17.05.2018 11:33 Uhr

Bayern-Coach kritisiert Nachwuchs-Konzept des Klubs

U23-Trainer Tim Walter verlässt die Bayern nach der Saison
U23-Trainer Tim Walter verlässt die Bayern nach der Saison

Nach der Saison verlässt Trainer Tim Walter die U23 des FC Bayern München, die der 42-Jährige auf den zweiten Platz der Regionalliga Bayern führte. Vor seinem Abgang kritisierte der Coach das Nachwuchs-Konzept des deutschen Rekordmeisters und haderte mit dem verpassten Aufstieg.

"Wenn ich zu Saisonbeginn eine wettbewerbsfähigere Mannschaft gehabt hätte, dann wäre der Aufstieg wohl auch möglich gewesen", sagte Walter gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" und spielte damit darauf an, dass zeitweise mehrere seiner Schützlinge wegen der China-Reise der Profis fehlten oder hochtalentierte A-Junioren, die auch für die U23 hätten spielen können, in der U19 aktiv waren. 

Die großen Hoffnungen an das neu erbaute Nachwuchsleistungzentrum, die unter anderem Bayern-Präsident Uli Hoeneß hegt, stellte der 42-Jährige in Frage. "Der FC Bayern hat in der Jugend noch kein durchgängiges Konzept entwickelt, wo er hin will", kritisierte Walter. "Es ist - glaube ich - momentan für den Verein das Wichtigste, Meisterschaften zu holen", beschrieb er den schwierigen Spagat und fügte an: "Andererseits sollen auch Spieler zu den Profis."

Es sei auf diese Weise schwierig, "viele Spieler dauerhaft oben reinzubringen", konstatierte der scheidende Coach. Das sei seiner Meinung nach "nicht möglich": "Wir haben sehr viel Potenzial, Spieler erst mal für andere Vereine auszubilden. Dafür muss man sich über jeden Spieler austauschen, Phasen ausmachen, in denen er bei den Profis spielt, analysieren. Das bedeutet natürlich, dass du miteinander kommunizieren musst", erklärte Walter.

Der FC Bayern ist "eine Wohlfühl-Oase"

Doch an der Kommunikation scheint es noch zu hapern. "Aus meiner Sicht geht da mehr", betonte der Bayern-Trainer, der aus dem zweiten Team des deutschen Rekordmeisters gern eine U19 gemacht hätte und verwies auf andere Vereine, die ihre Zweitvertretung bereits als U21 anlegen. 

"Seniorenfußball ist wichtig als Erfahrung, egal auf welchem Niveau. Fußballerisch bringt es dich zwar nicht weiter, in Buchbach oder Pipinsried zu spielen. Aber das Drumherum, die schwierigen Plätze, auf denen - salopp gesagt - Kühe grasen, solche Dinge musst du auch erleben, um alles schätzen zu lernen", sagte Walter. Der FC Bayern sei hingegen "eine Wohlfühl-Oase": "Die Jungs durch eine Mühle zu schicken, ist extrem wichtig. Und vor allem wegen der Fankultur würde ich die zweite Mannschaft nie abschaffen."

Deshalb würde Walter Spieler nach der U19 konsequent an andere Vereine abgeben, damit diese Spielpraxis auf hohem Niveau sammeln. "Immer den Daumen drauf, ausleihen oder eine Rückkaufoption sichern."

Walter selbst ist, was seine Zukunft im Profi-Fußball angeht, selbstbewusst und optimistisch: "Ich suche nicht. Die Vereine suchen mich."

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