18.02.2019 08:10 Uhr

Kovac spricht über James und Bayerns Transferprobleme

Bayern-Coach Niko Kovac hat sich vor dem Spiel gegen den FC Liverpool zu Wort gemeldet
Bayern-Coach Niko Kovac hat sich vor dem Spiel gegen den FC Liverpool zu Wort gemeldet

Bevor der FC Bayern München am Dienstagabend (21:00 Uhr) in der Champions League gegen den FC Liverpool ran muss, hat sich Coach Niko Kovac ausführlich zur Lage beim deutschen Rekordmeister geäußert, über Transfers und Personalfragen gesprochen und begründet, warum Robert Lewandowski mittlerweile in die Führungsgruppe berufen wurde. 

"Er zählt seit Jahren zu den drei besten Stürmern der Welt. In Polens Nationalteam ist er Kapitän, dort hat er den verdienten Stellenwert. Den musste er auch hier bekommen", erklärte Kovac im "kicker" und nahm den Angreifer, der nun offiziell dritter Kapitän des Teams ist, gleichzeitig in die Pflicht: "Lewandowski geht mit Leistung voran, also muss er auch auf dem Platz und außerhalb Verantwortung übernehmen."

Während der 30-Jährige in den inneren Zirkel berufen wurde, hat Jérôme Boateng seine Führungsposition unter Kovac verloren. Doch der Trainer betonte: "Jérôme bleibt eine große Persönlichkeit. Ich schätze ihn sehr. Er wird uns immer Impulse geben." 

Angesprochen darauf, ob der Weltmeister von 2014 eine Zukunft in München hat, wich der Coach jedoch aus: "Die Jungs haben Verträge. Was über die Saison hinaus passiert, weiß ich nicht. Wir schauen auf das Jetzt." Es gehe momentan nicht um Einzelpersonen, sondern darum, als Einheit aufzutreten. "Wir wachsen zusammen", betonte Kovac.

Situation mit Thomas Müller "ist so, wie sie ist"

Einer, der - trotz der ganzen Gerüchte um einen Abgang - beim Zusammenwachsen eine wichtige Rolle spielen soll, ist James Rodríguez, den der Coach ausdrücklich lobte, mit Einschränkung: "Zuletzt war es sehr gut, aber ich bin überzeugt: James kann mehr. Er bemüht sich in der Defensive, kann da aber noch aktiver werden und vermehrt direkt auf den Gegner mit Ball gehen. Das brauche ich von ihm. Seine Qualitäten mit Ball kennen wir."

Neben James befindet sich auch Müller im Wechselspiel zwischen Bank und Startelf. Gegen den FC Augsburg kam der 29-Jährige erst in der zweiten Halbzeit. Kovac erklärte, dass dies nichts mit den Leistungen bei der Niederlage gegen Bayer am 20. Spieltag zu tun gehabt habe: "In Leverkusen war die erste Halbzeit insgesamt gut, die zweite weniger, bei allen. In Berlin machte es Serge Gnabry gut, es gab keinen Grund zu Änderungen."

Allerdings soll Müller auch gar nicht langfristig auf Rechtsaußen eingesetzt werden. Das sei "nicht seine Position", so der Übungsleiter.  "Er hilft immer aus, deshalb ist er für eine Mannschaft so wertvoll. Auf der Zehn oder Neuneinhalb fühlt er sich wohler", verriet Kovac und fügte an: "Aber ich kann nur elf Plätze vergeben. Es ist zurzeit so, wie es ist." 

Kovac über den Ríbery-Vorfall

Während Müller keine Unzufriedenheit zeigt, verließ Franck Ríbery aus Frust vor dem Spiel gegen den FC Schalke 04 das Training. Kovac sieht seine Autorität nicht untergraben, obwohl kritisiert wurde, dass er den Franzosen nicht bestraft habe.

"Wir haben hier eine Anhäufung von Stars. Als Trainer muss ich sehen, wieso etwas passiert, und teilweise Kompromisse eingehen, die ich als Privatperson vielleicht nicht einginge. Wenn man - generell in der Bundesliga - bei jeder Verfehlung einen Spieler sanktionieren oder raushauen würde, müsste man den Laden schon nach der Hinserie dicht machen", sagte der Trainer.

Von Geldstrafen sei er ohnehin "kein Freund". "Wo fängt man an? Mit 100 Euro kommt man nicht weit, man müsste fünfstellig werden. Ich halte mehr davon, mit Argumenten zu überzeugen."

Transfers? "Dafür gibt es beim FC Bayern absolute Fachkompetenz"

Für die Zukunft plant Kovac ohnehin mit frischen Kräften. Besondere Forderungen hat er bislang aber nicht an die Verantwortlichen gestellt. "Bei Bayern gibt es dafür absolute Fachkompetenz. Natürlich bin ich bei den Überlegungen für die neue Saison dabei. Wir versuchen den Umbruch so zu gestalten, dass die Mannschaft in den kommenden fünf, sechs Jahren konkurrenzfähig bleibt."

In die laufende Saison sei er allerdings mit einem Kader gegangen, bei dem er noch kein Mitspracherecht hatte. "Jetzt versuche ich, das Maximale herauszuholen. Einige Spieler haben sich richtig gut entwickelt", freute sich der Fußballlehrer und gab ein Beispiel: "Leon Goretzka hat sich etabliert, er ist torgefährlich. Auch in der Nationalmannschaft wird er zur festen Größe."

Besonders in der Spitze wünscht sich Kovac jedoch einen neuen Mann, der Lewandowski unterstützen kann. "Wir können glücklich sein, dass er gut trifft und eigentlich nie verletzt ist. Er spielt fast durch, was nicht dauernd so sein muss. Deshalb müssen wir zusehen, dass wir einen Stürmer finden, der um seine Rolle hinter Lewandowski weiß."

Spezielle Namen wollte der Kroate nicht nennen. "Um Lewandowski herum können genauso Müller und James eingesetzt werden; und schon haben wir das nächste Problem, wenn wir einen guten Mann holen. Wir müssen immer abwägen, ob und wie wir uns verbessern können. Wir können für 50, 60 Millionen Euro Topleute kaufen, aber es ist dann nicht so einfach, einen davon auf die Bank zu setzen."

Ob Timo Werner oder Kai Havertz am Ende in München landen, wollte Kovac nicht beantworten. "Beide sind sehr gute Spieler. Aber es können nicht alle guten Spieler dieser Welt in München spielen, weil es dann ein Hauen und Stechen gibt. Hier ist Balance das Stichwort", erklärte der 47-Jährige. 

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