01.11.2018 14:16 Uhr

Felix Passlack: Vom BVB-Juwel zum glücklosen Wandervogel

BVB-Juwel Felix Passlack kommt bei Norwich City nicht in Tritt
BVB-Juwel Felix Passlack kommt bei Norwich City nicht in Tritt

Mit dem Nachwuchs von Borussia Dortmund holte Felix Passlack vier Meistertitel, die U17 des DFB führte er 2015 als Kapitän ins Finale der EM, im März 2016 debütierte er mit 17 Lenzen in der Bundesliga, im November 2016 kürte er sich zum jüngsten deutschen Torschützen der CL-Geschichte und 2017 streckte er den DFB-Pokal mit den Borussen in die Höhe - dann endete der Höhenflug.

Am ersten Spieltag der Bundesliga-Saison 2017/18 noch beim 3:0-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg im BVB-Trikot aktiv, wechselte Passlack auf der Zielgeraden des Sommer-Transferfensters zur TSG Hoffenheim. Während einer zweijährigen Leihe sollte der Youngster im Kraichgau den Schritt vom Talent zum gestandenen Bundesligaspieler machen.

Als Schmankerl schnappte sich Dortmund im Gegenzug den frischgebackenen U21-Europameister und 56-maligen Bundesliga-Spieler Jeremy Toljan von der TSG und angelte sich damit nicht nur einen potenziellen Stammspieler, sondern räumte Passlack auch noch den vermeintlich ärgsten Konkurrenten auf dem Weg zum Stammplatz in Hoffenheim aus dem Weg. Ein scheinbar perfekter Plan, der krachend scheiterte.

Passlack bekam in Baden-Württemberg kein Bein auf den Boden, der BVB zog die Reißleine, beendete die Leihe nach einem Jahr vorzeitig und schickte den 20-Jährigen für eine weitere Leihe zum englischen Zweitligisten Norwich City.

Dort wartete der warme Schoß des ehemaligen BVB-II-Coaches Daniel Farke, der das Ruder bei den Canaries im Sommer 2017 übernahm und seitdem reihenweise alte Bekannte aus dem deutschen Profi-Fußball um sich vereinte - darunter mit Christoph Zimmermann, Marco Stiepermann, Mario Vrancic und Moritz Leitner gleich vier Ex-Borussen. 

Felix Passlack will als "besserer Spieler zum BVB zurückkehren"

"Er hat bereits gegen den FC Bayern gespielt und war in der Lage, Franck Ribéry zu verteidigen", lobte Farke Passlack, der über "großes Potenzial" verfüge und aufgrund seiner Vielseitigkeit ohnehin gut in den Kader passe. "Ich denke, dass der englische Fußball perfekt für mich ist", kommentierte Passlack die erneute Abkehr von seinem Haus-und-Hof-Klub und ergänzte: "Es bringt für beide Seiten mehr, wenn ich jetzt erst einmal Spielpraxis und Erfahrung sammele - und dann hoffentlich als ein besserer Spieler zum BVB zurückkehre."

Damit dieses Vorhaben glückt, muss Passlack allerdings endlich wieder in die Spur kommen. 15 Spieltage sind im englischen Unterhaus inzwischen Geschichte, Passlack stand noch keine Sekunde auf dem Platz. Das 18-Jährige Norwich-Eigengewächs Max Aarons ist auf der rechten defensiven Außenbahn gesetzt, Passlack derzeit bestenfalls Bankdrücker.

Norwich-Teammanager Daniel Farke gibt sich eine Mitschuld

"Keiner konnte die schnelle Entwicklung von Aarons vorausahnen. Es ist unglücklich für Felix, dass Max Aarons konstant gute Leistungen zeigt trotz seines jungen Alters", schätzte Farke die Lage ein und machte der BVB-Leihgabe wenig Hoffnung. Damit er Spielpraxis sammelt, habe man Passlack in der Vorbereitung viel spielen lassen, "vielleicht war es zu viel", gab sich Farke eine Mitschuld am Reservisten-Dasein des jüngsten deutschen Torschützen der Champions-League-Geschichte. Ein geringer Trost. 

Lediglich im League Cup schenkte Farke Passlack bislang immer das Vertrauen. Am Dienstag beendete eine unglückliche [Farke: "Wir saßen in der Kabine und fragten uns: 'Wie konnten wir dieses Spiel nicht gewinnen?'"] 1:2-Pleite beim Premier-League-Klub AFC Bournemouth allerdings das League-Cup-Abenteuer von Passlack und Co.

Nun bleiben Passlack 31 Spieltage in der englischen Championship, um den Status des Mega-Talents abzulegen, bei den Profis nachhaltig zu liefern und sich wieder auf den Zettel der BVB-Verantwortlichen zu spielen. Die Chance auf einen Platz im Kader der Borussen könnte zumindest schlechter sein. Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek wird im kommenden Sommer 34, für Toljan hat sich das BVB-Engagement nicht ausgezahlt, eine baldige Trennung steht im Raum. 

Passlack: "Wenn ich Michael Zorc wäre ..."

Bleibt hinten rechts Achraf Hakimi. Der Leihspieler aus den Reihen von Real Madrid kann rechts und links in der Viererkette agieren und steht noch bis Ende Juni 2020 beim BVB unter Vertrag. Bestätigt der Marokkaner seine bisher gezeigten Leistungen, ist aber nicht zu erwarten, dass Dortmund den Nationalspieler anschließend halten können wird. 

Passlacks Langzeit-Aussichten (Vertrag beim BVB bis 2021) könnten demnach schlechter sein. Als Bankdrücker bei einem englischen Zweitligisten dürfte er seine Meriten allerdings verspielen.

Sollte eine Besserung ausbleiben, könnte ein Satz Passlacks aus dem Sommer 2017 an Aktualität gewinnen. "Wenn ich Michael Zorc wäre, hätte ich mich nach meiner vergangenen Saison leider auch nicht weit oben auf dem Zettel gehabt", zeigte der gebürtige Bottroper Verständnis dafür, dass man ihm 2018/19 keine Chance in Dortmund gab. Obwohl auf seiner Position Handlungsbedarf herrschte. Wiederholung derzeit nicht ausgeschlossen.

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