18.01.2019 12:06 Uhr

Lucien Favre: Ein Tabu-Thema und viele Aufgaben

BVB-Trainer Lucien Favre lässt sich in der Meisterfrage nichts einreden
BVB-Trainer Lucien Favre lässt sich in der Meisterfrage nichts einreden

Lucien Favre mag über den Meistertitel nicht reden. Womöglich so lange, bis der BVB Meister ist.

Lucien Favres Stimme knarzt und kratzt. Der Trainer von Borussia Dortmund kämpft mit einer ausklingenden Erkältung, die er sich im Heimaturlaub eingefangen hat, er hüstelt in seine Faust. Das klingt ein wenig wie ein alter Plattenspieler - doch wenn Favre dieser Tage irgendetwas auf keinen Fall will, dann ist es dies: die Platte wechseln. Zumindest nicht im sportlichen Sinne.

"Für mich ist die Philosophie immer gleich", behauptet er glaubhaft: "Spiel für Spiel. Das fängt am Samstag an. Fertig!" Die sechs Punkte Vorsprung an der Tabellenspitze vor dem Auftakt in die Rückrunde bei RB Leipzig am Samstag (18:30 Uhr) hin oder her. Ist der BVB Titelfavorit? "Nein, nein, nein." Das will er sich keinesfalls einreden lassen. Sechs Punkte, da hält er es mit Joachim Löw, sind nicht die Welt.

Es könnten Monate werden, in denen sie in Dortmund so lange den FC Bayern zum Favoriten erklären, bis der BVB Meister ist. Immer wieder dieselbe Platte, so leiernd sie sich anhören mag. "Es gibt keinen Grund, irgendetwas an unserer Herangehensweise zu ändern", betont Sportdirektor Michael Zorc, "wir sind ja nicht den ersten Tag Tabellenführer." Sondern: seit dem sechsten Spieltag am 29. September.

BVB-Coach Favre und die "Chance seines Lebens"

Favre hat also Zeit genug gehabt, sich eine gewisse Ausweichroutine bei entsprechenden Fragen anzueignen. So richtig überzeugend ist das ab und an nicht. Immerhin nennt die "Neue Zürcher Zeitung" diese Rückrunde "die Chance seines Lebens" - er trainiere eine beinahe unverschämt talentierte Mannschaft "galoppierender Wildpferde", die verteidigen könne und "rasend schnell ist wie der Teufel".

In einigen Berichten wird behauptet, der 61-Jährige könne der erste Schweizer Meistertrainer der Bundesliga werden. Dabei stimmt das nicht: Helmut Benthaus, geboren in Herne im Ruhrgebiet, besaß seit vier Jahren einen Schweizer Pass, als er den VfB Stuttgart 1984 zum Titel führte. Ottmar Hitzfeld war ein "gefühlter Schweizer", jedoch ohne Pass.

Lucien Favre aus dem 770-Einwohner-Dorf Saint-Barthélemy/Waadt, aus dem auch der Tennis-Star Stanislas Warinka stammt, wäre also der erste in der Schweiz geborene Trainer, der hierzulande Meister wird. Das ist als Geschichte leider nur halb so gut. Favre will darüber auch "eigentlich nicht reden", wie er der "NZZ" sagte.

Zorc fordert: "Zurück in den Wettkampfmodus"

Lieber redet er über sein Lieblingsthema: Fußball in allen taktischen Feinheiten. Jedoch nicht immer in der Öffentlichkeit, denn mancher Zuhörer würde ihm wohl gar nicht folgen können. "Leipzig ist eine gute Mannschaft", sagt er nur, "darüber brauchen wir nicht zu sprechen. Ich freue mich, wieder anzufangen." Es gebe auch noch viel zu tun: "Es ist wie beim Kuchenbacken: Nur ein Fehler, und der Kuchen ist ruiniert."

Wie gut, dass ihm die wichtigen "Zutaten" rechtzeitig zur Verfügung stehen. Marco Reus (nach Magenproblemen) und Super-Joker Paco Alcácer sind wieder fit, wenn auch womöglich nicht für 90 Minuten. Das Treibmittel des Erfolgsrezeptes jedoch soll die Einstellung sein. "Du hast Weihnachten, Neujahr, bist in Dubai am Strand in der Sonne. Alle klopfen Dir auf die Schulter", warnte Zorc: "Wir müssen zurück in den Wettkampfmodus."

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