16.06.2018 08:58 Uhr

WM-Gruppe E: Wer überrascht gegen Neymar und Co.?

Die Gruppe E bei dieser WM besteht aus Brasilien, der Schweiz, Costa Rica und Serbien
Die Gruppe E bei dieser WM besteht aus Brasilien, der Schweiz, Costa Rica und Serbien

Das favorisierte brasilianische Star-Ensemble um Neymar träumt vom Titel, die Schweiz setzt auf geballte Bundesliga-Power, Costa Rica will überraschen und Serbien dem Chaos hinter den Kulissen trotzen. Heute im weltfussball-Check: die Gruppe E.

Brasilien: Die Defensiv-Zauberer

Nach der bitter enttäuschenden Heim-WM und dem desolaten Vorrunden-Aus bei der Copa América 2016 kam der ersehnte Neustart für die Selecao erst mit Verzögerung.

Unter der Regie von Trainer Tite, der als Motivator und für das Zusammenschweißen einer Einheit bekannt ist, qualifizierte sich Brasilien bereits im März 2017 als erstes Land für die WM.

Der 57-jährige Coach ist in Brasilien ein gefeierter Held, seit er Corinthians 2012 zum Triumph in der Copa Libertadores führte - und das mit einer ganz untypischen, defensiven Ausrichtung. Diese defensive Stabilität prägt in erster Linie auch das Spiel der Selecao. In den zwanzig Spielen seit Tites Amtsantritt kassierte das Team nur fünf Gegentore.

Ein Schwachpunkt der Brasilianer ist dagegen die offensive Effektivität. Besonders gegen tief stehende Gegner mangelt es den kreativen Freigeistern um Neymar im Zusammenspiel an der nötigen Abstimmung.

Eine ganze Nation atmete auf, als der Superstar von Paris Saint Germain nach seinem Mittelfußbruch sein Comeback beim 2:0-Testspsiel-Sieg gegen Kroatien gab und direkt einen Treffer erzielte.

Für weitere Tore sind in Tites Startelf, die er bereits im März verkündete, Gabriel Jesus, Philippe Coutinho und der sehr torgefährliche zentrale Mittelfeldspieler Paulinho zuständig.

Die Selecao ist nicht mehr so abhängig von ihrem Aushängeschild Neymar und hat sich nicht nur in dieser Hinsicht weiterentwickelt. Brasilien reist in jeden Fall als einer der größten Titel-Favoriten nach Russland.

Achtelfinal-Chancen: 95 Prozent


Schweiz: Die Bundesliga-Allstars

Die Eidgenossen qualifizierten sich mit Mühe über die Playoffs gegen Nordirland für die WM. Dennoch ist die Erwartungshaltung an die Nati groß. Mindestens das Viertelfinale soll erreicht werden. Mut machen die jüngsten Testspiele: Ein deutlicher 6:0-Sieg gegen Panama und ein 1:1 gegen WM-Mitfavorit Spanien.

Trotz des Torfeuerwerks gegen die Mittelamerikaner liegen die größten Schwächen der Nati in der nicht top-besetzten Offensive. Haris Seferovic spielte eine unterdurchschnittliche Saison bei Benfica, Breel Embolo konnte seine Qualität auf Schalke ebenfalls nicht konstant auf den Platz bringen.

Im mit zehn (!) Bundesliga-Legionären gespickten Kader ist der ehemalige Gladbacher und jetzige Arsenal-Profi Granit Xhaka der Anführer. Der zentrale Mittelfeldspieler bringt Ordnung in das defensiv ohnehin gut strukturierte Spiel der Schweizer.

Wie die meisten der Nationalspieler hat auch Trainer Vladimir Petkovic einen Migrationshintergrund. Der im ehemaligen Jugoslawien geborene Coach steht seit 2014 an der Seitenlinie und schaffte es, aus den vielen Nationen eine Mannschaft zu formen.

Achtelfinal-Chancen: 50 Prozent


Costa Rica: Die ewig Unterschätzten

Die Mittelamerikaner waren vor vier Jahren die Überraschung schlechthin. In der "Todesgruppe" behaupteten sich Los Ticos gegen Uruguay, England und Italien und scheiterten erst im Viertelfinale im Elfmeterschießen an den Niederlanden.

Ein ähnlicher Favoritenschreck will die von Óscar Ramírez trainierte Mannschaft auch in Russland sein. Der Coach stand bei Costa Ricas erster WM-Teilnahme 1990 noch als Spieler auf dem Platz, jetzt betreut der 53-Jährige das erste Mal die Nationalmannschaft bei einem großen Turnier.

Ramírez vertraut in erster Linie auf die beiden einzigen Stars im Team: Real Madrids Keeper Keylor Navas und den Premier-League-erfahrenen Kapitän Bryan Ruiz.

Trotz, oder gerade wegen der fehlenden Top-Spieler sind Los Ticos eine eingeschworene Truppe. In Russland wird beinahe die gleiche Startformation auflaufen, wie noch 2014. Nicht zu unterschätzen ist da allerdings die Fitness - die meisten der Stammspieler sind bereits 30 und älter.

Achtelfinal-Chancen: 35 Prozent


Serbien: Die Wundertüte

In Fußball-Serbien herrschte im Vorfeld der WM Chaos. Trotz der erfolgreichen Qualifikation unter anderem gegen Irland, Wales und Österreich, wurde Trainer Slavoljub Muslin wegen Differenzen mit dem Verband entlassen.

Die Amtszeit des Nachfolgers Mladen Krstajic, der als Spieler mit Werder Bremen 2004 das Double holte, startete mit einem Paukenschlag.

Der 44-Jährige ersetzte den langjährigen Kapitän Branislav Ivanovic durch Aleksandar Kolarov. Die Testspiele unter Krstajics Regie verliefen nur mäßig erfolgreich.

Zwar gewann Serbien gegen Nigeria (2:0) und Bolivien (5:1), Niederlagen gegen Marokko (1:2) und Chile (0:1) bremsten allerdings die Euphorie.

Herzstück der serbischen Mannschaft ist das Mittelfeld-Duo aus Nemanja Matic und Dusan Tadic. Die beiden Premier-League-Profis von Manchester United und dem FC Southampton sind die individuell stärksten Spieler im Kader.

Im Balkan-Staat unvergessen bleibt der 1:0-Erfolg gegen Deutschland bei der WM 2010. Dennoch bestehen für die Weißen Adler in diesem Jahr nur Außenseiterchancen.

Achtelfinal-Chancen: 20 Prozent

Tom Kühner

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