24.08.2018 12:00 Uhr

"Typischer Reflex": Fanforscher warnt vor Panikmache

Die Fans des 1. FC Köln haben zuletzt für Schlagzeilen gesorgt
Die Fans des 1. FC Köln haben zuletzt für Schlagzeilen gesorgt

Fanforscher Gunter A. Pilz hat bei der Hooligan-Problematik vor Panikmache gewarnt.

"Das ist ein typischer Reflex gerade der Polizei, wenn Dinge wie jetzt in Köln passieren. Solche Ereignisse sind ernst zu nehmen, aber sie sind nicht flächendeckend. Wir sind meilenweit von den 80er Jahren entfernt, als es bei fast jedem Spiel Straßenschlachten gab", sagte der 73-Jährige dem Sport-Informations-Dienst. 

Nach den schweren Ausschreitungen im Anschluss an das Zweitligaspiel zwischen dem 1. FC Köln und Union Berlin (1:1), als Krawallmacher aus dem Umfeld des FC einen von der Polizei begleiteten Bus gestoppt und mit Steinen beworfen hatten, warnte die Gewerkschaft der Polizei vor einem neuen Hooligan-Problem im deutschen Fußball. 

"Es scheint so, als würden wir eine Renaissance der Gewalt außerhalb der Stadien erleben. Es geht nicht um rivalisierende Fan-Gruppen, Gesinnungen oder politische Motivation, sondern nur um geplante Gewalt", sagte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Jörg Radek der "Sport Bild": "Der Fußball ist für diese Menschen nicht der Antrieb, sondern nur eine Plattform. Bei ihnen müssen wir von einem hohen Maß an Gewalt ausgehen. Dieser Generation fehlen die schlimmen Erfahrungen mit Gewalt der Hooligans der 80er Jahre."

"Nur mit Sozialromantik kommt man nicht weit"

Laut Pilz bestehen die gewaltbereiten Gruppen aus Leuten der Türsteher- und Kampfsportszene, aus Alt-Hooligans und sogenannten "Hooltras". Das sind Mitglieder der jüngeren Ultra-Bewegung, die radikalisiert wurden. Um das zu verhindern, müssten die Verbände auf Bedürfnisse der Ultras eingehen, fordert Pilz. 

Dass die organisierten Fans den Dialog mit dem Deutschen Fußball-Bund und der Deutschen Fußball Liga jüngst abgebrochen haben, kann der Fanforscher jedoch nicht verstehen: "Ich habe den Eindruck, das Schlimmste, was ihnen passieren kann, ist, dass so ein Dialog erfolgreich ist. Dann haben sie nämlich kein Feindbild mehr." Auch die Fanszene müsste auf die Verbände zugehen, "nur mit Sozialromantik kommt man nicht weit".

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