03.06.2018 12:41 Uhr

Trauerspiel in Turin: Italien und Oranje im Neuaufbau

Roberto Mancini soll die Squadra Azzurra zurück zu alter Stärke führen
Roberto Mancini soll die Squadra Azzurra zurück zu alter Stärke führen

Eine melancholische Stimmung erfüllt die Arena von Turin. Die Tifosi sind bedrückt, wenn sie an die Partie am Montag denken, an das Trauerspiel.

Italien gegen die Niederlande, das klingt nach der ganz großen Fußball-Welt, nach dem Duell zweier Schwergewichte. Die Realität sieht viel düsterer aus. Es ist das Aufeinandertreffen zweier gefallener Großmächte, die nicht zur WM in Russland dürfen.

Bittere Tränen flossen bei den Topspielern, als das Quali-Aus im vergangenen Spätherbst amtlich war. "Das ist eine Katastrophe", schluchzte Italiens Volksheld Gianluigi Buffon. "Es ist sehr hart. Wir verpassen wieder ein großes Turnier", sagte Bayern Münchens Oranje-Star Arjen Robben geschockt. Weder Buffon noch Robben werden im Juventus-Stadion auflaufen. Sie haben ihre internationale Karriere nach der bitteren Enttäuschung beendet. Und haben im Sommer viel zu viel Zeit.

Ein bisschen Planschen im Meer, ein kleiner Cocktail zur Erfrischung und womöglich auch ein bisschen WM gucken - mit Phantomschmerzen. So hatten sich Buffon und Robben diese Monate nicht vorgestellt. Die Altstars hätten alles für einen letzten Auftritt auf der größten Bühne ihrer Sportart getan. Der Stachel sitzt noch immer tief. Sogar bei Gianni Infantino. "Ich bin traurig für die WM, ich habe fast geweint", sagte der Schweizer FIFA-Chef mit italienischen Wurzeln zum Aus von Buffon.

Umbruch eingeläutet

Die beiden gescheiterten Fußball-Nationen müssen nach vorne schauen, weniger nach Russland, auch wenn es schwer fällt. Längst läuft der Neuaufbau. Mit neuen Trainern und frischem Blut im Spielerkader wollen sowohl die Azzurri als auch Oranje wieder den Anschluss an die internationale Spitze schaffen. Die Vorbereitung auf die Quali für das EM-Turnier 2020 in zwölf Ländern beginnt jetzt.

"Seit unzähligen Jahren gewinnen wir keine EM mehr", sagte Italiens neuer Chefcoach Roberto Mancini bei seiner Vorstellung im Mai: "Ich möchte eine Person sein, die die Nationalmannschaft auf das höchste Niveau führt." Dabei scheut er sich nicht vor schwierigen Stars. Als eine seiner ersten Amtshandlungen holte der 53-Jährige das Enfant Terrible Mario Balotelli zurück in den Kader, der Mittelstürmer traf prompt beim 2:1-Sieg gegen Saudi-Arabien. Mancinis Co-Trainer könnte Altstar Andrea Pirlo werden. "Wir müssen eine neue Phase beginnen und uns Länder wie Deutschland als Vorbild nehmen", sagte der Weltmeister von 2006.

Die Niederländer werden nun von Ronald Koeman angeführt, einem Mann, der für die glanzvollen Zeiten steht. 1988 feierte der schussgewaltige Libero bei der EM in Deutschland den größten Erfolg mit dem kleinen Land, das seit jeher ausgezeichnete Kicker hervorbringt. Bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 klopfte die Elftal als Zweiter und Dritter noch ganz oben an. Nun hat Koeman es sich zur Aufgabe gemacht, wieder ein richtiges Team aus den Individualisten zu formen. "Die Mannschaft sollte es machen. Deutliche Absprachen und ein klares System müssen eintrainiert werden", sagte er.

Damit so ein Trauerspiel wie in Turin bloß nicht wieder vorkommt.

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