22.05.2018 20:02 Uhr

BVB-Keeper Hitz: Wirklich nur die Nummer zwei?

Marwin Hitz hat beim BVB unterschrieben
Marwin Hitz hat beim BVB unterschrieben

Torhüter Marwin Hitz wird Nachfolger von Roman Weidenfeller bei Borussia Dortmund. Der langjährige Stammkeeper des FC Augsburg ist nicht die typische Nummer zwei. BVB-Stammtorhüter Roman Bürki sollte womöglich ins Grübeln kommen.

"Fünf Jahre zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk. Danke, Marwin!", prangte am 5. Mai 2018 auf einem Banner, das die Fans des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg Keeper Marwin Hitz bei seinem letzten Auftritt zwischen den Pfosten der Fuggerstädter widmeten.

Worte, die untermauern, warum sich Borussia Dortmund die Dienste des 30-Jährigen gesichert hat. Während Hitz in Augsburg für seine Zuverlässigkeit gefeiert wurde, lässt Dortmunds aktuelle Nummer eins Roman Bürki eben jene mit erschreckender Beständigkeit vermissen. Zwölf Liga-Spiele ohne Gegentor in der abgelaufenen Saison sprechen zwar durchaus für Bürki, lassen die teils folgenschweren Patzer des 27-Jährigen aber nicht vergessen.

Während ein beträchtlicher Teil der BVB-Fans bereits im Laufe der Saison vehement einen Wechsel im Tor forderte, wurde die schwarzgelbe Führungsriege nie müde, Bürki ihre Rückendeckung zu garantieren. In der Phase des heftigsten Gegenwinds verlängerten die Borussen sogar den Vertrag mit ihrem Torwart.

Das Problem: Über eine Alternative zum Stammschlussmann verfügte der BVB-Kader bislang nicht. Roman Weidenfeller hatte bereits angekündigt, seine glanzvolle Karriere im Sommer zu beenden. Dem 20-jährigen Dominik Reimann fehlte es an jeglicher Profierfahrung.

Nach der Verpflichtung von Hitz, der für Augsburg und den VfL Wolfsburg insgesamt 154 Bundesligaspiele bestritt, gestaltet sich die Situation anders. Der Neue muss sich zwar zunächst hinten anstellen. "Wir planen weiter mit Bürki", betonte BVB-Sportdirektor Michael Zorc gegenüber dem "kicker". Es bleibt allerdings abzuwarten, ob Hitz das kampflos so hinnimmt.

Hitz freut sich beim BVB auf die Königsklasse

"Es war schwierig. Ich habe die Entscheidung getroffen, dass es für mich und den FCA die beste Variante ist, mich zu verabschieden, weil ich persönlich noch mal etwas anderes machen will", begründete der Keeper seinen Abschied aus Augsburg und schob nach: "Ich will Ziele erreichen, mich durchsetzen, zeigen und weiterentwickeln." Ein Keeper, der ein Karriereende auf der Ersatzbank anstrebt, klingt anders.

Nach der Bestätigung seines Wechsels zum BVB betonte Hitz, dass er sich "auf die Herausforderung" und "besonders auch auf die Spiele in der Champions League" freue.

Die Atmosphäre in der Königsklasse kann Hitz natürlich auch auf der Bank erleben, ein pikantes Detail legt allerdings nahe, dass der besonnene Eidgenosse nach Höherem strebt.

Marwin Hitz pariert gegen Arturo Vidal
Marwin Hitz pariert gegen Arturo Vidal

Hitz verzichtet für BVB-Chance auf die WM

Mitte Mai teilte Hitz dem Schweizer Verband mit, dass er auf eine WM-Teilnahme verzichtet. Der Neu-Dortmunder wäre hinter Gladbachs Schlussmann Yann Sommer und seinem künftigen Konkurrenten Bürki die Nummer drei der Nati gewesen. Gründe für die Absage teilte der Schweizer Verband nicht mit.

Für Hitz hat der freiwillige Verzicht auf das Spektakel WM aber einen offensichtlichen Vorteil: Während Bürki womöglich sogar ohne Einsatz bei der Endrunde in Russland weilt, kann er der 1,93-Meter-Mann die Zeit nutzen, um sich dem neuen Trainerteam um Landsmann Lucien Favre zu präsentieren.

Zumindest in den ersten bestätigten Härtetests vor der Saison 2018/19 - am 13. Juli tritt der BVB gegen Austria Wien an, eine Woche später gegen Manchester City - dürfte Bürki noch nicht ins Training der Dortmunder zurückgekehrt sein.

Hitz als Schweizer Nummer eins? "Das Ziel besteht"

Vermutungen, Hitz' WM-Verzicht seien gleichbedeutend mit dem Ende seiner Ambitionen im Nationalteam, laufen ins Leere: "Das Ziel besteht", antwortete Hitz, der 2015 als erst dritter Bundesliga-Torwart einen Treffer aus dem Spiel heraus erzielte, unlängst auf die Frage, ob er daran glaubt, die Nummer eins der Schweiz werden zu können.

Um dieses Ziel zu erreichen, müsste Hitz zuerst einmal Landsmann Bürki beim BVB hinter sich lassen. Damit dies gelingt, sollte sich Hitz die Worte seines langjährigen FCA-Torwarttrainers Zdenko Miletic zu Herzen nehmen.

"Das Wichtigste ist immer noch, dass er hinten keine dicken Klöpse macht", fasste der 50-Jährige, unter dem Hitz zum Stammkeeper reifte, seine Philosophie im Gespräch mit der "Augsburger Allgemeinen" unlängst zusammen - auch für Bürki ein guter Rat.

Marc Affeldt

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