25.06.2018 10:53 Uhr

Bierhoff rüffelt DFB-Tross: "Darf nicht passieren"

Nach dem Spiel gegen Schweden kam es zu unschönen Szenen
Nach dem Spiel gegen Schweden kam es zu unschönen Szenen

Mats Hummels lächelte bei der Nachfrage zu den Tumulten nach dem Schweden-Spiel in sich hinein.

"Da ging es nicht um die Mannschaft, sondern um das Team hinter dem Team", sagte der Weltmeister und entlastete sich samt Teamkollegen.

Zwar hat die FIFA Ermittlungen gegen zwei DFB-Mitarbeiter aufgenommen, aber eine Folge wie nach dem Sieg im WM-Viertelfinale 2006 gegen Argentinien müssen die Deutschen in Russland nicht fürchten. Damals wurde Torsten Frings für das WM-Halbfinale gegen Italien gesperrt - die Nationalelf schied aus.

Nach dem verlorenen Elfmeter-Krimi hatten sich die Gauchos damals mit den Sommermärchen-Gastgebern angelegt. Tim Borowski galt als Provokateur, der frühere Pressesprecher Harald Stenger versuchte sich mit wuchtigem Körpereinsatz als Konfliktlöser. Den Schlag von Frings nach einer argentinischen Attacke konnte auch er nicht verhindern.

Bierhoff: "Das ist eigentlich nicht unsere Art von Fairplay"

Gemessen daran ging es beim Handgemenge nach dem Schweden-Krimi in Sotschi weitaus zurückhaltender zu. Büroleiter Georg Behlau und Uli Voigt aus der Medienabteilung erlangten aber unerwartet Berühmtheit, nachdem sie mit ihren provokanten Jubelgesten die Schubsereien nach dem Siegtor zum 2:1 ausgelöst hatten.

"Das darf nicht passieren. Das haben wir auch intern gesagt: Das ist eigentlich nicht unsere Art von Fairplay und Sportgeist", rügte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff die zwei langjährigen Mitarbeiter. Bis Montagabend sollte die eingeforderte Stellungnahme bei der FIFA vorliegen.

Behlau arbeitet seit März 1998 für den DFB. Nach der EM 2004 wurde er unter Klinsmann zum Leiter des Büros der Nationalmannschaft befördert. Er kümmert sich unter anderen um Reisen und Turnierplanung der A-Nationalmannschaft. 

Voigt begann 2005 seine Laufbahn beim DFB. Dort koordiniert er die Zusammenarbeit mit den TV-Medien. "Es tut mir echt leid. Ich habe einen Fehler begangen, das macht man nicht", sagte er am Montag noch einmal.

Bierhoff lobt das "Team hinter dem Team"

Die Videoschnipsel vom Handgemenge nach dem Schweden-Kracher haben das Zeug, ein Hit in Dauerschleife auf den Smartphones der DFB-Kicker zu werden. Die Helfer stehen seit jeher hoch im Kurs. "Wir haben ein Team hinter dem Team, das mit Leidenschaft bei der Mannschaft ist. Sie sitzen auf der Tribüne und leiden", schilderte Bierhoff.

Als bei einem vergangenen Turnier im Kreis der Profis einmal die Idee aufkam, diese zweite Reihe an den Spielerprämien zu beteiligen, verbot das der damalige Präsident Theo Zwanziger allerdings. Das sei nicht gerecht den anderen Verbandsmitarbeitern gegenüber.

Vier Ärzte, drei Köche, fünf Sicherheitskräfte, Yoga-Trainer, Psychologe und und und. Insgesamt ist der Stab aus Mitarbeitern und Delegation 60 Personen stark und damit fast dreimal so groß wie der WM-Spielerkader von Bundestrainer Joachim Löw.

Die Zahl der Menschen, die hinter den Hochglanzhelden für den fünften Stern arbeiten, ist mittlerweile so stark gewachsen, dass nicht immer alle Platz im Flieger haben. Auch die Bettenkontingente der FIFA oder UEFA reichen mitunter nicht aus.

Erweiterung des Betreuerstabs schon unter Klinsmann

Jürgen Klinsmann war es, der 2004 den großen Schnitt beim Team hinter dem Team machte. Er installierte einen Stab von Fitnesstrainern, holte sich Spezialisten aus vielen Bereichen an seine Seite und verbannte die Funktionäre aus dem Mannschaftshotel.

Vorbei waren die Zeiten, in denen Gerhard Mayer-Vorfelder & Co. mit in den Teambus durften. Auch so manche feucht-fröhliche Skatrunde der Delegationsmitglieder in der Lobby der Spielerherberge war gesprengt. Präsidenten und Vizepräsidenten müssen seitdem woanders schlafen.

Die meisten Helfer sitzen während der Spiele oben auf der Tribüne. Nur ein kleiner Teil darf auf der Bank hocken. Laut WM-Regel sind nicht mehr als 23 Leute dort erlaubt: Zwölf Ersatzspieler und elf Offizielle.

Nah an der Mannschaft ist während des Spiels nicht etwa nur von den Ärzten schnelles Handeln erforderlich. Gegen Schweden sprintete Zeugwart Thomas Mai nach der Rudy-Verletzung schnell in die Kabine, um das blutverschmierte Trikot des Münchners gegen ein neues Shirt auszutauschen. Der Einsatz war vergeblich - Rudy musste raus.

 

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