21.06.2018 13:29 Uhr

Mexikos "Kaiser" Márquez und die Drogen

Rafael Márquez spielt seine fünfte Weltmeisterschaft
Rafael Márquez spielt seine fünfte Weltmeisterschaft

Rafael Márquez ist in Mexiko eine Legende, in den USA wird gegen ihn wegen Verwicklungen in Drogengeschäfte ermittelt.

Sein Einfluss bei El Tri ist weiterhin elementar, in Mexiko wird er noch immer als Ikone verehrt, doch Rafael Márquez steht unter strenger Beobachtung. Die Fußball-Ikone befindet sich weiter unter dem Mikroskop der Ermittlungsbehörden in den USA und wurde vor zehn Monaten in den Vereinigten Staaten auf eine "Schwarze Liste" gesetzt. Bei der Fußball-WM in Russland führt dies zu verschiedenen ungewöhnlichen Erscheinungen.

Nach wie vor ist zu klären, ob Márquez sich der Geldwäsche schuldig gemacht hat im Zusammenhang mit Drogengeschäften, was "El Kaiser" abstreitet. Solange aber ist es Amerikanern untersagt, egal ob Banken oder Unternehmen, in irgendeine Verbindung mit dem 39-Jährigen gebracht zu werden. Márquez darf etwa nicht aus gesponserten Wasserflaschen trinken, er muss anders als seine Teamkollegen solche ohne Emblem benutzen, er erhält keine Prämien, berichtete die "New York Times" zu Wochenbeginn.

Der Defensivspieler trägt überdies bei seiner fünften WM-Teilnahme nicht die gleiche Trainingsbekleidung wie der Rest der Mannschaft, er dürfte keine Interviews vor einer FIFA-Sponsorenwand geben, daher vermieden mexikanische Journalisten nach dem 1:0 gegen Deutschland ein Gespräch vor jenen Werbeaufstellern. Sollte er zum besten Spieler des Spiels auserkoren werden, gibt es ebenfalls ein Problem. Die Auszeichnung wird von einer großen US-amerikanischen Brauerei vergeben.

US-Konten eingefroren

"Sponsoren behandeln ihn wie Kryptonit", schrieb die "Times". "Wir nehmen die Maßnahmen des US-Finanzministeriums ernst und haben unseren WM-Aufenthalt so geplant, dass wir keine US-Sanktionen verletzen", hieß es zuletzt in einer Aussendung des mexikanischen Verbandes FEMEXFUT, zumal ertragreiche Geschäfte mit den USA für den Staat Mexiko generell elementar sind.

Die Vorwürfe betreffen einen angeblich engen Kontakt zum gefürchteten und in Márquez' Heimatregion Michoacan sehr verbreiteten Drogenkartell von Raul Flores Hernández. Der Fußballprofi habe demnach Millionengeschäfte der kriminellen Organisation abgewickelt und Vermögen verwaltet. Seine US-Konten sind eingefroren, und trotz seiner Beteuerungen, rasch Licht in Dunkel zu bringen, ist bis heute gar nichts klar.

Fünfte WM-Teilnahme für Márquez

"Meine Aufgabe ist, das alles so schnell wie möglich aufzuklären, um wieder der Rafa Márquez zu sein, den alle kennen", hatte der einstige Weltklassespieler gesagt, als die Ermittlungen im August des vergangenen Jahres publik geworden waren. Seinen Abschied bei Atlas Guadalajara hat er vor der WM bereits verkündet, nach dem Turnier in Russland fällt der Karrierevorhang endgültig.

Erstmal aber kann Mexiko am Samstag gegen Südkorea (17:00 Uhr) unter Umständen den Einzug ins Achtelfinale sicherstellen, Márquez wird wohl nicht zur Startelf gehören. Zwar ist er nach der Einwechslung gegen die DFB-Auswahl neben Antonio Carbajal, Lothar Matthäus und Gianluigi Buffon der einzige Spieler, der bei fünf WM-Endrunden zum Einsatz kam, sein Wert bemisst sich aber anders.

"Es gibt keine Diskussion: Außerhalb des Platzes ist er der Spieler, der am meisten Einfluss auf das Team hat", sagte Trainer Juan Carlos Osorio. Welchen Einfluss er sonst noch hatte, ist derzeit aber die wichtigste Frage. Sie liegt in den Händen der Justiz.

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