19.03.2019 14:15 Uhr

Einfach nur abgehoben? Stildebatte um Leroy Sané

Leroy Sané kommt fortan eine Schlüsselrolle zu
Leroy Sané kommt fortan eine Schlüsselrolle zu

Das Thema Fannähe und öffentliches Auftreten der Nationalspieler ist der DFB-Auswahl auch beim Neustart wichtig. Dabei kommt es wie beim extravaganten Auftritt von Leroy Sané auch auf die Zwischentöne an.

Joachim Löw schaute Leroy Sané zur Begrüßung tief in die Augen, dann zeigte der Bundestrainer ein väterlich-gütiges Lächeln. Den extravaganten Auftritt beim Neustart der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hatte er dem Flügelflitzer da längst verziehen. Ja, er habe von Sanés 25.000-Euro-Klamotten gelesen, bestätigte Löw, aber "ich will das nicht bewerten, das spielt keine Rolle. Es ist mir völlig egal, wie die Spieler kommen."

Die weiße Lammfell-Lederjacke im Graffiti-Stil, dazu der passende Rucksack (Nerz! 18.000 Euro!) und besondere Sneaker - "das ist natürlich ein bisschen Geschmackssache", gab Sané am Dienstag im wesentlich schlichteren grauen DFB-Pulli mit schwarzer Trainingshose zu. Und er lachte. "Ich habe morgens in den Schrank geschaut und gesagt: Okay, das ist das, was ich tragen möchte."

Bierhoff: "Wir setzen auf Eigenverantwortung"

Sané, sportlich bei Löw inzwischen unumstritten, hat die Stildebatte um die DFB-Elf zum Auftakt des Länderspieljahres mit dem Test gegen Serbien am Mittwoch (20:45 Uhr) in Wolfsburg neu entfacht - und diese wird nicht mit modischen Argumenten geführt. Oliver Bierhoff, als Nationalmannschaftsdirektor im Deutschen Fußball-Bund (DFB) für das Erscheinungsbild der Auswahl zuständig, sieht dies als "Privatsache". Der "Bild"-Zeitung sagte er: "Wir setzen auf Eigenverantwortung. Da muss jeder Spieler selber wissen, was er macht." Durch die Blume hieß das: Eine gewisse Sensibilität wird schon erwartet.

Zeigt die ein Jungmillionär, der sich in der Arbeiterstadt Wolfsburg in Klamotten sehen lässt, die mehr kosten als ein Jahreswagen? Ein Blick aus dem Fenster des noblen Teamhotels auf die vier markanten Schornsteine der Autostadt könnte die Sinne der Stars für diese Themen schärfen. Ebenso der Termin am Freitag: Dann besuchen Sané und Co. die Autoschrauber im VW-Werk.

Öffentliches Training am Montag

Bierhoff betonte noch einmal, dass die Nationalelf den nach der WM eingeschlagenen Weg mit "größerer Fannähe" und "Begegnung mit den Menschen" weitergehen wolle. Deshalb das öffentliche Training am Montag, wo Sané wie immer zu den Lieblingen der Kids gehörte. Den "jungen, interessanten Spielern" wie Sané werde es sicher gelingen, sagte Bierhoff, das "positive, freudige Bild der Mannschaft weiter zu formen". Fehler gehörten dazu, meinte er, auch außerhalb des Platzes, es sei deshalb "wichtig, dass Verantwortliche und Fans Geduld aufbringen, auch hier und da verzeihen, wenn Dinge nicht ganz so laufen".

Allerdings: Der interne Verhaltenskodex wurde im vergangenen Herbst verschärft. Auch auf Wunsch der Spieler gibt es nun ein Handyverbot beim Essen, dazu soll Cliquen-Bildung wie bei der WM 2018 vermieden werden. "Gemeinsame Momente sind die Basis für Teamerfolg", sagte Bierhoff, grundsätzlich gelte: "Wir wollen schärfen, was es bedeutet und welche Verantwortungen es mit sich bringt, Nationalspieler zu sein." Dazu zählten der Stolz, den Adler tragen zu dürfen, aber auch Respekt vor den Fans - und ein gewisses Feingefühl. Nicht nur im linken Füßchen.

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