14.10.2018 11:04 Uhr

Fünf bittere Erkenntnisse aus dem Debakel der DFB-Elf

Bild mit Symbolcharakter: Jonas Hector und Toni Kroos wirkten nach der Pleite in Holland ratlos
Bild mit Symbolcharakter: Jonas Hector und Toni Kroos wirkten nach der Pleite in Holland ratlos

Das bittere 0:3 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen die Niederlande hatte etwas von einem Abgesang - auf die Ära der Weltmeister, auf die Amtszeit von Bundestrainer Joachim Löw. Die DFB-Elf, das ist die bitterste Erkenntnis eines erniedrigenden Abends, ist nur noch Mittelmaß. Die wichtigsten Lehren aus der Pleite.

1. Löw ist uneinsichtig und mutlos

Joachim Löw hält auch Monate nach dem historischen WM-Desaster an seinen alten Helden fest, obwohl jeder erkennen kann, dass diesen die Klasse von 2014 längst abhandengekommen ist. Da fehlt dem Bundestrainer die Einsicht, aber auch der Mut zum radikaleren Umbruch.

"Irgendwann muss sich Jogi Löw überlegen, wie lange macht es für mich noch Sinn, meinen etablierten, erfahrenen Spielern das Vertrauen zu geben", sagte "ZDF"-Experte Oliver Kahn.

Und: Löw verkennt auch seine eigene Lage. Seine Einlassung, "im Moment" habe er es nicht selbst in der Hand, ob er seinen Job behalten dürfe, sei "nur Spaß" gewesen, sagte er. Das ist unangebracht - und ein Scherz, der Löw im Halse stecken bleiben könnte.

2. Die Achse von 2014 ist endgültig zerbrochen

Manuel Neuer wirkt nur noch wie ein normaler Torwart. Jérôme Boateng und Mats Hummels haben ihre Autorität verloren. Toni Kroos steckt im Formtief. Und Thomas Müllers hilflose Suche nach alter Stärke ist fast schon mitleiderregend. Kurz: Die Helden von 2014, die sich über Jahre große Verdienste um den deutschen Fußball erworben haben, haben abgewirtschaftet. An guten Tagen sind sie immer noch zu guten Leistungen fähig, konstant Top-Niveau haben sie nicht mehr.

Sehen wollen sie das nicht. Dass Hummels, sonst ein überaus reflektierter, kluger Kopf, in seiner Analyse ("Vieles war gut") derart danebenlag, lässt tief blicken. In der "vogelwilden" Schlussphase habe niemand Verantwortung übernommen, schimpfte Löw - eine Ohrfeige an eine Achse, die zerbrochen ist.

3. Die Sturmflaute wird zum Dauerproblem

Nur zehn Tore in den letzten zwölf Spielen sprechen eine deutliche Sprache: Deutschland ist kein Stürmerland mehr. Und dies ist mitnichten, wie Hummels meinte, "eine Mischung aus Pech und fehlender Abschlussqualität". Immer Pech, sagte Joshua Kimmich, "ist kein Zufall, irgendwas steckt dahinter".

Es ist mangelnde Qualität. Besorgniserregend: Abhilfe in Form von neuem, besseren Material ist nicht in Sicht. Dass Löw in Mark Uth einem Null-Tore-Stürmer zum Debüt verhelfen musste, sagt alles.

4. Die Mannschaft ist gespalten

Schon bei der WM wurde eine Kluft zwischen Jung und Alt deutlich. Am Samstag trat die weniger auf dem Platz als bei den Gesprächen danach zu Tage. Wer genau hinhörte, erkannte, dass junge Wortführer wie Kimmich oder Julian Draxler nicht verstehen, warum Löw ihre Generation teilweise vernachlässigt.

Während sie sich vor allem für Leroy Sané stark machen, stehen etablierte Kräfte dem pfeilschnellen Dribbler skeptisch gegenüber. Und: Eine echte Mannschaft zerfällt nicht so, wie die DFB-Elf etwa gegen Südkorea in Russland oder in Amsterdam.

5. Deutschland ist nur noch Mittelmaß

Würde mit Sané, Draxler und Julian Brandt, die nach ihren Einwechslungen frischen Wind brachten, dazu mit einem Niklas Süle alles besser? Wohl kaum. Die junge Generation, allen voran ein Joshua Kimmich, hat durchaus Qualität. Deutschland aber hat auch hier keine Ausnahmespieler wie Frankreich.

Eine Niederlage am Dienstag beim Weltmeister würde den Abstieg aus der Nationenliga fast schon besiegeln. Dann ginge es in Liga B gegen Nationen wie Tschechien, die Türkei oder Österreich - Mannschaften, die derzeit eher auf Augenhöhe sind.

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