15.09.2018 12:11 Uhr

Favre sieht Luft nach oben: "Ich bin nicht dumm"

Noch lange nicht zufrieden: Lucien Favre
Noch lange nicht zufrieden: Lucien Favre

Lucien Favres Komplett-Verzicht auf Mario Götze sorgt weiter für Diskussionen, doch am Freitag hatte der Trainer von Borussia Dortmund ganz augenscheinlich richtig entschieden.

In ein bis dahin müdes Spiel gegen DFB-Pokalsieger Eintracht Frankfurt brachte er eben nicht den Siegtorschützen des WM-Finales 2014, sondern nacheinander das Ausnahme-Talent Jadon Sancho, Neuzugang Paco Alcácer und 20-Millionen-Mann Axel Witsel. Das Trio sicherte den 3:1 (1:0)-Sieg und die Übernachtung an der Tabellenspitze.

"Um hier nicht 1:1 zu spielen oder 1:2 zu verlieren, brauchtest Du Witsel und Alcácer", schwärmte Matthias Sammer, externer Berater des BVB, bei "Eurosport": "Wir messen im Fußball mittlerweile alles. Aber Dinge wie Präsenz und Ausstrahlung kann man nicht messen. Und das war einfach klasse."

Fußball sei eben "auch ein bisschen Schach und Poker", erläuterte Sammer. Und dabei ist Götze, der sein goldenes WM-Tor in Brasilien ebenfalls als Einwechselspieler erzielte, derzeit offenbar kein Trumpf mehr. Auch Favre lobte nachher seine Joker: "Die Wechsel haben ganz klar etwas gebracht, Schwung und Impuls gegeben."

Götze traut er solche Impulse derzeit offenbar nicht zu. "Wie gesagt: Es liegt am System. An dem der anderen und vor allem an unserem. Und wir haben im Mittelfeld sehr, sehr viele Spieler", antwortete er auf die Frage, warum Götze auch im dritten Liga-Spiel nicht eingewechselt wurde.

Reus neben der Spur

Favres Joker am Freitag waren aber offensichtlich die richtigen. Nach dem 1:0 von Abdou Diallo (36.) und dem Ausgleich von Sébastien Haller (86.), leistete Sancho zum 2:1 des Ex-Frankfurters Marius Wolf (72.) wie zum 3:1 Alcácers (88.) die Vorarbeit. Der Spanier Alcácer, der sich später leicht am Oberschenkel verletzte, war auch an der Entstehung des 2:1 beteiligt.

Vier Tage vor dem Champions-League-Auftakt beim FC Brügge machte die Leistung des BVB in den ersten 70 Minuten aber trotz des zwischenzeitlichen Sprungs an die Tabellenspitze eher Sorge.

Erst Witsel brachte Struktur ins Spiel, das bis dahin ideenlos war, die Dortmunder strahlten kaum Torgefahr aus. Symbolisch dafür stand Kapitän und Nationalspieler Marco Reus, der in 90 Minuten ohne Torschuss und Torschuss-Vorlage blieb, zudem nur neun Prozent seiner Zweikämpfe gewann.

Favre stellt klar: "Ich bin nicht dumm"

Perfektionist Favre sah all das natürlich. "Ich kann mich schon sehr gut freuen. Aber ich bin nicht dumm", sagte er: "Es sind viele Sachen zu verbessern." Noch mehr Ballbesitz und mehr Spielkontrolle fordert der Trainer. Sammer sieht es ähnlich. "Sie müssen sich darin steigern, Spiele zu beherrschen. Ich erwarte für die Zukunft etwas mehr Rhythmus und Souveränität."

Auch wenn die drei Joker vom Freitag nun in die Startelf drängen, könnten diese Probleme Götze irgendwann vielleicht doch eine Chance eröffnen. "Wir werden sehen, was in den nächsten Tagen und in den nächsten Wochen passiert", sagte Favre. Dass es manch anderem Kollegen noch schlechter erging, wird für Götze jedenfalls ein schwacher Trost sein: Shinji Kagawa und Julian Weigl standen überraschend nicht einmal im Kader.

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