16.11.2018 12:01 Uhr

"Hilflos und passiv": Russland leckt seine Wunden

Russland enttäuschte beim 0:3 gegen Deutschland
Russland enttäuschte beim 0:3 gegen Deutschland

Nach der WM-Euphorie und den Erfolgen in der Nations League brachte das 0:3 bei Ex-Weltmeister Deutschland die russische Nationalmannschaft wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Der WM-Gastgeber will daraus lernen.

Nach der deutlichen Pleite von Leipzig appellierte Stanislav Cherchesov an die russischen Fans. "Feuert die Nationalmannschaft an", predigte Russlands Trainer, um den Kritikern zu trotzen, die beim 0:3 gegen Ex-Weltmeister Deutschland die "wahre, russische Mannschaft" zurückgekehrt sahen. Dem Abenteuer Heim-WM und den guten Ergebnissen in der Nations League folgte der Rückfall in den Rumpelfußball.

"Unsere Fans hatten wahrscheinlich schon das letzte Mal vergessen, als das russische Team so hilflos und passiv aussah", schrieb die russische Tageszeitung "Kommersant". Nun sind Heldentaten wie der Viertelfinal-Einzug bei der Heim-WM von einer begrenzt talentierten Mannschaft wie der russischen natürlich nicht am Fließband zu erwarten. Trotzdem könnte sie am Dienstag im finalen Nations-League-Duell in Schweden, ebenfalls WM-Viertelfinalist, den Aufstieg in die erste Liga feiern.

Russland fehlen WM-Helden

Von den Russen ist also mehr zu verlangen, als der - vor allem in der ersten Halbzeit - blutleere Auftritt des Teams um die Ex-Bundesligaprofis Roman Neustädter und Konstantin Rausch. "Leider waren wir zu Beginn des Spiels nicht auf die Geschwindigkeit der Deutschen vorbereitet", sagte Cherchesov. Bei den Toren von Leroy Sané (8.), Niklas Süle (25.) und Serge Gnabry (40.) war dies unschwer zu erkennen.

Dass Russland in der Qualität über 90 Minuten nicht mit Deutschland mithalten können würde, war ohnehin klar. Schließlich fehlten die WM-Helden Alexander Golovin, Denis Cheryshev und Angreifer Artem Dzyuba verletzt. Zudem sitzen die Nationalspieler Aleksandr Kokorin und Pavel Mamayev wegen "Hooliganismus" immer noch in Untersuchungshaft.

"Ja, Russland hat fast alle Schlüsselspieler aus dem einen oder anderen Grund verloren. Nur das kann ein solch trauriges Ergebnis irgendwie rechtfertigen", schrieb die Sportzeitung "Sowjetski Sport". Cherchesov will nun seine Schlussfolgerungen daraus ziehen: "Es ist klar, dass die Spieler nicht eingespielt genug sind, aber das ist ein Arbeitsprozess."

Gegen Schweden winkt Russland der Aufstieg

Eine Erkenntnis könnte sein, dass sich die Einbürgerung des gebürtigen Brasilianers Ari gelohnt hat. Der schon 32 Jahre alte Stürmer arbeitete bei seinem Debüt gegen Deutschland viel und könnte eine ernsthafte Option für das Schweden-Spiel sein, falls Dzyuba noch mit seiner Knieverletzung zu kämpfen hat.

"Gesund zu sein und bereit zu sein, sind zwei verschiedene Dinge", sagte Cherchesov zum Zustand des dreifachen WM-Torschützen: "Wenn ein Risiko besteht, riskieren wir es nicht", sagte der Coach. Es könnte sowieso unnötig werden, sollte Schweden am Samstag in der Türkei nicht gewinnen. Nur bei einem Sieg der Tre Kronor könnte die Aufstiegsparty der Sbornaja noch ausfallen. Diese Aussichten dürften die russische Seele zumindest etwas beruhigen.

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