01.11.2018 12:05 Uhr

Ketchup-Effekt: Bayers "Kiddies" werden langsam erwachsen

Bayer hatte in Gladbach fünffach Grund zum Jubeln
Bayer hatte in Gladbach fünffach Grund zum Jubeln

Elf Tore in zwei Spielen: Bayer Leverkusen erlebt unter Heiko Herrlich den Ketchup-Effekt - und will nun mehr. In Gladbach herrscht Ratlosigkeit.

Als Heiko Herrlich pünktlich zu Halloween die bösen Geister vertrieben hatte, huschte ein kurzes Lächeln über sein Gesicht. "Der Bann scheint gebrochen", sagte der Trainer von Bayer Leverkusen nach der 5:0 (2:0)-Pokalgala bei Borussia Mönchengladbach und genoss den zweiten Kantersieg innerhalb von nur vier Tagen. Nach elf Toren in zwei Spielen hofft nicht nur Herrlich, dass der Spuk des gruseligen Saisonstarts endgültig beendet ist.

Die verrückte Wende bei der Werkself erinnert an den oft zitierten Ketchup-Effekt: Erst kam lange nichts, dann plötzlich alles auf einmal. Wie schon beim 6:2 in Bremen konterte die Herrlich-Elf den Gegner mit den schnellen Angreifern Julian Brandt, Karim Bellarabi und Kevin Volland nach Belieben aus. "Elf Tore bei zwei heimstarken Mannschaften - tolle Truppe, tolle Moral", sagte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler. Fragen nach Herrlichs Zukunft gab es erst gar nicht.

Ist nun also die Trendwende geschafft? Nationalspieler Brandt, der schon nach fünf Minuten den Torreigen eröffnete, glaubt fest daran. "Wir haben zu Saisonbeginn öfter wie Kinder gespielt, ein bisschen naiv. Mittlerweile nutzt die Mannschaft ihre Chancen. Die kleinen Kiddies werden langsam erwachsen", sagte der 22-Jährige und fügte an: "Was in den letzten beiden Spielen passiert ist, das hätte sich am Samstagmorgen noch keiner ausgerechnet."

Bayer-Coach Herrlich setzt weiter auf den "Hunger"

Erleichtert war auch Trainer Herrlich, dessen Umstellung auf ein 3-4-3-System fruchtet. "Ich habe immer gesagt, dass du dir die Leichtigkeit über die Ergebnisse zurückholst. Aber es darf jetzt nicht aufhören. Der Hunger muss jetzt beständig bleiben", sagte der 46-Jährige, dessen Team in der Bundesliga nach schwachem Start nur auf Rang zwölf liegt. Am Samstag kommt die TSG Hoffenheim nach Leverkusen. "Da müssen wir nachlegen", fordert Herrlich.

Neun Ränge vor Leverkusen liegt die Borussia, die Stimmung ist nach zwei Niederlagen in Folge dennoch gedrückt. Denn was die Gladbacher Defensive anbot, war nicht nur bei den Toren von Brandt (5.), Tin Jedvaj (45.+1), Bellarabi (67./74.) und Volland (80.) zum Gruseln. Die einzig realistische Titelchance erledigte sich wie schon im Vorjahr früh - und wieder gegen Leverkusen. Fast noch bitterer: Im erst neunten Pokalspiel im Borussia-Park war es die sechste Heimniederlage.

"Was ich nicht akzeptieren kann, sind der vierte und fünfte Gegentreffer", sagte Trainer Dieter Hecking: "Als Mannschaft muss man auf dem Platz erkennen, dass man die Räume nicht aufmachen darf. Ein 0:5 tut doppelt weh." Kapitän Lars Stindl versprach für das Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf am Sonntag Wiedergutmachung.

Am Ende bleibt der Borussia somit eine viel zu kurze, aber immerhin denkwürdige Pokalsaison: Das 11:1 beim BSC Hastedt in Runde eins war der höchste Sieg, das 0:5 gegen Leverkusen die höchste Niederlage der Gladbacher Pokalgeschichte - gleichauf mit dem 0:5 bei Schalke 04 im November 2002. Trösten dürfte das am Niederrhein aber niemanden.

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