19.11.2018 10:28 Uhr

Neue Oranje-Generation: Viel Talent, viel Verantwortung

Die neuen Gesichter der Elftal: Matthijs de Ligt, Javairô Dilrosun, Frenkie de Jong und Steven Bergwijn
Die neuen Gesichter der Elftal: Matthijs de Ligt, Javairô Dilrosun, Frenkie de Jong und Steven Bergwijn

Nach trüben Jahren ohne EM- und WM-Teilnahme ist in der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft längst der Umbruch vonstatten gegangen. Bondscoach Ronald Koeman setzt vermehrt auf junge Spieler. Im Oranje-Kader, der sich am Montag mit der DFB-Auswahl misst, tummeln sich daher zahlreiche verheißungsvolle Spieler.

Vorab hat weltfussball mit Bastiaan Vrijhof von voetbal.com über die Oranje-Talente Matthijs de Ligt, Frenkie de Jong, Javairô Dilrosun und Steven Bergwijn gesprochen. Welche Spielertypen sind sie? Wo liegen ihre Stärken? Und welche Zukunft hat das junge Quartett?

  • Matthijs de Ligt (Ajax, 19 Jahre, Innenverteidiger)

Innerhalb weniger Monate vom Abwehrtalent zum Kapitän des niederländischen Rekordmeisters: Diese steile Karriere hat Matthijs de Ligt bei Ajax hingelegt. Schon im zarten Alter von 18 Jahren erhielt der 1,88 Meter große Verteidiger im Verein die Binde, mittlerweile hat der 19-Jährige schon 100 Pflichtspiele für seinen Ausbildungsklub auf dem Buckel. Zum Vergleich: DFB-Hoffnung Niklas Süle war 21 Jahre, als er diese Marke erreichte.

Matthijs de Ligt ist bei Ajax längst der neue Mr. Unumstritten, meint auch Bastiaan Vrijhof: "Mit 17 spielte er in der Europa League gegen Alexandre Lacazette - und der war nirgends zu sehen. Anfang des Jahres hatte er Cristiano Ronaldo im Spiel gegen Portugal komplett in der Tasche. Kürzlich nahm er auch Bayerns Robert Lewandowski in der Champions League aus dem Spiel." Beim 3:0-Sieg gegen die Portugiesen lieferte er obendrein zwei Assists.

Ähnlich wie Süle gehört auch de Ligt in der Nationalmannschaft die Zukunft. Dort kommen ihm seine fußballerischen Qualitäten zugute. "In der Ajax-Jugend wurde er oft ins Mittelfeld gesetzt, damit er sich im Spiel mit dem Ball verbessern kann. Das ist gelungen, de Ligt ist nun ein mitspielender Verteidiger."

Beim jüngsten 2:0-Sieg gegen Weltmeister Frankreich bestach er mit 96 Prozent angekommenen Pässen und einer Zweikampfquote von 83 Prozent.

Was dem jungen Niederländer im Vergleich zu Niklas Süle allein wohl fehlt, ist der Wettbewerb auf höchstem Niveau. Ein Wechsel zu einem Topklub aus den großen Ligen würde im Sommer aber niemanden wirklich überraschen.

  • Frenkie de Jong (Ajax, 21, zentrales Mittelfeld)

Beim deutlichen 3:0-Sieg gegen Deutschland im Hinspiel zog Frenkie de Jong in der Schaltzentrale der Elftal souverän die Fäden. Seine Stärken hat der 21-Jährige vor allem im Passspiel. "Spieler wie de Jong suchen immer nach einer fußballerischen Lösung", musste auch Thomas Müller nach dem Hinspiel anerkennen: "Er spielt den Ball nie zurück."

Das gute Passspiel sei aber nicht de Jongs größter Trumpf, meint Vrijhof: "Er kann an seinen Gegenspielern scheinbar mit Leichtigkeit vorbeiziehen und sie abschütteln. Was man oft bei Flügelspielern sieht, macht er zwanzig Meter vor dem Tor mit einem Gegner im Rücken."

Der Spielgestalter, der hin und wieder im Klub auch in der Innenverteidigung eingesetzt wird, hat eine große Zukunft vor sich. Nicht umsonst wird de Jong seit Längerem mit zahlreichen internationalen Topklubs wie dem FC Barcelona in Verbindung gebracht.

"Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass es Eredivisie-Talente in den besten Ligen häufig schwer haben. De Jong ist allerdings eine Klasse für sich", so Vrijhof weiter. Lange wird Ajax den Youngster also nicht halten können.

  • Javairô Dilrosun (Hertha BSC, 20, Außenstürmer)

Der junge Flügelstürmer ist im Nachbarland eine der großen Überraschungen in der bisherigen Saison. Im Blitz-Tempo wurde der gebürtige Amsterdamer von der U20 über die U21 in die A-Elf befördert. Gegen Deutschland winkt gar das erste A-Länderspiel.

Der kometenhafte Aufstieg ist auch daher verwunderlich, da Dilrosun noch als Jugendspieler den Sprung zu Manchester City wagte. "Es gibt so viele niederländische Talente, die nach England gehen und von denen man später nichts mehr hört", ordnet Vrijhof ein und erklärt: "Als er im Sommer zu Hertha BSC wechselte, war kaum zu erwarten, dass er sich so schnell einen Platz im Team erkämpft. Und schon gar nicht, dass er mit Toren und Vorlagen einen großen Beitrag leisten würde." Bei der Hertha machte er bereits zehn Bundesligaspiele (zwei Tore, drei Assists).

Allerdings hat er bei seiner Nominierung vor allem von der Verletzung von Arnaut Danjuma profitiert. Dass Dilrosun als Ersatz für Danjuma anstelle von Roma-Angreifer Justin Kluivert nominiert wurde, "sagt schon genug", so Vrijhof.

Dilrosuns Trainer bei der Hertha, Pál Dárdai, brachte den Überflieger zuletzt jedoch schnell wieder in die Realität zurück. "Ich bin froh, dass Jeff zur Nationalmannschaft eingeladen wurde. Aber ich finde, dass er hier zu früh hochgejubelt wurde."

  • Steven Bergwijn (PSV Eindhoven, 21, Außenstürmer)

Der Rechtsfuß gehört zu den neuen Gesichtern beim amtierenden Meister und Tabellenführer PSV Eindhoven. Ohne Punktverlust thront die PSV derzeit in der Liga, Steven Bergwijn hat daran mit elf Scorerpunkten (5 Tore, 6 Vorlagen) einen großen Anteil.

Seine große Stärke: Das Eins-gegen-Eins und die enorme Schnelligkeit. "In der Eredivisie ist Bergwijn der Spieler mit den erfolgreichsten Dribblings", erklärt Vrijhof.

Bergwijn wurde von PSV-Coach Mark van Bommel behutsam in die erste Elf geführt, zählt mittlerweile trotz seines Alters aber zum Stammpersonal. Gut möglich, dass der gebürtige Amsterdamer bald einen ähnlichen Weg einschlägt wie Memphis Depay.

Auch der heute 24-Jährige wurde bei der PSV ausgebildet und wechselte erst nach vier Jahren zu Manchester United. Mittlerweile ist der Angreifer der neue Tor-Garant bei Olympique Lyon und in der niederländischen Nationalelf. 

Gerrit Kleiböhmer

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