15.02.2019 16:29 Uhr

Martínez bei Bayern: Das bislang größte Opfer des Systems

Javi Martínez spielt seit 2012 beim FC Bayern
Javi Martínez spielt seit 2012 beim FC Bayern

Jahrelang galt Javi Martínez beim FC Bayern München auf der Position des Sechsers als gesetzt. Doch unter Niko Kovac spielt der Spanier nur noch eine untergeordnete Rolle. Gegen den FC Augsburg droht erneut die Bank. Zwar scheint ein Verbleib über die Saison hinaus sicher, dennoch stellt sich die Frage: Wie wichtig ist der 30-Jährige noch für den FC Bayern?

Als die Partie gegen den FC Schalke 04 am letzten Wochenende beim Stand von 3:1 schon entschieden war, durfte Martínez noch zwölf Minuten Spielzeit sammeln. An solche Kurzeinsätze dürfte sich der defensive Mittelfeldspieler mittlerweile gewöhnt haben.

Schließlich stand Martínez in der laufenden Bundesliga-Saison erst neunmal in der Münchner Startformation - zuletzt am 19. Spieltag gegen den VfB Stuttgart. Die Partie verdeutlicht gleichzeitig einmal mehr die derzeitige Situation: Beim 4:1 über die Schwaben musste der Baske beim Stand von 1:1 nämlich bereits in der Pause für Flügelspieler Serge Gnabry Platz machen.

"Unsere beiden Sechser waren sehr tief, da waren wir fast mit sechs Mann hinten und die Jungs vorne waren ein bisschen auf sich alleine gestellt", begründete Trainer Kovac damals die Umstellung.

In Durchgang zwei rückte Leon Goretzka aus dem offensiven Mittelfeld auf Martínez' Position. "Da haben wir die Verbindung besser zwischen Abwehr und Sturm gefunden. Das hat dem Spiel in der zweiten Halbzeit gutgetan", so der Bayern-Coach weiter.

Die Zahlen sprechen beim FC Bayern für Javi Martínez

Die offenen Worte zeigen: Die Einsatzchancen von Martínez sind von der taktischen Ausrichtung abhängig. Seit der Bayern-Trainer zum Ende der Hinrunde von einem 4-1-4-1- auf ein 4-2-3-1-System wechselte, haben sich diese verringert. Denn neben Spielmacher Thiago erhält auf der Doppel-Sechs zumeist der offensiver ausgerichtete Goretzka den Vorzug.

Dennoch belegen die Zahlen, wie wichtig Martínez, der 2012 für die damalige Rekordablösesumme von 40 Millionen Euro von Athletic Bilbao an die Isar wechselte, für die defensive Stabilität der Mannschaft ist.

Während der deutsche Rekordmeister in der Bundesliga ohne Martínez im Schnitt 1,3 Gegentore pro Begegnung kassiert, sind es mit dem Abräumer nur 0,9.

Dieser Unterschied spiegelt sich auch in der Punkteausbeute wider. Mit dem Weltmeister von 2010 in der ersten Elf holt Bayern 2,22 Zähler, was über dem Saison-Schnitt von 2,14 liegt. Zudem knackte Martínez unlängst als schnellster Spieler der Liga-Geschichte die Schallmauer von 100 Siegen (in nur 120 Partien).

Kann der FC Bayern ohne Javi Martínez gegen Liverpool bestehen?

Trotz dieser Werte bevorzugte Kovac mit Thiago und Goretzka zuletzt die offensivere Variante. Das Duo kurbelte das Spiel des aktuellen Tabellenzweiten nach vorne zwar mächtig an. Allerdings fing sich die Kovac-Elf, wie zuletzt gegen Schalke 04, empfindliche Konter-Tore.

Daher stellt sich bereits die nächste Frage: Können die Münchner mit einer solchen Ausrichtung im anstehenden Champions-League-Duell gegen den FC Liverpool bestehen? Nein, meint zumindest der einstige Bayern-Kapitän Stefan Effenberg.

"Wenn du Martínez ganz klar sagst, du bist im Zentrum vor den Innenverteidigern, und alles, was kommt, musst du abfangen, wäre das die Personalie für die nächsten Spiele, vor allem gegen Liverpool", so Effenberg bei "Eurosport": "Der Abfangjäger kann nur Martínez sein."

Mit dieser Meinung steht der "Tiger" nicht alleine da. Auch Dietmar Hamann forderte einen Einsatz des Routiniers: "Niko Kovac hat es ja selbst angemahnt. Bayern muss cleverer sein, notfalls auch mal ein taktisches Foul ziehen", so der Ex-Nationalspieler in der "tz": "So oder so bin ich der Meinung, dass Javi Martínez spielen sollte. So einen defensiven Mittelfeldspieler wie ihn brauchst du."

Bayern muss sich auf geballte Offensiv-Power einstellen

Fest steht: Das Achtelfinale gegen die Reds wird die bisher größte Bewährungsprobe in der noch jungen Bayern-Zeit von Niko Kovac als Trainer.

Mit Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino verfügt der Vorjahresfinalist über geballte Offensiv-Power. Schon viele Gegner bekamen die Klasse des Sturm-Trios auf schmerzhafte Art und Weise zu spüren.

Damit München gegen den FC Liverpool stabil bleibt, könnte Kovac wieder auf eine defensivere Vorgehensweise setzen. Dann würde wohl auch kein Weg an Javi Martínez vorbeiführen.

Sollte Niko Kovac allerdings in diesem richtungsweisenden Spiel den Abräumer erneut auf die Bank setzen, wäre dieser endgültig das größte Opfer des neuen Systems.

Jannik Kube

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