16.08.2018 15:11 Uhr

Die Baustellen von Barca, Real Madrid und Atlético

Primera División: Real Madrid, Atlético Madrid und der FC Barcelona im Check
Primera División: Real Madrid, Atlético Madrid und der FC Barcelona im Check

Am Freitag startet die Primera División in ihre neue Spielzeit. Vor dem Saisonstart müssen der FC Barcelona und Real Madrid noch unterschiedlich große Baustellen schließen. Atlético Madrid hingegen arbeitet wie gewohnt in beeindruckender Ruhe. Die alles überschattende Frage lautet: Wer wird Nachfolger von Cristiano Ronaldo? sport.de analysiert die Situation der drei spanischen Schwergewichte.

  • FC Barcelona: Das Jahr eins nach Iniesta

Am 20. Mai 2018 ging beim FC Barcelona eine Ära zu Ende: Andrés Iniesta stand im Ligaspiel gegen Real Sociedad letztmals für die Katalanen auf dem Platz. Nach 22 Jahren im Klub, davon 16 als Profi, und 32 Titeln verabschiedete sich der kleine Mittelfeldregisseur von "seinem" Barca. 

Trotz seiner inzwischen 34 Jahre hinterlässt der beidfüßige Edeltechniker eine nicht unbeträchtliche Lücke im Team von Trainer Ernesto Valverde: Immerhin 48 Pflichtspiele absolvierte Iniesta in der vergangenen Saison noch. Unter anderem stand der Routinier in acht Champions-League-Partien auf dem Platz, immer von Beginn an. Als Kapitän und Integrationsfigur war Iniesta auch abseits des Platzes ungemein wertvoll.

Während Superstar Lionel Messi als Spielführer in Iniestas Fußstapfen tritt, ist seine Nachfolge im System von Valverde noch nicht abschließend geregelt: Der 21 Jahre alte Brasilianer Arthur, für 31 Millionen Euro von Gremio Porto Alegre verpflichtet, zeigte beim spanischen Supercup-Finale gegen den FC Sevilla gute Ansätze als kreativer Strippenzieher. Der Ex-Münchner Arturo Vidal ist die wuchtige, kampfstarke Variante.

Ansonsten lesen sich die Neuzugänge der Blaugrana unspektakulär: Innenverteidiger Clément Lenglet wechselte vom FC Sevilla nach Katalonien, Flügelstürmer Malcom kam nach einer kuriosen Wechselposse von Girondins Bordeaux.

Undurchsichtig ist die Situation rund um Ousmane Dembélé: Der frühere BVB-Star schwankt nach einer schwachen Debütsaison in der öffentlichen Wahrnehmung (und angeblich auch in der von Barcas Bossen) zwischen Verkaufskandidat und Hoffnungsträger. 

"Er hat eine unglaubliche Qualität, um Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wir wollen, dass er Fortschritte macht, er ist noch jung und hat noch einen weiten Weg vor sich", sagte Valverde nach dessen Traumtor gegen Sevilla über den Franzosen.

  • Real Madrid: Großer Umbruch ohne Zidane und Ronaldo

Kein Zinédine Zidane mehr, kein Cristiano Ronaldo mehr: Nicht einmal drei Monate nach dem dritten Champions-League-Sieg in Folge steht Real Madrid ohne seinen Erfolgstrainer und seinen Superstar da.

Zidane verabschiedete sich nach neun Titeln in zweieinhalb Jahren zunächst in eine Auszeit, Ronaldo suchte eine neue Herausforderung bei Juventus Turin.

Die neue Besetzung auf der Trainerbank ist längst geklärt: Julen Lopetegui hat das schwere Zidane-Erbe angetreten - und wurde aufgrund des Ablaufs der Verhandlungen mit den Königlichen kurz vor der WM als spanischer Nationalcoach entlassen. Im ersten Pflichtspiel als Real-Trainer setzte es gleich eine empfindliche 2:4-Pleite nach Verlängerung im Finale um den UEFA Super Cup gegen Atlético.

Ein externer Ronaldo-Nachfolger ist zudem nicht in Sicht. Eden Hazard wird den FC Chelsea nach Schließung des Transferfensters in England nicht mehr verlassen dürfen. Neymar und Kylian Mbappé sind bei Paris Saint-Germain wohl genauso unverkäuflich wie Robert Lewandowski beim FC Bayern München.

Mega-Talent Vinícius Júnior kostete Real zwar 45 Millionen Euro, ist aber erst 18 Jahre alt und mit großer Sicherheit nicht als tragende Säule im Offensivbereich eingeplant.

Momentan deutet vieles daraufhin, dass Gareth Bale dauerhaft in die Ronaldo-Rolle schlüpfen soll. Der Waliser war unter Zidane häufig nur Edelreservist. Nach dem Trainerwechsel hat der 29-Jährige zunächst einen Stammplatz sicher. Vorausgesetzt, er bekommt seine Verletzungsanfälligkeit der jüngeren Vergangenheit in den Griff.

Immerhin: Einen dicken Fisch zog Real auf dem Transfermarkt an Land. Für den vergleichsweise moderaten Betrag von 35 Millionen Euro lotsten die Madrider Thibaut Courtois von Chelsea in die spanische Hauptstadt.

Der belgische Torhüter gilt weltweit als einer der herausragenden Vertreter seiner Zunft und wurde bei der WM in Russland als bester Keeper ausgezeichnet.

  • Atlético Madrid: Der lachende Dritte?

Während die beiden Kontrahenten mit mehr oder weniger großen Umwälzungen klar kommen müssen, bleibt Atlético seiner Linie treu: kontinuierliche, ruhige Arbeit, die zu nachhaltigem Erfolg führt.

Trainer Diego Simeone, inzwischen seit fast sieben Jahren im Amt, verfügt über eine eingespielte Mannschaft, die auch in dieser Saison wieder ein hartnäckiger Widersacher für Barca und Real sein will und - gerade nach den Eindrücken vom Super-Cup-Triumph gegen den Stadtrivalen - auch wird.

Die personellen Weichen für eine erfolgreiche Spielzeit sind gestellt: Trotz aller Avancen aus Barcelona blieb Stürmer-Star Antoine Griezmann den Rojiblancos treu. Der frischgebackene französische Weltmeister verlängerte seinen Vertrag in Madrid bis 2023 und stieg im Zuge dessen zum Vize-Kapitän auf.

Namhaftester Neuzugang und eine vielversprechende Verstärkung ist Flügelstürmer Thomas Lemar. Satte 70 Millionen Euro überwies Atlético für den 22-jährigen Weltmeister-Kollegen von Griezmann an die AS Monaco.

"Er wird noch etwas Zeit brauchen, aber sehr wichtig für das Team sein", sagt Simeone über Lemar, den die Tageszeitung "El Mundo" aufgrund seiner Schnelligkeit und des feinen linken Fußes als "die neue Liebe" des argentinischen Coaches bezeichnet.

Tobias Knoop

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