11.12.2018 13:30 Uhr

Ahmet Kutucu: Das letzte Schalker Ass im Ärmel

Ahmet Kutucu (M.) durfte im Sommer mit den Profis in China Profi-Luft schnuppern
Ahmet Kutucu (M.) durfte im Sommer mit den Profis in China Profi-Luft schnuppern

Den FC Schalke 04 plagen seit Wochen große Probleme im Sturm. Auch vor dem Champions-League-Duell gegen Lok Moskau muss S04-Trainer Domenico Tedesco improvisieren. Mit dabei ist daher erstmals Ahmed Kutucu, der seit Monaten bei der U19 der Knappen auftrumpft. Ein Hoffnungsträger zur rechten Zeit?

Not macht bekanntlich erfinderisch, wird sich Tedesco bei der Vorbereitung auf das letzte Gruppenspiel in der Königsklasse gedacht haben. Schließlich fehlen derzeit fünf der sechs nominellen Stürmer im Kader. Cedric Teuchert, aktuell der einzige Angreifer ohne akute Beschwerden, kommt selbst erst nach Verletzung zurück und ist längst nicht bei 100 Prozent.

Tür auf also für frischen Wind aus der hauseigenen Knappenschmiede. Tür auf für Ahmet Kutucu, der gegen Moskau im Kader des FC Schalke stehen wird. Der junge Stürmer kommt dabei mit jeder Menge Selbstvertrauen und einigen Vorschusslorbeeren zu den Profis.

Junioren-Coach Norbert Elgert lobte den Angreifer zuletzt als "sehr talentierten" Spieler, der sich in der U19 für höhere Aufgaben empfehlen soll. Im vergangenen Winter statteten die Knappen ihr Talent mit einem Vertag bis 2020 aus. Potenzielle Interessenten, wie der FC Bayern oder Juventus Turin, sollen damit ein wenig abgeschreckt werden.

"Es gilt nun für ihn, eineinhalb Jahre lang in der U19 richtig Gas zu geben, um sich bestmöglich zu entwickeln und spitze zu werden", so Elgert nach der Unterschrift im Februar. Ein Auftrag, den Kutucu bislang eindrucksvoll in die Tat umgesetzt hat.

Schalke-Juwel Kutucu mischt die Liga auf

Ob der SV Rödinghausen, der VfL Bochum oder der SC Paderborn: Die letzten drei Gegner der U19-Auswahl der Schalker in der A-Junioren Bundesliga West werden sich an den Namen Ahmet Kutucu noch lange erinnern. Denn der 18-Jährige machte gegen alle drei Teams den Unterschied. Ob per direktem Freistoß wie gegen Bochum oder nach toller Einzelaktion wie gegen Rödinghausen: Kutucu traf zuletzt nach Belieben.

Fünf Treffer gelangen dem Stürmer in den drei Partien, insgesamt hat Kutucu derer in dieser Saison elf gesammelt - in elf Spielen. Auch dank des gebürtigen Gelsenkircheners steht die Elgert-Elf mit nur einem Punkt Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund in der Liga auf Platz zwei.

"Ahmet ist uns im Rahmen der U19-Spiele schon im letzten Jahr aufgefallen", erklärte Tedesco, der Kutucu bereits im Sommer auf die China-Reise mitnahm: "Er ist sehr torgefährlich, hat eine sehr enge Ballführung und ist jemand, der den Ball immer haben will, auch unter Druck. Er ist keiner, der sich versteckt." Der Angreifer sei zudem "sehr variabel" einsetzbar und keinesfalls ein reiner Strafraumstürmer.

Außerdem sei der dreifache türkische U19-Nationalspieler in den vergangenen Monaten "sehr gereift". Aufgrund der Verletztenmisere habe der Youngster nun "die Möglichkeit, sich die eine oder andere Spielminute zu erarbeiten". Vieles spricht also dafür, dass Kutucu als Einwechselspieler gegen Moskau zu seinem ersten Profi-Einsatz kommt.

S04-Stürmern fehlt die Torgefahr

Immerhin fehlten in den vergangenen Wochen im Angriff Alternativen, nur 15 Tore erzielte das Tedesco-Team in 14 Bundesliga-Spielen. Bester Liga-Torschütze in dieser Saison ist Mittelfeldspieler Nabil Bentaleb mit drei Treffern. Dass der Algerier ausschließlich vom Punkt erfolgreich war, spricht Bände.

Denn die Abteilung Attacke enttäuschte bislang im Kollektiv. Mark Uth ließ seinem kleinen Höhenflug Anfang November ebenso wenig Taten folgen, wie Guido Burgstaller. Schalkes bester Goalgetter der Vorsaison rieb sich in den Zweikämpfen wie gewohnt auf, Zählbares kam meistens jedoch nicht heraus.

Auch Breel Embolo, Franco di Santo oder Steven Skrzybski strahlten vor ihren Verletzungen zu wenig Torgefahr aus, obgleich Letztgenannter immerhin beim 5:2-Sieg gegen Nürnberg einen Doppelpack schnürte und ein wenig Hoffnung versprühte.

Baut Tedesco zu spät auf Kutucu?

Um nicht von seinem System mit zwei Stürmern abzurücken, ließ Tedesco gegen den BVB gar Weston McKennie auflaufen. Der gelernte Mittelfeldspieler, der zu Saisonbeginn auch in der Innenverteidigung aushelfen musste, verzeichnete allerdings nicht einmal einen Schussversuch.

Für Burgstaller, im Derby nach etwas mehr als einer halben Stunde mit Leistenproblemen ausgefallen, kam Linksverteidiger Hamza Mendyl in die Partie. Damit setzte Tedesco in der Offensive eher auf Schnelligkeit statt auf Torgefahr. Denn davon versprühte der junge Marokkaner nur wenig.

Nicht Wenigen im Schalker Umfeld dürfte auch deshalb der Entschluss, den so erfolgreichen Nachwuchsstürmer Kutucu in den Kader zu berufen, etwas zu spät kommen.

Dass Tedesco den 18-Jährigen nicht im hitzigen Revierderby gegen Borussia Dortmund ins kalte Wasser schmeißt, ist zwar nachvollziehbar. Mit etwas mehr Mut hätte er dem S04-Talent jedoch wohl schon zuvor einige Bundesliga-Minuten zumuten können.

Bleibt die Hoffnung, dass Kutucu nun umso schneller Fuß fassen kann. Dann wären die königsblauen Stürmersorgen endlich Geschichte.

Gerrit Kleiböhmer

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