhr

"Dieseltraktor" Kroos: Für Löw (noch) kein Auslaufmodell

Toni Kroos (M.) erlebt eine schwierige Saison
Toni Kroos (M.) erlebt eine schwierige Saison

Joachim Löw gibt Toni Kroos zum Auftakt der EM-Qualifikation gegen die Niederlande eine Startelfgarantie. Doch unumstritten ist der Stratege nicht mehr, der Druck seiner Herausforderer nimmt zu.

Am Freitag stellte sich im Wolfsburger VW-Werk ein "Dieseltraktor" vor. Hier und da waren Gebrauchsspuren erkennbar, mit 29 ist die Zugmaschine schließlich schon ein bisschen in die Jahre gekommen, doch von einer weiteren Rückrufaktion konnte in der Autostadt keine Rede sein. Toni Kroos, vom früheren Fußball-Nationalspieler Bernd Schuster zuletzt als "Dieseltraktor" verspottet, läuft und läuft - nicht nur nach Schusters Meinung aber längst nicht mehr rund.

Kroos ist neben Kapitän Manuel Neuer der letzte verbliebene Rio-Weltmeister im Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, der beim Triumph im Maracana auch auf dem Rasen stand. Wie Neuer ist er für den Start in die EM-Qualifikation am Sonntag (20:45 Uhr/RTL) in Amsterdam gegen den Erzrivalen Niederlande in Joachim Löws Startelf gesetzt. "Ich weiß, was Toni kann", sagte der Bundestrainer. Und doch: Für manche ist Kroos ein Auslaufmodell.

"Über meinen Landsmann spreche ich schon gar nicht mehr. Kroos ist in diesem Moment ein Dieseltraktor, er trabt nur vor sich her und macht nichts", sagte Schuster zuletzt über seinen Erben im Mittelfeld von Real Madrid. "Wer???", konterte Kroos via Twitter in der ihm eigenen Art. Schuster hatte den Finger in die Wunde gelegt: Kroos spielt - wie Madrid insgesamt - eine schwache Saison.

Real-Star Kroos bekommt namhafte Konkurrenz

Beim jüngsten Clásico gegen den FC Barcelona (0:1) konnte sich Löw als Tribünengast selbst davon überzeugen. Der frühere Bayern-Profi wurde nach schwacher Leistung unter Pfiffen ausgewechselt, die Presse ätzte über den "Fall Kroos" ("AS"). Der damalige Trainer Santiago Solari unkte: "Die Zeit geht vorbei, die Leute sehen neue Spieler. Das passiert im Fußball, aber auch im normalen Leben."

Zunächst lief jedoch Solaris Zeit ab, Kroos hofft unter Rückkehrer Zinédine Zidane auf den Aufschwung. Um seinen Platz in der Nationalelf neben Youngster-Chef Joshua Kimmich gegen die nachdrängenden Leon Goretzka und Ilkay Gündogan zu behaupten, muss er sich steigern. Zumal er sich beim DFB im historisch schwachen Jahr 2018 angreifbar gemacht hat.

Da war zunächst seine beißende Kritik an den "jungen Wilden" nach dem 0:1 im März gegen Brasilien, als er meinte: "Viele haben ihre Chance nicht genutzt." Bei der WM hielt sein Tor gegen Schweden (2:1) die Mannschaft im Turnier, doch er verschuldete auch den Gegentreffer - und fabulierte danach über Feinde im eigenen Lager: "Viele Leute in Deutschland hätte es sicher gefreut, wenn wir rausgeflogen wären."

Nach dem Aus gegen Südkorea dachte Kroos an Rücktritt, verabredete schließlich mit Löw, in der Nationalelf kürzer treten zu dürfen. Bei den jüngsten Tests gegen Russland (3:0) und nun gegen Serbien (1:1) wurde er geschont.

In Pflichtspielen will Löw aber (noch) nicht auf Deutschlands "Fußballer des Jahres" verzichten. "Mit seiner Erfahrung, Klasse und Persönlichkeit ist er ein Schlüsselspieler, dem in unseren weiteren Planungen eine ganz wichtige Rolle zukommt - auf und neben dem Platz", hatte er im vergangenen August gesagt. Doch damals waren angeblich ja auch Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels noch unersetzlich.

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