19.11.2018 13:49 Uhr

Die Schweiz verteilt fünf Ohrfeigen an Belgien

Xherdan Shaqiri und die Schweiz besiegten Belgien nach einem furiosen Comeback
Xherdan Shaqiri und die Schweiz besiegten Belgien nach einem furiosen Comeback

Nach dem furiosen 5:2 gegen den WM-Dritten Belgien befindet sich die Schweiz im Freudentaumel. Der Einzug ins Finalturnier der Nations League ist ein Meilenstein für die Eidgenossen.

"Epische Schweizer", "magischer Abend", "wahnsinniges Comeback": Nach dem Spektakel von Luzern wurden die Eidgenossen in ganz Europa mit Lobeshymnen gefeiert - und selbst in der Heimat änderte sich die Wahrnehmung innerhalb von Stunden gravierend.

"Dieses Team hat Moral und Charakter", bejubelte der "Blick" eine Mannschaft, an der die Boulevardzeitung zuvor noch "Leidenschaft" und "Einstellung" kritisiert hatte.

"Es ist ein Moment zum Genießen", sagte Matchwinner Haris Seferovic, der mit einem Dreierpack der Mann des Abends war. Kapitän Granit Xhaka zeigte sich nach dem fesselnden 5:2 (3:2) gegen gedemütigte Belgier ebenfalls rundum begeistert: "Dass das Jahr so endet, ist einfach geil."

Schweiz gelingt Super-Comeback gegen Belgien

Schnell hatten die Schweizer 0:2 zurückgelegen, sich dann aber auf höchst erstaunliche Weise aufgebäumt und dem WM-Dritten eine echte Abfuhr erteilt.

"Was für eine Ohrfeige! Was ging da bloß in euren Köpfen vor, liebe Teufel?", fragte die belgische Zeitung "La Derniere Heure". Das angesehene "Het Nieuwsblad" sah einen "peinlichen Abgang", der vor allem durch "Arroganz" zustande gekommen sei.

Zudem war es nicht nur eine schmerzhafte Niederlage, sie verwehrte den Belgiern auch die Qualifikation für das Finalturnier der Nations League. Dort spielen in Portugal vom 5. bis 9. Juni nun die Schweizer, die mit ihrem Triumph und dem Sieg in Gruppe A2 ein turbulentes Länderspieljahr erfolgreich abschlossen.

"Wir haben mit Mut und Herz gespielt. Es war eine große mentale Leistung", sagte Trainer Vladimir Petkovic.

Ex-Frankfurter Seferovic als Symbolfigur

Eine durchwachsene WM, die stark emotional aufgeladene Diskussion um die Doppeladler-Geste, die ebenso hart geführte Debatte um Spieler mit Doppelstaatsbürgerschaft und wenige Tage vor dem Belgien-Spiel die Blamage gegen Katar (0:1): Der Schweizer Fußball kämpfte am Sonntagabend mit Bravour auch gegen eine Reihe von negativen Einflüssen der letzten Monate. Seferovic taugte in Luzern fast als Symbolfigur dafür.

Vor einem Jahr war der Ex-Frankfurter noch gnadenlos niedergepfiffen worden, hatte Tränen in den Augen, nachdem er im WM-Playoff-Spiel gegen Nordirland zahlreiche Chancen ausgelassen hatte. Nun erhielt der Benfica-Profi für seine Treffer (31., 44., 84.) bei der Auswechslung stehende Ovationen.

Es sei nach dem Rückstand auch dank der weiteren Tore durch Ricardo Rodríguez (26., Elfmeter) und den Gladbacher Nico Elvedi (62.) ein "perfektes Match" gewesen, sagte der 26-Jährige.

Gladbachs Hazard trifft doppelt

Der Beginn war dagegen desaströs. Elvedis belgischer Klubkollege Thorgan Hazard (2., 17.) traf doppelt, fand aber später: "Wir haben wahrscheinlich zu gut begonnen."

Während die Schweiz aufdrehte, angeführt von Seferovic und Liverpools Xherdan Shaqiri, der dreimal vorbereitete, stellte der Weltranglistenerste das Spiel mehr oder weniger ein.

"Die Schweiz zieht ein wahnsinniges Comeback durch", schrieb das englische Boulevardblatt "Sun". Auch die spanische "Marca" zollte großen Respekt: "Epische Schweizer kommen nach 0:2 zurück." "AS" sah eine "historische Nacht für den Schweizer Fußball", und "A Bola" aus Portugal feierte den "magischen Abend" von Benfica-Stürmer Seferovic.

Wegen dieses Abends dürfte auch Coach Petkovic erst einmal ruhiger arbeiten können. Der 55-Jährige hatte arg in der Kritik gestanden, bevor seine Elf ihr wahres Potenzial zeigte, wie Seferovic befand: "Wir haben bestätigt, welche Qualitäten wir besitzen."

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