18.10.2018 11:04 Uhr

Mats Hummels: Nur noch einer unter vielen?

Mats Hummels beim FC Bayern und im DFB-Team in der Krise
Mats Hummels beim FC Bayern und im DFB-Team in der Krise

Mats Hummels steckt im wohl größten Formtief seiner Karriere. Beim FC Bayern München und in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist der Weltmeister von 2014 nicht mehr unumstritten. Hat der 29-Jährige seinen Zenit überschritten?

Die Szene war symptomatisch für die letzten Wochen von Mats Hummels. Grätsche im Strafraum gegen Frankreichs Blaise Matuidi, der Gegenspieler tritt mit seinem Fuß auf Hummels' Bein und kommt dabei zu Fall. Schiedsrichter Milorad Mazic zeigt zu Unrecht auf den Punkt. Antoine Griezmann tritt an und schießt den Weltmeister in der 80. Minute zum späten Sieg gegen Deutschland.

Nach der zweiten Niederlage im dritten Spiel der Nations League droht dem DFB-Team der Abstieg aus der Division A des neu geschaffenen Wettbewerbs. Gut vier Jahre nach dem WM-Triumph von Rio de Janeiro ist das Flaggschiff des deutschen Fußballs am Boden. Hummels steht zusammen mit anderen Helden von damals sinnbildlich für den Absturz.

Schon beim blamablen WM-Vorrundenaus in Russland konnte der Innenverteidiger seine Klasse über weite Strecken nicht abrufen. Eine ordentliche Leistung im Nations-League-Hinspiel gegen Frankreich blieb die Ausnahme.

Beim 0:3 gegen die Niederlande ging Hummels mit den Kollegen zusammen unter. Beim zweiten Duell mit den Franzosen krönte die bittere Elfmeterentscheidung einen insgesamt unglücklichen Auftritt des Abwehrmannes. Von sport.de bekam Hummels jeweils die Note 4.


Mehr dazu: Frankreich vs. Deutschland: Das DFB-Team in der Einzelkritik


Mats Hummels sorgt mit umstrittenen Aussagen für Kopfschütteln

Mit starken Leistungen voranzugehen und das Team zu führen, das gelingt dem Routinier derzeit nicht. Stattdessen sorgte Hummels nach dem blutleeren Auftritt in Amsterdam mit seinen wenig selbstkritischen Aussagen für Kopfschütteln.

Man habe "ein gutes Spiel gemacht", der Umgang von Medien und Fans mit den Spielern sei "respektlos", erklärte er. Und: "Wir sind mit die Besten in dem, was wir machen."

Ob das für Hummels persönlich im Herbst 2018 noch gilt, darüber lässt sich trefflich streiten. Auch beim FC Bayern ist der langjährige Weltklasse-Innenverteidiger eines der Gesichter der aktuellen Krise mit vier sieglosen Pflichtspielen in Folge.

Leistungen von Mats Hummels werden schlechter

Hummels, ohnehin nie einer der dynamischsten Vertreter seiner Zunft, bekommt immer häufiger dann Probleme, wenn die Gegenspieler mit Tempo auf ihn zulaufen.

Frankreichs Superstar Kylian Mbappé, Oranje-Angreifer Memphis Depay oder die flinken, wuseligen Offensivakteure von Bayerns Champions-League-Gegner Ajax Amsterdam ließen den früheren Dortmunder im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen.

Szenen, in denen sich der 1,91-Meter-Mann nur noch mit waghalsigen Grätschen zu helfen weiß, nehmen zu. Hummels habe "Holzbeine", schimpfte gar der frühere französische Welt- und Europameister Christophe Dugarry.

Die Bundesliga-Zweikampfwerte sprechen ebenfalls für einen Abwärtstrend bei Hummels: Gewann er 2016/2017 noch überragende 71 Prozent seiner direkten Duell, waren es in der vergangenen Saison nur noch 63 Prozent.

Mats Hummels verliert Status als Nummer eins beim FC Bayern

Noch hält Bundestrainer Joachim Löw trotz des nach der WM angekündigten Umbruchs im DFB-Team zwar scheinbar unumstößlich an Hummels fest. Die jüngeren Konkurrenten scharren allerdings schon mit den Hufen.

Matthias Ginter (24) hat bei Borussia Mönchengladbach den Schritt hin zum Führungsspieler gemacht, Antonio Rüdiger (25) ist im zweiten Jahr in Folge unumstrittener Stammspieler im Haifischbecken Premier League beim FC Chelsea.


Mehr dazu: DFB-Team im Formcheck: Welchen Status haben Manuel Neuer, Mats Hummels, Thomas Müller und Co. unter Joachim Löw?


Bayern-Teamkollege Niklas Süle (23) ist noch nicht so erfahren wie Hummels, bringt von allen deutschen Innenverteidigern aber schon jetzt das beste fußballerische Gesamtpaket mit.

Beim FC Bayern muss Hummels wegen des früheren Hoffenheimers längst um seine Rolle als Platzhirsch in der Hintermannschaft bangen. Bereits vor der Saison soll sich Trainer Niko Kovac intern auf Süle als Abwehrchef festgelegt haben.

Acht Mal stand der Youngster wettbewerbsübergreifend bislang auf dem Platz, genauso häufig wie Hummels. Sogar Jérôme Boateng kommt trotz seines erst in letzter Minute geplatzten Wechsels zu Paris Saint-Germain auf sieben Einsätze.

Teilen sich beim FC Bayern die Einsätze: Niklas Süle, Jérôme Boateng und Mats Hummels
Teilen sich beim FC Bayern die Einsätze: Niklas Süle, Jérôme Boateng und Mats Hummels

Wie arrangiert sich Mats Hummels mit seiner neuen Rolle?

Der zuvor unantastbare Hummels, der sich mit öffentlichen Äußerungen zu Kovacs Abwehr-Rotation bislang zurückhält, ist damit bislang so etwas wie das prominenteste Opfer des Trainerwechsels beim Rekordmeister.

Sich mit seinem neuen Status als einer unter vielen zu arrangieren, dürfte Hummels nicht leicht fallen. "Mächtig angefressen" wäre er an Hummels' Stelle, sagte "Sky"-Experte Dietmar Hamann.

Ausgerechnet der mit einem riesigen, manchmal fast schon zu großen Selbstbewusstsein gesegnete "Klassensprecher" muss die Kröte fressen, in den letzten Jahren seiner erfolgreichen Karriere womöglich regelmäßig auf der Bank Platz nehmen zu müssen - in der Nationalmannschaft und im Verein.

Tobias Knoop

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