27.11.2018 10:05 Uhr

Vlachodimos: Neuer-Erbe im zweiten Anlauf?

Benfica-Torwart Odisseas Vlachodimos trifft am Dienstag in der Champions League auf den FC Bayern
Benfica-Torwart Odisseas Vlachodimos trifft am Dienstag in der Champions League auf den FC Bayern

Einst galt Odisseas Vlachodimos als großes Versprechen im deutschen Fußball, langfristig sollte er gar Manuel Neuer im DFB-Tor beerben. Doch der Stuttgarter verschwand lange von der Bildfläche - bis jetzt. Seit dieser Saison ist der 24-Jährige Stammkeeper bei SL Benfica und wird neuerdings gar mit Topklubs wie dem FC Bayern, Schalke 04 oder dem BVB in Verbindung gebracht - und mit Ablösesummen von bis zu 60 Millionen Euro. Ein Blick auf eine junge Karriere mit Höhen und Tiefen.

Ausflug ins Jahr 2011: Beim DFB sind die Augen auf die U17-Auswahl gerichtet, die binnen weniger Monate gleich zwei wichtige Turniere bestreitet. Beide Male begeistert das überaus talentierte Team von Trainer Steffen Freund: Im Mai wird der Nachwuchs Vize-Europameister, im Juli folgt der dritte Platz bei der WM in Mexiko. Mit dabei sind Toptalente wie Emre Can oder Mitchell Weiser. Und Odisseas Vlachodimos.

Dem Schlussmann vom VfB Stuttgart wird damals eine glänzende Zukunft vorausgesagt, der Gewinn der Fritz-Walter-Medaille in Bronze unterstreicht sein enormes Talent. In den Folgejahren durchläuft der Schwabe mit griechischen Wurzeln alle U-Mannschaften des DFB. Nur eine Frage der Zeit also, bis er auch bei den VfB-Profis durchstartet. Doch es kommt alles anders.

Über Einsätze in der 3. Liga bei der VfB-Reserve empfiehlt sich Vlachodimos für die Bundesliga-Mannschaft. Am 29. August 2015 wird sein Traum wahr: Im Heimspiel gegen Frankfurt hütet er nach der Roten Karte für Stammtorwart Przemyslaw Tyton erstmals das VfB-Tor. Endstand: 1:4.

Zwei weitere Einsätze kommen unter Trainer Alexander Zorniger hinzu, stets verlieren die Schwaben. Eine Hauptschuld trägt der Schlussmann zwar nicht, eine Visitenkarte hinterlegt er aber auch nicht.

So darf Tyton nach abgesessener Sperre wieder ins Tor. Für Vlachodimos ist kein Platz mehr, der junge Keeper verlässt seine Heimat noch im Winter. Das Kapitel VfB Stuttgart ist beendet.

Neustart in Athen: Vlachodimos erkämpft sich seinen Platz

Der Rechtsfuß erhofft sich bei Panathinaikos in Griechenland eine bessere Perspektive. Doch auch in der Superleague hat der Torhüter zunächst einen schweren Stand. So steht der eher mäßig talentierte Luke Steele aus England in der Rangfolge vor ihm. Vlachodimos muss sich beinahe ein ganzes Jahr gedulden, ehe er sich endlich beweisen darf.

Diesmal ergreift der Junioren-Nationalspieler seine Chance und erkämpft sich einen Stammplatz. Bis zu seinem Wechsel zum portugiesischen Topklub SL Benfica im vergangenen Sommer absolviert Vlachodimos 63 Spiele in Griechenland - 34 Mal bleibt er ohne Gegentreffer.

Auch wenn Panathinaikos in dieser Zeit keinen Titel einfährt, für Vlachodimos hat sich der Wechsel ins Heimatland seiner Eltern allemal ausgezahlt. Für schlanke zweieinhalb Millionen Euro zieht er weiter nach Lissabon, wo die nächste Bewährungsprobe für den jungen Torwart ansteht.

Vlachodimos glänzt in der Champions League

Beim Champions-League-Dauergast nutzt er allerdings schon die Vorbereitung, um das Rennen mit Bruno Varela und Mile Svilar um die Nummer eins im Tor für sich zu entscheiden.

Überzeugt hat er Trainer Rui Vitória mit seiner modernen Spielweise: Der 24-Jährige klebt nicht auf der Linie, sondern gestaltet den Spielaufbau der Hauptstädter aktiv mit.

Im Hinspiel gegen den FC Bayern (0:2) in der Champions League wird Vlachodimos von seinen Mitspielern oft als Anspielstation gesucht. Der Ur-Stuttgarter bleibt cool, strahlt die nötige Sicherheit aus und pariert obendrein zweimal glänzend gegen Arjen Robben. 

Ohnehin nutzt der Schwabe die Königsklasse als große Bühne, um auf sich aufmerksam zu machen. Ausgerechnet in Athen sichert er Benfica trotz Unterzahl den wichtigen 3:2-Sieg. 

Am dritten Spieltag lässt der Keeper die Ajax-Offensive 92 Minuten lang verzweifeln, bis die Niederländer mit dem Schlusspfiff doch noch den Lucky Punch landen. Beim abgefälschten Schuss von Noussair Mazraoui ist Vlachodimos chancenlos.

Die Zahlen belegen den Aufschwung: Nach vier Spielen in der Champions League ist er der Torwart mit den fünftmeisten abgewehrten Schüssen (19).

Bayern, BVB, S04: Kehrt Vlachodimos in die Bundesliga zurück?

So kommt es nicht von ungefähr, dass das einstige DFB-Talent längst auf dem Radar der großen Klubs gelandet ist. Laut portugiesischen Medien sind unter anderem der BVB und Schalke 04 an Vlachodimos interessiert. Auch andere Bundesligisten haben ihre Fühler angeblich ausgestreckt.

Das kolportierte 60-Millionen-Preisschild dürfte das Gros der Interessenten jedoch abschrecken. Angesichts eines bis 2023 gültigen Vertrags wird Benfica seinen neuen Stammtorwart ohnehin nicht abgeben wollen.

Allerdings soll ausgerechnet Benficas kommender Gegner in der Champions League, der FC Bayern, ebenfalls ein Auge auf Vlachodimos geworfen haben.

Kommt ein Wechsel zum Bundesliga-Rekordmeister tatsächlich zustande, hätte dieser Schritt zusätzliche Würze. Denn bei den Münchnern würde er in die Fußstapfen von Manuel Neuer treten - eine Perspektive, die Vlachodimos in der deutschen Nationalmannschaft letztlich verwehrt blieb. Mittlerweile hat der Schlussmann übrigens für die griechische A-Nationalmannschaft debütiert.

Gerrit Kleiböhmer

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