25.06.2018 12:04 Uhr

Neuer vom Wackelkandidaten zum Unverzichtbaren

Manuel Neuer ist einer der Anführer im DFB-Team
Manuel Neuer ist einer der Anführer im DFB-Team

Rückhalt, Anführer, Vorbild: Manuel Neuer ist zurück - und für die deutsche Nationalmannschaft bei der WM in Russland gleich in mehreren Rollen unverzichtbar. Gegen Schweden hielt der Torhüter den schwächelnden Titelverteidiger mit zwei Glanzparaden im Turnier, nach dem frühen Rückstand glänzte er als Antreiber in bester Oliver-Kahn-Manier. "Das verlernt man nicht", sagte Neuer schmunzelnd.

Das spüren auch die Teamkollegen. "Nach dem 0:1 waren wir eigentlich ausgeschieden. Unsere Köpfe waren nicht mehr höher als Kniehöhe", berichtete Stürmer Timo Werner. Doch Kapitän Neuer ging voran. Er klopfte sich auf die breite Brust, forderte von seinen Mitspielern, die Köpfe wieder hoch zu nehmen.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass der 32-Jährige nach seinem Mittelfußbruch wieder der Alte ist, so lieferte ihn der Schlussmann des deutschen Meisters Bayern München an diesem dramatischen Abend in Sotschi. "Man merkt ihm die Pause nicht an", lobte Bundestrainer Joachim Löw seine Nummer eins, die immerhin 259 Tage, über acht Monate, kein Spiel bestritten hatte.

Neuers WM-Form unbestritten

Jetzt ist Neuer nicht nur wieder dabei, sondern mittendrin. Nach der Auftaktpleite gegen Mexiko sorgte der Kapitän als einer der Wortführer dafür, dass die eigenen Reihen geschlossen und die überraschende 0:1-Niederlage schonungslos aufgearbeitet wurde. Er wolle "Verantwortung übernehmen", sagte der Schlussmann.

Neuers Aussagen fanden Gehör. Schließlich ist er erst der zweite DFB-Torwart nach der 74er-Legende Sepp Maier, der seine dritte WM als Nummer eins bestreitet - und dabei auch sportlich überzeugt. Bis auf Neuer seien alle Weltmeister "von ihrer WM-Form ein ganzes Stück weit weg", stellte 90er-Champion Guido Buchwald fest.

"Unser klares Ziel ist es, so weit wie möglich zu kommen"

Selbstverständlich ist Neuers beeindruckendes Comeback nicht. Er wisse selbst nicht, ob es reichen werde, sagte Neuer noch Anfang Mai. Erst nach dem Trainingslager in Eppan war klar: Er ist bereit. "Viele haben sich gewundert, warum es bei mir zum Start schon wieder so gut geklappt hat - das war einfach die gute Arbeit in der Reha-Abteilung in München und beim DFB", sagte Neuer zuletzt in der "Sport Bild". Seinen Fuß lässt er in Russland jeden Tag von den Physios kontrollieren.

Gedanken über seine Verletzung macht er sich trotzdem keine mehr. Es könnte schließlich seine letzte WM sein, und da liegt die volle Konzentration auf dem größtmöglichen sportlichen Erfolg. "Unser klares Ziel ist es, so weit wie möglich zu kommen, der WM unseren Stempel aufzudrücken", sagte Neuer. Mit einem Sieg am Mittwoch in Kasan gegen Südkorea soll erst einmal das Achtelfinale erreicht werden.

"Es ist schon ein Unterschied, ob Manu im Tor steht oder ein anderer"

Und wie geht es nach der WM mit Neuer in der Nationalmannschaft weiter? Er wolle so lange spielen, wie er merke, dass er gebraucht werde, so Neuer: "Ich möchte ja noch Europameister werden." Und die WM in vier Jahren in Katar? "Ich weiß nicht, ob ich 2022 noch dabei sein werde, denn da spielen viele Faktoren eine Rolle."

Geht es nach seinen Mitspielern, bleibt der Ex-Schalker unverzichtbar. "Es ist schon ein Unterschied, ob Manu im Tor steht oder ein anderer", sagte Abwehrchef Jerome Boateng, "da zittert den gegnerischen Stürmern schon mal der Fuß beim Abschluss."

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