30.05.2018 10:39 Uhr

Bayern-Mittelfeld: Zu viel Masse statt Klasse?

Zu viel Masse statt Klasse im Mittelfeld des FC Bayern München?
Zu viel Masse statt Klasse im Mittelfeld des FC Bayern München?

Das Mittelfeld des FC Bayern München ist durch die Verpflichtung von Leon Goretzka vom FC Schalke 04 sowie die Rückkehr von Renato Sanches überbesetzt. Qualitativ ist das Personal in der Schaltzentrale des Fußball-Rekordmeisters zudem nicht über jeden Zweifel erhaben, Unterschiedsspieler auf allerhöchstem Niveau sind Mangelware. Offen ist zudem, wie der neue Trainer Niko Kovac plant.

Renato Sanches wird im Sommer nach seiner Rückkehr zum FC Bayern München viel Zeit haben. Der 2016 als einer der Shooting-Stars der EURO in die Bundesliga gewechselte Portugiese ist bei der WM nur Zuschauer.

Nationaltrainer Fernando Santos verzichtet in Russland auf die Dienste des 20-Jährigen. Eine schwache Spielzeit in München und eine weitere bei seiner Leihe zu Swansea City haben das vermeintliche Supertalent in seiner Entwicklung weit zurückgeworfen.

Zwar gab Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Mitte Mai bekannt, der neue Trainer Niko Kovac plane mit Sanches und werde versuchen, "ihn zu früherer Stärke zurückzuführen".

Wenige Tage später rankten sich allerdings schon wieder Abwanderungsgerüchte um den Youngster. Sein Heimatverein Benfica soll an einer Rückholaktion auf Leihbasis interessiert sein.

Sanches nicht das einzige Sorgenkind beim FC Bayern

Im Mittelfeld der Bayern ist Sanches bei weitem nicht das einzige Sorgenkind. Thiago enttäuschte im Saisonendspurt (wieder einmal) insbesondere in den wichtigen Spielen, der einstige Musterprofi Javi Martínez fiel durch mangelnden Trainingsfleiß negativ auf.

Sebastian Rudy spielte nach einem guten Start in sein Abenteuer München so gut wie gar nicht mehr, Rekord-Einkauf Corentin Tolisso konnte seine Eignung für die Bayern nur zeitweise nachweisen.

Gegen Arturo Vidal, in den letzten Wochen der Spielzeit wegen einer Knie-OP außer Gefecht, hat die Staatsanwaltschaft Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung erhoben. Der "Krieger" soll im September 2017 in eine Diskotheken-Schlägerei verwickelt gewesen sein.

Über jeden Zweifel erhaben ist eigentlich nur James Rodríguez, der sich nach einem holprigen Start zur Schlüsselfigur mauserte. Die Real-Leihgabe hat am ehesten das Potenzial, auch in der neuen Saison ein Unterschiedsspieler für die Münchner zu sein.

Goretzka muss Sprung zum FC Bayern bewältigen

Dass Leon Goretzka ein solcher werden kann, muss er erst noch nachweisen. Zwar kündigte der 23 Jahre alte Nationalspieler an, bei Bayern "bis an seine Grenzen" zu gehen, um sich im harten Konkurrenzkampf durchzusetzen. Doch der Unterschied zwischen Schalke und München ist riesig.

"Er hat das Potenzial, sich auch in München zum Stammspieler zu entwickeln - doch das hatten viele. Auch Top-Spieler wie Lukas Podolski oder Mario Götze haben es nie geschafft, sich beim FC Bayern durchzusetzen. Man kann also nie genau sagen, ob ein Spieler den Sprung tatsächlich schafft oder nicht", sagte Olaf Thon, einst selbst von Schalke nach München (und wieder zurück) gewechselt, gegenüber "Goal" über Goretzka.

Bei den Königsblauen war der Youngster in der abgelaufenen Rückrunde eher Mitläufer als Anführer, seine Leistungen waren über Wochen durchwachsen. Eine solche Schwächephase wird er sich bei den erfolgsverwöhnten Bayern nicht leisten dürfen.

Der gebürtige Bochumer hat als Mitglied des vorläufigen Kaders zudem wie sein zukünftiger Vereinskollege Rudy noch die Chance, auf den deutschen WM-Zug aufzuspringen. Auch Thiago, Tolisso und James fahren mit ihren Nationalteams nach Russland. Nicht zum ersten Mal würde auf eine Endrundenteilnahme ein Leistungsknick folgen.

Vidal oder Thiago beim FC Bayern vor dem Abgang?

Ob und wie die Bayern angesichts dieser zahlreichen Unwägbarkeiten im Laufe des Sommers noch auf dem Transfermarkt tätig werden, hängt auch von den Planungen des neuen Trainers Niko Kovac ab.

Bei seinem Ex-Klub Eintracht Frankfurt setzte der Kroate zumeist auf ein fluides System mit Dreierkette, in dem Platz für drei zentral orientierte Mittelfeldspieler wäre.

Für diese Planstellen haben die Münchner Stand jetzt acht Akteure im Kader - eigentlich mindestens zwei zu viel. Vor allem der bereits 31 Jahre alte Vidal sowie der klubintern angeblich umstrittene Thiago gelten als Verkaufskandidaten. Dem Vernehmen nach dürfen aber alle Profis zunächst bei Kovac vorspielen, bevor über mögliche Transfers entschieden wird.

In Sachen Personalwünsche soll sich der frühere Bayern-Profi bislang vornehm zurückgehalten haben. Der Name von Hoffenheims Kevin Vogt wird dem "kicker" zufolge intern zwar diskutiert. Der gelernte defensive Mittelfeldspieler kam bei seinem aktuellen Klub aber zuletzt nahezu ausschließlich in der Innenverteidigung zum Einsatz, soll in den Gedankenspielen Kovacs wenn dann ebenfalls auf dieser Position eine Rolle spielen.

Auf einen womöglich 80 oder 90 Millionen Euro teuren Star-Einkauf fürs Mittelfeld dürfen sich die Bayern-Fans wohl nicht freuen. In diesem Jahr werde es keine großen Transfers geben, kündigte Klub-Präsident Uli Hoeneß kürzlich gegenüber dem "kicker" an.

Tobias Knoop

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