18.07.2018 20:53 Uhr

Bürki vs. Hitz: Fight ums BVB-Tor eröffnet

Roman Bürki und Marwin Hitz fighten um den Nummer-eins-Status beim BVB
Roman Bürki und Marwin Hitz fighten um den Nummer-eins-Status beim BVB

Roman Bürki oder Marwin Hitz? Der Kampf um die Nummer eins im Tor des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund gehört zu den spannendsten Entscheidungen, die BVB-Coach Lucien Favre treffen muss. sport.de hat einen Blick auf den Status quo geworfen.

"Ich glaube, wer die Aussagen der Verantwortlichen gehört hat, weiß, dass ich die Nummer eins bleibe", referierte BVB-Keeper Roman Bürki vor dem Start der neuen Saison im Gespräch mit dem Schweizer TV-Sender "SRF Sport" selbstbewusst auf eine Aussage von BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Der 55-Jährige hatte Ende Mai klargestellt, "weiter mit Bürki" zu planen und damit alle Diskussionen um die Besetzung zwischen den Pfosten der Dortmunder beendet. Mitte Juli scheint dieser Satz jedoch ferner denn je.

Es sei "viel zu früh", sich zum Kampf um die Nummer eins zu äußern, wiegelte Neu-Coach Favre nach dem Testspielauftakt gegen Austria Wien (1:0) ab. Hitz hatte beim Dortmunder Sieg mit starken Paraden überzeugt. Der Keeper selbst verweigerte nach seinem gelungenen Auftritt zwar jeglichen Kommentar, Bürki dürfte im WM-Urlaub aber dennoch ein kleiner kalter Schauer über den Rücken gelaufen sein.

Kurz: Entschieden scheint noch lange nichts. Wir haben uns die Situation einmal genau angeschaut.

Die Ausgangslage:

"Ich will Ziele erreichen, mich durchsetzen, zeigen und weiterentwickeln", begründete Hitz seinen Abschied vom FC Augsburg und ließ dabei durchblicken, dass er nicht beim BVB unterschrieben hat, um seine Karriere auf der Bank ausklingen zu lassen.

Dass es der 30-Jährige ernst meint, untermauert eine überraschende Entscheidung des Eidgenossen. Um sich einen Vorteil zu verschaffen, verzichtete der Routinier kurzerhand auf seine erste und vermeintlich letzte WM-Teilnahme. Statt als Nummer drei der Eidgenossen WM-Tourismus zu betreiben, stand Hitz beim Trainingsauftakt seines neuen Arbeitgebers auf der Matte und konnte Favre von Tag eins an von seinen Fähigkeiten überzeugen.

Mit seiner Vorstellung gegen Wien verbesserte Hitz seine Ausgangslage offenbar schon einmal signifikant. Im zweiten Test gegen Manchester City (21.7., 3:05 Uhr) kann der Torwart nachlegen. Bürki wird gegen den namhaften Gegner zumindest noch nicht mit von der Partie sein.

Dass Bürki nach der WM noch im Urlaub weilt, kann man ihm natürlich ebenso wenig verdenken, wie die Tatsache, dass er die Vorbereitung herschenkt, um als Nummer zwei der Schweiz zur WM-Endrunde nach Russland zu reisen, seinen vermeintlichen Vorsprung im Fight um den Stammplatz dürfte der ehemalige Keeper vom SC Freiburg aber verloren haben. 

Das spricht für Bürki:

Für Bürki spricht vor allem seine Erfahrung beim BVB. Während Hitz vor der USA-Reise der Borussen ankündigte, er freue sich darauf, seine Vorderleute besser kennen zu lernen, ist Bürki im Zusammenspiel mit den Dortmunder Verteidigern Ömer Toprak, Marcel Schmelzer, Lukasz Piszcek, Jeremy Toljan, Dan-Axel Zagadou und Manuel Akanji bereits geübt. Mit Abdou Diallo, Achraf Hakimi und Thomas Delaney sind allerdings auch drei neue defensiv orientierte Akteure zum Team gestoßen.

Ausschlaggebend könnte auch der Rückhalt der BVB-Bosse sein. Ende Oktober - auf Bürki prasselte gerade die erste Kritiksalve der vergangenen Spielzeit ein - verlängerten die Schwarzgelben demonstrativ mit Bürki (Zorc: "Roman passt sportlich und menschlich hervorragend zu Borussia Dortmund"). Zorcs eingehend erwähnter Zuspruch steht zudem für sich.

Das spricht für Hitz:

Beim letzten Heimspiel für den FC Augsburg verabschiedeten sich die FC-Anhänger von ihrem langjährigen Stammtorwart mit einem Banner mit der Aufschrift: "Fünf Jahre zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk. Danke, Marwin!". Worte, die die größte Stärke des BVB-Neulings auf den Punkt bringen.

Hitz patzt äußerst selten, ist auf der Linie eine Bank und gehörte 2017/18 zu den Keepern mit den besten Statistiken. Nur Jiri Pavlenka (Werder Bremen) und Ron-Robert Zieler (VfB Stuttgart) wehrten in der vergangenen Saison prozentual mehr gegnerische Torschüsse ab.

Das spricht gegen Bürki:

Zwar spielte lediglich Schalke-Torhüter Ralf Fährmann (13) in der Bundesliga-Spielzeit 2017/18 häufiger zu null als Bürki (12), der BVB-Rückhalt leistete sich allerdings auch einige folgenschwere Patzer. Immer wieder wurde die fehlende Konstanz des Rechtsfußes bemängelt. 

Roman Bürki machte nicht immer eine gute Figur
Roman Bürki machte nicht immer eine gute Figur

Zudem verscherzte es sich Bürki mit Teilen der Fans, als er nach einem miesen Auftritt gegen Freiburg wetterte: "Die Ost- und Westtribüne, da kommen die Leute ins Stadion, um ihre eigene Mannschaft auszupfeifen. Die sollen lieber zu Hause bleiben." Es folgten ein Rüffel von Zorc und eine Entschuldigung. Seine Position hat Bürki damit nicht gestärkt.

Das spricht gegen Hitz:

Neuanfang hin oder her - man darf durchaus hinterfragen, ob der BVB durch eine hinausgezögerte Entscheidung im Rennen um die Nummer eins für zusätzliche Unruhe sorgen will.

Ein schnelles Urteil hingegen dürfte zu Gunsten des etablierten Bürki ausfallen. Zumal Zorc im Frühjahr zwar bestätigte, dass man einen Ersatz für Roman Weidenfeller (Karriereende) holen werde. In Dortmund sei man der Überzeugung, dass Bürki der "BVB-Torwart der Zukunft" ist.

Fazit: 

Wenn Favre nicht von Beginn an auf Konfrontationskurs mit der BVB-Führung gehen will, wird Bürki wohl zu Saisonbeginn im Tor stehen. Sollte der Erbe von Weidenfellers Nummer-eins-Trikot allerdings erneut patzen, dürfte Hitz seine Chance bekommen.

Dass Favre nicht vor einem Wechsel im Kasten zurückschreckt, hat er nicht zuletzt in Nizza bewiesen. Dort startete er mit dem 24 Jahre alten Yoan Cardinale - nach einem schwachen Start schwenkte Favre jedoch auf Walter Benítez um.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten