13.10.2018 12:16 Uhr

Not oder Tugend? Torlos-Schalker Mark Uth beim DFB

Mark Uth wurde von Jogi Löw trotz Tor-Krise in die Nationalmannschaft berufen
Mark Uth wurde von Jogi Löw trotz Tor-Krise in die Nationalmannschaft berufen

Im Vorjahr war Mark Uth mit 14 Treffern zweitbester deutscher Torschütze der Bundesliga. Für die Nationalmannschaft hat es aber nicht gereicht.

Nach einem katastrophalen Saisonstart mit dem FC Schalke 04 ist der "Null-Tore-Torjäger" nun vom Bundestrainer in den DFB-Kader berufen worden. Der Zeitpunkt gibt Rätsel auf.

Null Tore in zehn Pflichtspielen. Die Bilanz von Stürmer Mark Uth in Gelsenkirchen ist eher beängstigend als beeindruckend. Der 27-Jährige konnte die großen Erwartungen, die die Verantwortlichen in Gelsenkirchen in den "Königstransfer" gesetzt hat, bisher nicht erfüllen.

Umso überraschender kam nun die Nominierung für die Partien gegen die Niederlande und Frankreich in der UEFA Nations League.

Jahrelang nicht berücksichtigt

In den letzten Jahren hätte eine Berufung von Mark Uth hingegen nicht verwundert. 2014/15 schoss der Linksfuß in der holländischen Eredivisie 15 Tore für den SC Heerenveen. Im Vorjahr knipste Uth in der Bundesliga 14-mal für die TSG Hoffenheim. Ein Anruf des Bundestrainers blieb aus.

Der kam nun völlig überraschend, als Mark Uth gerade in einem Baumarkt einkaufen wollte. "Ich habe mich sehr gefreut, aber damit nicht unbedingt gerechnet", musste der S04-Angreifer gestehen und ist mit seiner Verwunderung nicht alleine.

Es waren dann wohl die Erinnerungen an die guten Jahre, die zur Nominierung Uths geführt haben. "Er ist aufgrund seiner Leistungen aus den Vorjahren vollkommen zurecht bei der Nationalmannschaft", rechtfertigte Löw-Assistent Marcus Sorg die Nominierung.

Verdient hat es Mark Uth durchaus, aber der Zeitpunkt könnte unpassender kaum sein. Denn dass es nicht besonders viel hilft, irgendwann mal gut gewesen zu sein, hat die gesamte deutsche Nationalmannschaft im vergangenen Sommer bei der katastrophalen WM in Russland bereits eindrucksvoll bewiesen.

Bundestrainer Löw und die Stürmer

Nach dem WM-Debakel hatten die fragwürdigen Personalentscheidungen von Jogi Löw, gipfelnd in der Nichtnominierung von Premier-League-Nachwuchsstar Leroy Sané, für ordentlich Diskussionsstoff gesorgt. Und es war nicht das erste Mal, dass Löws Spielerauswahl Fans und Experten erstaunen ließ.

Vor allem mit den Offensivkräften hat sich der Bundestrainer schon öfter schwergetan. Mal passten sie wie der einstige Torschützenkönig Stefan Kießling nicht in Löws taktisches Korsett, mal waren sie wie Max Kruse oder Sandro Wagner nicht untertänig genug. Und wenn ein Kevin Kuranyi aus Leistungsgründen dann doch mal nominiert werden musste, reichte ein einziger Ausrutscher, um ihn auf Lebenszeit auszubooten.

Nach dem Rücktritt von Mario Gomez und dem verletzungsbedingten Ausfall von Nils Petersen blieb Löw für die Reise nach Holland mit Timo Werner nur noch ein einziger Vollblutstürmer. Zur Aufstockung hätte es allerdings durchaus Alternativen gegeben.

Terodde trifft und trifft

Zum Beispiel Simon Terodde. Der 30-Jährige hat schon in Bochum und Stuttgart mit je 25 Saisontoren seine Torjägerqualitäten unter Beweis gestellt und befindet sich derzeit in der Form seines Lebens. Für seinen aktuellen Verein 1. FC Köln hat Terodde in den ersten acht Pflichtspielen unglaubliche zwölf Treffer erzielt.

Große Hoffnungen auf einen Einsatz im DFB-Trikot hat Terodde sich trotzdem nie gemacht. "Zweitliga-Stürmer werden meines Wissens sehr selten nominiert. Jedenfalls in Deutschland", sagte der Goalgetter schon zu Stuttgarter Zeiten. Damit liegt er allerdings falsch.

Denn dass dies für eine Nationalmannschaftskarriere kein Auschlusskriterirum ist, hat man in der Vergangenheit bereits bei Lukas Podolski oder Oliver Neuville gesehen. Und Jogi Löw hat es mit der Einladung von Teroddes Mannschaftskollegen Jonas Hector noch einmal unterstrichen.

Uth will seine Chance nutzen

Für Mark Uth ist die Berufung trotz aller Begleitumstände natürlich eine riesige Chance. Und der 27-jährige Stürmer bringt zweifelsfrei die Qualitäten mit, um seine Nominierung nachträglich zu rechtfertigen.

Bundestrainer Löw gefällt insbesondere die wuchtige und direkte Spielweise des Schalkers. "Vor allen Dingen hat er Torjägerqualitäten. Im Strafraum, im Abschluss ist er sehr gefährlich", sagte Löw über Uth.

Wichtig dürfte dem Bundestrainer, der nicht gerade für taktische Vielfalt bekannt ist, auch die Vielseitigkeit seines Neulings sein. Mark Uth kann sowohl im Zentrum als auch über den Flügel agieren und könnte damit sowohl anstelle von als auch neben Timo Werner agieren.

Ein Traum geht in Erfüllung

"Ich habe immer gesagt, dass es für mich das Allergrößte wäre, irgendwann mal in der Nationalmannschaft zu spielen. Der Traum lebt, der Traum lebt immer", hatte Mark Uth vor seiner ersten Saison auf Schalke ausgesprochen. Nun ist der Traum Wirklichkeit geworden

Mit Schalke hat der Linksfuß mittlerweile zurück in die Spur gefunden. Warum sollt also nicht auch bei Mark Uth bald der Knoten platzen und der Ball mal wieder im Tor landen. Vielleicht ja schon bei einer Premiere im DFB-Dress – als Debütant Nr. 100 der Ära Jogi Löw.

Lennart Wegner

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