14.03.2019 12:32 Uhr

Kritik von überall: Löw in Erklärungsnot

Joachim Löw stellt am Freitag den Kader vor
Joachim Löw stellt am Freitag den Kader vor

Joachim Löw ist in Erklärungsnot. Bei der Kadernominierung für die ersten Länderspiele des Jahres muss der Bundestrainer am Freitag die Ausbootung eines Weltmeister-Trios und mögliche Dissonanzen mit dem DFB-Präsidenten erklären.

Nein, wie ein Gang nach Canossa sollte es nicht aussehen. Also verzichtete Joachim Löw darauf, sich bei seinem Besuch in der Münchner Arena einen Bayern-Schal um den Hals zu hängen. Anders als Oliver Bierhoff, der den Fanschal aber schon wieder abgelegt hatte, als das Champions-League-Aus des deutschen Rekordmeisters gegen den FC Liverpool feststand.

Ob Löw danach wie von Uli Hoeneß erhofft in einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Bayern-Präsidenten die Wogen glätten musste, ist nicht überliefert. Fakt aber ist: Am Freitagmittag (12:30 Uhr) bei der Kadernominierung für die ersten Länderspiele des Jahres in der Frankfurter DFB-Zentrale muss sich Löw stellen und überzeugende Antworten finden.

Zur Ausbootung des Weltmeister-Trios Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng, die teils verheerende Kritik auslöste, und zu möglichen Dissonanzen mit DFB-Präsident Reinhard Grindel.

Mit seinem offensichtlichen Alleingang hat Löw auch Grindel vor den Kopf gestoßen. Der DFB-Boss soll erst wenige Stunden vor Löws merkwürdig verlaufenden Treffen mit den geschassten Bayern-Profis von der Entscheidung und der Form in Kenntnis gesetzt worden sein.

Laut "FAZ" wird in DFB-Kreisen die Frage aufgeworfen, ob Löw damit seine Kompetenz überschritten habe. Liga-Chef Reinhard Rauball sprach gegenüber Grindel "Defizite" in dieser Sache an, ein klärendes Gespräch mit Nationalmannschaftsdirektor Bierhoff ist anberaumt.

Jürgen Klopp: "Das muss mir mal jemand erklären"

Mit seiner Entscheidung, die Karrieren der 2014-Weltmeister Müller, Hummels und Boateng im DFB-Team quasi von sich aus für beendet zu erklären, hat sich Löw losgelöst von der sportlichen Wertigkeit noch angreifbarer gemacht.

"Man kann alles geschickter lösen - auch das", sagte Franz Beckenbauer bei "Sky". Auch Liverpools Teammanager Jürgen Klopp meinte: "Dass sie gar nicht mehr in der Auswahl sind, habe ich nicht verstanden. Das muss mir mal jemand erklären."

Die Gelegenheit dazu hat Löw am Freitag, wenn er seinen Kader für das Testspiel am 20. März in Wolfsburg gegen Serbien und den Auftakt in der EM-Qualifikation vier Tage später in den Niederlanden beruft. Gespannt darf man sein, ob Löw einen kleinen Rückzieher macht und die Tür für die Ausgebooteten wieder einen Spalt öffnet.

Mario Götze vor Rückkehr ins DFB-Team?

Zumindest scheint das die Hoffnung von Hummels zu sein. Er werde "schauen, was noch passiert, ob das letzte Wort in der Geschichte schon gesprochen ist", sagte der Innenverteidiger: "Man weiß nie, was passiert. Vielleicht gibt es mal Verletzungsprobleme, vielleicht sind wir doch wieder gut genug, wenn eine EM vor der Tür steht."

Zwischen ihm und dem Bundestrainer gebe es "kein böses Blut", versicherte Hummels. Auch Müller hatte in seiner Video-Botschaft an die Fans eine Rückkehr nicht ausgeschlossen: "Das Spiel ist noch nicht aus!"

Löw wird am Freitag allerdings versuchen wollen, den Blick mehr nach vorne als nach hinten zu richten. Die spielerischen Fortschritte zum Ende des Horror-Jahres 2018 haben den Bundestrainer in seinem späten Neuaufbau bestärkt. So dürfen Maximilian Eggestein, Niklas Stark und Danny da Costa auf ein Debüt gegen Serbien und die Niederlande hoffen.

Von den Weltmeistern von 2014 dürfte dagegen höchstens noch drei Spieler im Kader stehen: Kapitän Manuel Neuer, Toni Kroos und Matthias Ginter. Es sei denn, Löw zaubert WM-Held Mario Götze aus dem Hut. Der BVB-Profi darf sich nach 16-monatiger Pause Hoffnungen auf eine Rückkehr machen.

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