22.06.2018 10:37 Uhr

Van Marwijk hofft auf Australiens Geheimwaffe

Daniel Arzani durfte schon ein paar Minuten WM-Luft schnuppern
Daniel Arzani durfte schon ein paar Minuten WM-Luft schnuppern

Daniel Arzani ist der jüngste Spieler dieser WM und so etwas wie Australiens Geheimwaffe. Der gebürtige Iraner hat gegen Dänemark bewiesen, dass er dem Team helfen kann.

Auf alle Fragen antwortete Bert van Marwijk mürrisch bis herablassend. Nur als er auf Daniel Arzani angesprochen wurde, huschte so etwas wie ein Lächeln über sein Gesicht. "Es war eine Ausnahme, dass ich ihn mitgenommen habe. Aber ich vertraue seinen Qualitäten, er ist ein sehr intelligenter Spieler", sagte der Nationaltrainer Australiens nach dem 1:1 (1:1) am Donnerstag in Samara gegen Dänemark.

Der gebürtige Iraner Arzani, mit 19 Jahren und fünf Monaten der jüngste Spieler dieser WM, sorgte bei den Socceroos nach seiner Einwechslung in der 68. Minute für viel Schwung. Deshalb überlegt van Marwijk, den Youngster im letzten Gruppenspiel am Dienstag gegen Peru, bei dem für die Chance aufs Achtelfinale unbedingt ein Sieg her muss, von Beginn an losstürmen zu lassen.

Arzani, der schon zum WM-Auftakt gegen Frankreich ein paar Minuten WM-Luft schnuppern durfte, ist so etwas wie Australiens Geheimwaffe. Für die Gegner ist er fast ein unbeschriebenes Blatt. Vor einigen Monaten war der Offensivspieler noch nicht einmal Stammspieler in der zweitklassigen A-League Australiens.

Van Marwijk: "Er hat den X-Faktor"

Van Marwijk holte ihn dennoch in den Kader, denn Arzani könne "den Unterschied ausmachen". Arzanis ehemaliger Mitspieler Michael Jakobsen bei Melbourne City ergänzt: "Er hat den X-Faktor, also Qualitäten, die andere nicht haben. Im Eins-gegen-eins ist er sehr gut."

Und Arzani ist ein lockerer Typ. "Jesus Christus, das ist ziemlich cool", sagte er bei seiner ersten WM-Pressekonferenz: "Es war irgendwie surreal. Es ist so, als ob man in den Park geht, und da sind plötzlich Antoine Griezmann und Paul Pogba." Ehrfurcht verspürt er aber keine: "Es verliert ein bisschen den Glanz, wenn man sich daran gewöhnt."

Arzani hat großes Selbstvertrauen, das hat er sich auf der Straße im Iran geholt. Die ersten sechs Jahre lebte er in Khorramabad. Fußball war das Einzige, was ihm wirklich Freude bereitete. Und was ihn für das Leben stark machte. "Wenn man da nicht an sich glaubt, wird man von den anderen Jungs lebendig aufgefressen", sagt er.

Arzani träumt schon von der Premier League

Als er mit seiner Familie nach Australien auswanderte, war es zunächst auch nicht leicht für Arzani. Sein Aussehen, seine Sprache, seine Herkunft - der iranische Junge musste sich wieder durchbeißen. Heute ist er stolz, Australier zu sein und für seine neue Heimat aufzulaufen. "Dein Herz schlägt schneller, und man spürt den Ernst der Situation. Du repräsentierst ein ganzes Land auf dieser Bühne", sagt Arzani.

Der Däne Christian Eriksen, am Donnerstag Gegner von Arzani und Torschütze des 1:0 (7.), war bei der WM 2010 in Südafrika mit 18 Jahren der jüngste Spieler. Seine Karriere ging danach steil nach oben und führte ihn zum englischen Topklub Tottenham Hotspur. Gegen so eine Entwicklung hätte auch Arzani nichts einzuwenden, "ich wäre dann sehr glücklich".

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