11.10.2018 09:50 Uhr

ÖFB-Team gegen Nordiren unter Zugzwang

Foda gab Gruppensieg als Ziel aus
Foda gab Gruppensieg als Ziel aus

Österreichs Fußball-Nationalmannschaft befindet sich schon im zweiten Nations-League-Spiel unter Zugzwang. In der Partie am Freitag im Wiener Happel-Stadion gegen Nordirland müssen nach der Auftakt-Niederlage vor einem Monat in Bosnien-Herzegowina ziemlich sicher drei Punkte eingefahren werden, um die realistische Chance auf den Gruppensieg zu wahren.

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Teamchef Franco Foda ist sich der Bedeutung des Spiels bewusst. "Gegen Bosnien ist es nicht so gelaufen wie gewünscht, aber jetzt werden wir alles versuchen, damit wir gewinnen", versprach der Deutsche. Vor Beginn des neuen Bewerbs hatte Foda Platz eins in der Liga-B-Gruppe 3 als Ziel ausgegeben. "Man muss sich immer hohe Ziele setzen. Ich habe aber nie gesagt, dass es ein Muss ist", betonte der 52-Jährige.

Von einem Pflichtsieg gegen die Nummer 28 der FIFA-Weltrangliste - Österreich ist 24. - wollte der Nationaltrainer nicht sprechen. "Die Situation ist relativ einfach zu analysieren: Wenn wir aus eigener Kraft Gruppensieger werden wollen, müssen wir gewinnen. Die Chance besteht aber auch noch bei einem Unentschieden oder einer Niederlage."

Allerdings besteht auch die Gefahr, die Gruppe als Dritter und Letzter abzuschließen. In diesem Fall würde man in der nächsten Nations-League-Auflage nur in der dritten Etage antreten und, was wohl noch schlimmer wäre, in der Auslosung für die EM-Qualifikation aus dem dritten und nicht aus dem zweiten Topf gezogen werden.

Mit diesem Szenario möchte sich Foda erst gar nicht befassen - der Coach schöpft Zuversicht aus den gelungenen Testspiel-Auftritten der vergangenen Monate. "Wenn wir die Tugenden an den Tag legen, die wir in diesen Partien gezeigt haben, bin ich überzeugt, dass wir ein gutes Ergebnis holen werden."

Auch gegen Bosnien-Herzegowina sei nicht alles schlecht gewesen. "Aber da waren nur die ersten 30 Minuten gut. Jetzt gilt es, diese Leistung über 90 Minuten abzurufen", meinte Foda. Dabei müsse man sich vor allem beim Spiel im Angriffsdrittel steigern, forderte der Teamchef.

Hochmotivierter Gegner

Foda erwartet einen hochmotivierten Gegner, der sein Heil über die Zweikämpfe sucht. Hier gelte es dagegenzuhalten, wobei der frühere Sturm-Graz-Meistermacher auch relativierte. "Kämpfen, Zweikämpfe anzunehmen, das sind Grundvoraussetzungen, Basics im Fußball. Meine Intention ist es, unser Spiel zu spielen. Wir sind eine Mannschaft, die Fußball spielen will."

Außerdem sei es nicht zutreffend, die Nordiren ausschließlich als kampfbetonte und technisch limitierte Truppe zu charakterisieren. "Sie spielen zwar unter Druck lange Bälle, sind aber auch in der Lage, gerade in der letzten Zone zu kombinieren. Die können schon kicken", warnte Foda.

Daran ändere auch die überraschende Absage von Stürmerstar Kyle Lafferty nichts. "Er ist ein guter Spieler, doch sie haben vorne Variationsmöglichkeiten. Wir sollten ohnehin lieber auf uns schauen und darauf, wie wir mit unseren Ausfällen umgehen", sagte der Nationaltrainer.

Foda muss auf David Alaba (Muskelfaserriss), Julian Baumgartlinger (im Aufbautraining), Florian Grillitsch (Knieblessur) und Michael Gregoritsch (Oberschenkelprobleme) verzichten. "Wir werden das verkraften. Es ist jetzt einfach so, dass sich andere zeigen können."

Janko war immer bereit

Dazu zählt unter anderem der 35-jährige Marc Janko, der nach einjähriger Nationalteam-Abwesenheit sein 69. Länderspiel absolvieren könnte. "Viele haben gedacht, ich habe ihn immer alibimäßig auf die Abrufliste gesetzt, aber das stimmt nicht. Wir haben uns regelmäßig ausgetauscht. Er hat gesagt, er ist für diese Rolle bereit, und jetzt ist diese Situation eingetreten."

Janko gilt als Kandidat für eine Einwechslung im Laufe der zweiten Hälfte, sollte die ÖFB-Auswahl dringend ein Tor benötigen. "Er ist ein Spieler, der im Strafraum die nötige Präsenz hat, torgefährlich und kopfballstark ist. Toreschießen verlernt man nie. Es gibt im Fußball Situationen, in denen du solche Spieler benötigst", erklärte Foda.

Die Nachnominierung des Veterans sei allerdings kein Eingeständnis, dass es in Österreich an hochkarätigen Angreifern mangle. "Wir haben kein Stürmerproblem", beteuerte Foda. Die Einberufung Jankos sei der aktuellen Konstellation geschuldet. "Hätten wir auswärts gegen eine andere Mannschaft gespielt, hätte ich vielleicht einen Konterstürmer nachnominiert. Die Entscheidung ist für Marc gefallen, weil er erfahren ist, die Mannschaft kennt, Tore schießen kann und für dieses Spiel prädestiniert ist."

Nur Hinteregger Stammspieler

Gute Voraussetzungen für das Duell mit den Nordiren bringt auch der Premier-League-gestählte Sebastian Prödl mit. Trotz fehlender Spielpraxis dürfte der Watford-Legionär von Beginn an einlaufen, auch weil die meisten seiner ÖFB-internen Konkurrenten in ihren Clubs ebenfalls nicht unumstritten sind. "Der einzige fixe Stammspieler bei unseren Innenverteidigern ist Martin Hinteregger", meinte Foda.

Daher ist Prödl nicht nur Anwärter auf einen Startplatz, sondern auch auf das Kapitänsamt, das seit der Verletzung von Baumgartlinger von Spieler zu Spieler wandert. Gegen Schweden war Alaba, gegen Bosnien-Herzegowina Marko Arnautovic an der Reihe. Gegen dessen neuerliche Nominierung als Spielführer soll es laut "Kurier" in Teilen des ÖFB-Präsidiums Bedenken geben, als Reaktion auf das Foto mit Edin Dzeko.

Foda wird das Geheimnis um den Kapitän gegen Nordirland erst am Spieltag lüften. Vier Tage später im Test gegen Dänemark könnte dann wieder ein anderer Spieler die Binde tragen. "Wir brauchen sowieso elf Kapitäne, die Verantwortung übernehmen", betonte der Teamchef.

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apa

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