19.10.2018 17:31 Uhr

Zagadou beim BVB: Hype, Bank, Hype - und jetzt?

BVB-Youngster Dan-Axel Zagadou glänzt mit starken Zweikampfwerten
BVB-Youngster Dan-Axel Zagadou glänzt mit starken Zweikampfwerten

Die besten Zweikampfwerte der Fußball-Bundesliga, mit 19 Lenzen unfassbar abgeklärt und im Luftduell kaum zu schlagen - Dan-Axel Zagadou lässt das Herz der BVB-Fans derzeit höher schlagen. Sein erstes Jahr im Dress von Borussia Dortmund hat dem Franzosen allerdings bereits gezeigt, dass der Hype ebenso jäh enden kann.

Die halbe deutsche Bundesliga, Manchester City und der große FC Barcelona buhlten im Sommer 2017 um die Dienste Zagadous. Kein Wunder, die Grunddaten des Franzosen wecken naturgemäß Begehrlichkeiten: 1,96 Meter und 90 Kilo entsprechen dem Gardemaß eines Innenverteidigers, ein starker linker Fuß ist im Abwehrzentrum ohnehin rar gesät, die Ausbildung bei Paris-Saint Germain ein Zeichen für Qualität und Zagadou, der Vertragsangebote von PSG zuvor mehrfach abgelehnt haben soll, war für läppische 450.000 Euro zu haben.

Den Ruf in der Tasche, jungen Spielern den Weg zu einer Weltkarriere zu ebnen, machte letztlich der BVB das Rennen. BVB-Sportdirektor Michael Zorc untermauerte bei der Bekanntgabe des Transfers, dass Zagadou "vollwertiges Mitglied" des Profikaders sein werde und man "vollkommen überzeugt" von den Fähigkeiten des Top-Talents sei.

Ein Punkt, der den Ausschlag für den Wechsel ins Ruhrgebiet gegeben hat. "Ich habe mich ganz bewusst für den BVB entschieden, weil es diesem großen Klub immer wieder gelingt, junge Spieler ins Profiteam zu integrieren", verkündete Zagadou bei seiner Vorstellung auf "bvb.de".  In Dortmund wolle er nun "zu einem etablierten Profifußballer reifen".

Schmelzer-Verletzung spülte Zagadou ins Rampenlicht

Die Reifeprüfung sollte früher als erwartet erfolgen. Da sich Marcel Schmelzer vor dem Auftakt der Saison 2017/18 verletzte, griff Peter Bosz, der die Zügel beim BVB im Sommer 2017 von Thomas Tuchel übernommen hatte, in die Trickkiste und schickte Zagadou auf der linken defensiven Außenbahn ins Rennen. Schnell, robust, passsicher: Das schien zu passen - und Zagadou lieferte. Nach sechs Spieltagen hatte der BVB lediglich ein Gegentor kassiert, thronte mit 16 Punkten an der Tabellenspitze und Zagadou wurde zum Bundesliga-Rookie des Monats September gekürt.

"Ich versuche es so einfach wie möglich zu spielen. Ich versuche nicht Dinge zu machen, die ich nicht kann", erklärte Zagadou sein Erfolgskonzept im Dortmunder Stadionmagazin. So jäh wie der Höhenflug des BVB, endete im Oktober 2017 allerdings auch der märchenhafte Start von Zagadous Bundesliga-Abenteuer.

Bis zum 13. Spieltag stand Zagadou noch fünf weitere Male für die Borussen auf dem Rasen, der Hurra-Fußball war allerdings Geschichte. Der BVB gewann bis Dezember keine Bundesliga-Partie mehr und verspielte vor heimischen Publikum eine 4:0-Führung gegen den Revierrivalen FC Schalke. Die Folge: Peter Bosz musste den Hut nehmen, Peter Stöger übernahm, baute auf routiniertere Abwehr-Asse und Zagadou schmorte auf der Bank.

Einzig im Europa-League-Rückspiel bei RB Salzburg stand Zagadou nochmals für die BVB-Profis auf dem Rasen. Wie das gesamte Team lieferte er allerdings eine grausame Vorstellung ab. Es sollte die letzte unter Stöger bleiben.

Neuer Trainer, alte Situation für Zagadou beim BVB

Dan-Axel Zagadou spielte in dieser Saison bereits in der Champions League
Dan-Axel Zagadou spielte in dieser Saison bereits in der Champions League

Auf Stöger folgte nach der Spielzeit "Bessermacher" Lucien Favre, die Karten wurden neu gemischt: Mit Sokratis verließ ein über Jahre gesetzter Innenverteidiger den Ruhrpott, mit Abdou Diallo kam ein millionenschwerer Ersatz. Trotz teils sehr starker Auftritte in der Vorbereitung gegen Manchester City und den FC Liverpool blieb Zagadou somit auch unter Favre nur ein Platz auf der Bank oder der Tribüne.

Erst eine Rotsperre gegen Diallo und die Verletzung von Backup Ömer Toprak spülte Zagadou zurück in die Startelf. Beim krachenden 7:0 gegen den 1. FC Nürnberg gab der 19-Jährige sein Pflichtspieldebüt unter Favre. Wirklich gefordert wurde Zagadou vom Aufsteiger nicht, mit abgebrühtem Zweikampfverhalten und starken Aktionen in der Spieleröffnung konnte Zagadou Favre allerdings überzeugen.

Den Beweis lieferte der Schweizer seinem Schützling spätestens, als er ihm am folgenden Spieltag wieder das Vertrauen in der Abwehrmitte schenkte. Rückkehrer Diallo wiederum blieb nur die Rolle als Ersatz für den verletzten Schmelzer auf links. Ausgerechnet der Position, auf der Zagadou unter Bosz zu Beginn seiner Dortmunder Zeit glänzte.

Zagadou überzeugt mit Bestwerten beim BVB

Die Statistik zumindest gibt Favre recht: In drei Bundesliga-Partien (gegen Nürnberg, Leverkusen und Augsburg) glänzte Zagadou mit 75 Prozent gewonnen Zweikämpfen (im Luftkampf sogar 89 Prozent), kein anderer Akteur war stärker und einer überragenden Quote von 91 Prozent erfolgreicher Passspiele.

"Es freut mich für ihn besonders, weil er sechs Monate kein Spiel hat machen dürfen und keine leichte Zeit hatte. Mit welcher Ruhe er auch die Klasse der Leverkusener verteidigt und wie er Fußball gespielt hat. Das war überragend", lobte BVB-Sportdirektor Michael Zorc seinen Schützling. "Mit Blick auf seine beeindruckende Statur vergisst man oft, dass auch er gerade erst der Jugend entwachsen ist."

Worte, die untermauern, dass dem U-Nationalspieler die Zukunft gehört. Nun ist es jedoch an Zagadou, die gezeigten Leistungen über einen längeren Zeitraum zu bestätigen. Die Chance dazu wird er bekommen. Auch, da den Borussen durch den Ausfall von Manuel Akanji in den kommenden Wochen mit sieben Partien ein Innenverteidiger fehlt, der 2018/19 bislang noch keine Minute verpasste.

Marc Affeldt

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