08.07.2018 13:10 Uhr

Viermal halbe Miete: Die Halbfinaltorhüter der WM

Lloris, Subasic, Courtois und Pickford wollen das WM-Finale erreichen
Lloris, Subasic, Courtois und Pickford wollen das WM-Finale erreichen

Ein guter Torwart, heißt es, ist die halbe Miete. Oder, anders formuliert: Ohne einen guten Torwart, zumindest aber ohne einen Torwart, der in den entscheidenden Momenten diese sogenannten Unhaltbaren hält, ist es praktisch unmöglich, das Endspiel der WM in Russland zu erreichen.

Die Torhüter der vier Halbfinalisten hatten allesamt schon große Momente bei dieser WM: Hugo Lloris verhinderte im Viertelfinale, dass Uruguay gegen Frankreich (0:2) noch einmal herankam. Sein Kollege Thibaut Courtois rettete Belgien den Sieg (2:1) gegen Brasilien, der Engländer Jordan Pickford war beim Erfolg gegen Schweden (2:0) "Man of the Match", und der Kroate Danijel Subasic hielt gegen Russland (4:3 i.E.) schon seinen vierten Elfmeter in diesem Turnier.

Bemerkenswert: Nach der WM 2010, der EM 2012, der WM 2014 und der EM 2016 fehlt bei den vier Halbfinaltorhütern erstmals der Name Manuel Neuer. Die vier Halbfinaltorhüter im Kurzporträt:

Hugo Lloris (Frankreich) - Der Stille

Es gibt Menschen, die der festen Überzeugung waren, Hugo Lloris sei zu still. Einer, der nie den Mund aufmacht, wenn er anderen mal seine Meinung geigen sollte. Dann tauchte 2011 dieses Video auf: In ihm ist zu sehen und zu hören, wie der so stille Lloris Mitspieler von Olympique Lyon übelst beschimpft. Und seitdem ist klar: Lloris spricht, wenn es sein muss, und wenn er spricht, was immer noch selten vorkommt, sollte ihm besser jeder zuhören.

Lloris ist einer, der da ist, wenn es darauf ankommt. Und er ist einer aus der Kategorie "Junge von nebenan". Die Franzosen schätzen ihn auch, weil er sich nicht wichtig macht, weil er in London spielt (Tottenham Hotspur), in der spielfreien Zeit aber heimkehrt nach Nizza und nicht in der Weltgeschichte umherjettet. Am 14. Juli 2016 war er daher in der Stadt, als ein Attentäter mit einem Lkw ein Blutbad anrichtete (86 Tote). Am nächsten Tag legte Lloris am Ort des Grauens Blumen nieder.

Thibaut Courtois (Belgien) - Der Volleyballer

In Dresden ist der Name Courtois ein Begriff. Drei Jahre lang spielte Courtois in Dresden. Valerie Courtois. Valerie Courtois ist eines von vier Kindern von Gitte und Thierry Courtois, beide sind ehemalige belgische Volleyball-Profis - und was lag näher für den Nachwuchs, als ebenfalls diesen Sport zu ergreifen. Nur Sohn Thibaut schlug aus der Art, obwohl er von seiner Statur her eher aussieht, als habe er sich in der Sportart geirrt.

199 cm lang, schlaksig. Als Jugendlicher spielte er erst Verteidiger, schulte als Zehnjähriger um, schon als 16-Jähriger gab er dann seine Profidebüt als Torwart beim KRC Genk. Zwischendurch wollte ihn mal 1899 Hoffenheim haben, Courtois aber entschied sich 2011 für den FC Chelsea - der ihn prompt für drei Jahre zu Atlético Madrid auslieh. Dort reifte er zum Weltklassetorhüter.

Seit 2011 Nationaltorwart, seit 2014 Nachfolger von Petr Cech bei Chelsea. Hatte mal eine Affäre mit der Freundin von Kevin De Bruyne.

Jordan Pickford (England) - Der Aufsteiger

Es geschehen noch Wunder. England kann Elfmeter. England hat einen Torhüter. England hat einen Torhüter, der Elfmeter hält. Der junge Mann heißt Jordan Pickford, und er hatte gerade mal drei Länderspiele absolviert, ehe er nach Russland kam. In England hielten sie ihn für zu klein: 184 cm, das kann doch nie reichen. 

Pickford, und jetzt wird es langsam unheimlich: kann sogar Fußball spielen. Nein, er muss sich also hinter einem Manuel Neuer nicht verstecken, wenn es um sachgerechte Ballbehandlung mit dem Fuß geht. Guter Spielaufbau, positive Körpersprache, gute Strafraumbeherrschung - sagte Jürgen Klinsmann, nachdem Pickford auch gegen Schweden wichtige Bälle grandios gehalten hatte. Selbstbewusst ist er auch. Ob er bester Torwart der WM werden könne? "Klar, warum nicht."

Danijel Subasic (Kroatien) - Der Elfmeterheld

Danijel Subasic, so viel vorneweg, ist seit Ende der WM 2014 Stammtorhüter in der Nationalmannschaft. Dass auf ihn Verlass ist, dürfte spätestens seit dem Viertelfinale am Samstagabend gegen Russland (4:3 i.E.) klar sein. Subasic verletzte sich in der 88. Minute am Oberschenkel. Er machte weiter, Kroatien hatte schon dreimal gewechselt. Auch in der Verlängerung musste er auf dem Feld bleiben, Verteidiger Sime Vrsalkjo konnte nicht mehr.

Und Subasic? Biss sich durch. Parierte mehrmals großartig. Ließ die flachen Abstöße andere ausführen. Dann: Elfmeterschießen. Gegen Dänemark im Achtelfinale wehrte er drei Schüsse ab, diesmal den ersten. Unter seinem Trikot trägt Subasic ein T-Shirt mit einem Foto, das seinen Jugendfreund Hrvoje Custic zeigt.

Er starb 2008, weil er nach einem Abschlag von Subasic im Zweikampf stürzte und mit dem Kopf auf eine Betonmauer prallte - vier Tage später wurde er für hirntot erklärt. Custic, sagt Subasic, sei sein "Engel".

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