19.07.2018 14:01 Uhr

Gekommen, um zu gehen: Höwedes vor Schalke-Abschied

Benedikt Höwedes (l.) steht vor einem Abschied von Schalke 04
Benedikt Höwedes (l.) steht vor einem Abschied von Schalke 04

Benedikt Höwedes ist der dienstälteste Schalker, doch nach einem Jahr Abwesenheit wirkt das Urgestein wie ein Relikt alter Tage. Sein bevorstehender Abgang komplettiert den Schalker Neuanfang.

Benedikt Höwedes, königsblaues Urgestein, stapfte im roten Leibchen zum Training. Und etwa 200 Fans von Schalke 04 schauten genau hin, als ihr Liebling von einst nach fast einem Jahr wieder mit der Mannschaft auf dem Platz stand. Höwedes, der ehemalige Kapitän, wärmte sich gewissenhaft auf und ließ sich nicht hängen - eine Zukunft in Gelsenkirchen hat der 30-Jährige aber nicht. Als es schließlich um die Spielformen ging, stand Höwedes teilnahmslos daneben und schaute seinen Kollegen zu. Trainer Domenico Tedesco verzichtete auf ihn.

Seit dem 1. Juli ist Höwedes offiziell wieder Schalker, nachdem sein sportlich unglückliches Intermezzo bei Juventus Turin beendet war. Doch schon auf die China-Reise des Klubs hatte der Weltmeister von 2014 in Abstimmung mit den Vereinsbossen verzichtet, um seine sportliche Zukunft zu klären. Auf Schalke, das ist klar, liegt diese nicht.

"Getrennte Wege" angestrebt

"Beide Seiten haben ein Interesse daran, dass er sich sportlich verändert", hatte Sportvorstand Christian Heidel Anfang der Woche gesagt. Bis er einen neuen Klub gefunden hat, werde Höwedes jedoch ganz normal behandelt, sagte Heidel: "Er hat ja noch einen Vertrag bei uns. Aber beide Seiten haben ein Interesse daran, dass wir getrennte Wege gehen."

Insgesamt 335 Pflichtspiele absolvierte Höwedes bislang für Schalke. 2003 kam er im Alter von 15 Jahren zum Klub, seit 2007 steht er im Profikader. 2011 erlebte er den ganzen Schalker "Wahnsinn" in einer Saison. Er wurde Pokalsieger und erreichte mit dem Klub das Halbfinale der Champions League, in der Liga steckte Königsblau dagegen lange im Abstiegskampf.

Dass Schalke die Dienste seiner dienstältesten Identifikationsfigur nicht mehr benötigt, wurde schon in der vergangenen Saison deutlich. Ohne Höwedes, der nach Italien ausgeliehen war, etablierte sich der Klub als Nummer zwei in Deutschland. Eine Bestätigung für den eingeschlagenen Weg, den Heidel seit seiner Ankunft 2016 eingeschlagen hat.

Kritik für Heidel nach Höwedes-Abgang

Dabei musste Heidel nach dem Höwedes-Abgang selbst einige Kritik ertragen. Teile der Schalker Fans bezeichneten ihn als "Identifikationsschänder", und auch Tedesco wurde nach seiner unglücklichen Aussage in Richtung Höwedes, Reisende solle man nicht aufhalten, heftig kritisiert.

Doch auch in den scheinbar größten Hochburgen der Fußball-Romantik ist der Sport inzwischen ein schnelllebiges Geschäft. Sieben Monate nach den Unmutsbekundungen forderten die Fans Tedesco nach dem 2:0-Sieg im Derby gegen Borussia Dortmund im April auf, in die Fankurve zu kommen. Tedesco hat sich inzwischen zum großen Hoffnungsträger auf eine glorreiche Schalker Zukunft entwickelt.

Personell wurden in den vergangenen zwei Jahren fast alle Altlasten beseitigt. Zu den letzten Relikten gehören nur noch Franco di Santo, Johannes Geis, Matija Nastasic und eben Höwedes. Abgesehen von Nastasic spielen die übrigen Drei in den Planungen des Klubs höchstens noch eine untergeordnete Rolle. Die Verdienste der Vergangenheit, das machte Tedesco gleich zu Beginn seiner Amtszeit klar, zählen nicht. Auch nicht bei Höwedes.

Wohin die Reise für Höwedes geht, ist noch offen. Auch ein Wechsel innerhalb der Bundesliga scheint möglich. 2015 hatte Höwedes einen möglichen Wechsel innerhalb Deutschlands noch ausgeschlossen. "Ein anderes deutsches Wappen käme mir nicht auf die Brust", sagte er damals im "Spox"-Interview. Seither aber ist sehr viel passiert. Kaum einer weiß das besser als Höwedes selbst.

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