04.05.2018 09:48 Uhr

Subotic: Ein Reservist als Erfolgsgarant

Neven Subotic (r.) hat den Erfolg zurück nach Saint-Étienne gebracht
Neven Subotic (r.) hat den Erfolg zurück nach Saint-Étienne gebracht

Mittlerweile ist die Serie fast schon unheimlich: Seit dem Wechsel von Neven Subotic von Borussia Dortmund zu AS Saint-Étienne verliert der französische Fußball-Erstligist nicht mehr. Und steht auch dank Erfolgsgarant Subotic vor der Rückkehr in den Europapokal.

Größer hätte die sportliche Krise bei Traditionsklub AS Saint-Étienne fast nicht mehr sein können. Kurz vor Schließung des winterlichen Transferfensters rangierte der französische Rekordmeister mit nur einem Punkt vor der Abstiegszone auf Platz 16 der Ligue 1. Es drohte der erste Abstieg seit 15 Jahren.

Besonders die Hintermannschaft machte Probleme: 37 Gegentore in 22 Ligaspielen bedeuteten die zweitschlechteste Bilanz in Frankreichs Oberhaus.

Auf der Suche nach einem Stabilisator für die Hintermannschaft wurden die Verantwortlichen bei Borussia Dortmund fündig. Ausgerechnet jenem Klub also, von dem Saint-Étienne einst 13 Millionen Euro für die Dienste eines gewissen Pierre-Emerick Aubameyang überwiesen bekam.

Das zweite Transfergeschäft der beiden Klubs sollte sich als Win-Win-Situation erweisen. Am 25. Januar gaben die Vereine den Wechsel von Neven Subotic bekannt. Ohne Ablösezahlung wurde dessen Vertrag beim BVB vorzeitig aufgelöst.

Sportlich in Dortmund ohne weitere Perspektive, traf der Abgang des Publikumslieblings die Anhängerschaft des BVB und Subotics schwarz-gelbe Teamkollegen ins Mark.

Urgestein Nuri Sahin schrieb in einem an Subotic gerichteten Statement: "Du bist ein großartiges Beispiel dafür, dass man Erfolg und Mensch sein verbinden kann. Danke für großartige Jahre gemeinsam mein Freund. Du hast eine Ära geprägt. Es war mir eine Ehre, an deiner Seite zu sein."

Saint-Étienne mit Subotic seit 13 Spielen ungeschlagen

In Saint-Étienne angekommen war das Saisonziel für Subotic und Co. in den 16 restlichen Meisterschaftsspiele klar formuliert: die sportliche Wende schaffen und den drohenden Abstieg abwenden.

Kurz nach den ersten Trainingseinheiten unter seinem neuen Coach Jean-Louis Gasset stand der Ex-Dortmunder gleich in der Startelf. Gegen SM Caen half der 29-Jährige über 90 Minuten mit, einen umjubelten Heimdreier einzufahren, nachdem es zuvor nur einen Sieg in 13 Begegnungen gegeben hatte. 

Dieser 27. Januar war der Beginn einer mittlerweile unheimlichen Erfolgsserie von ASSE. Dem 2:1-Erfolg gegen Caen folgten zwölf weitere Partien ohne Niederlage.

Aus dem abstiegsbedrohten Kellerkind formte sich innerhalb weniger Monate eine Spitzenmannschaft, die drei Spieltage vor Saisonende realistische Chancen auf die Rückkehr in den Europapokal hat. 

Halten sich ‎"Les Verts" (zu deutsch: die Grünen) auch in den finalen Partien gegen Bordeaux, Monaco und Lille schadlos, würde der zehnfache Meister eine der größten Aufholjagden der französischen Fußball-Geschichte bejubeln.

Subotic fehlte seit Januar keine Sekunde

Um Platz fünf zu halten, bedarf es aber "weiterer Fortschritte", wie Subotic zuletzt mahnte: "Jede Saison ist ein Marathon und wir schreiten immer weiter voran. Wir sind total fokussiert auf unser Ziel, die Stimmung dabei ist sehr positiv. Jeder bei uns arbeitet für dieses Ziel."

Gleichzeit bremste der Abwehrspieler die entstandene Euphorie im Klub: "Wir sind in bestechender Form, aber die Saison ist noch nicht zu Ende. Alle müssen fokussiert bleiben!"

Immer wieder sprach Saint-Étiennes neuer Erfolgsgarant von "harter Arbeit", die geleistet werden musste, um Siege gegen Nantes und Montpellier oder Punktgewinne gegen Paris oder Lyon einzufahren.

Subotic stand in jedem Spiel seines neuen Teams über die volle Distanz auf dem Platz und verpasste seit Januar noch keine Sekunde. Sogar als Torschütze trat der Innenverteidiger zweimal in Erscheinung, zuletzt im März beim 2:0-Erfolg gegen EA Guingamp.

Dieses Gefühl, gebraucht zu werden, die Gewissheit, wichtig zu sein und mit altbekannter Hingabe als Vorbild für Teamkollegen fungieren zu können, fehlte Subotic beim BVB in den letzten Jahren - im Prinzip schon, seit Meistertrainer und Subotic-Förderer Jürgen Klopp die Borussia verlassen hatte.

Neuer Vertrag für Subotic schon im Sommer?

Die Tugenden, dank derer der 36-fache serbische Nationalspieler in Dortmund zum Leistungsträger wurde, zweimal die Meisterschaft sowie den Pokal gewann, ins Champions-League-Finale einzog und sich in neun Jahren zur Identifikationsfigur des Klubs entwickelte, machen Subotic jetzt auch in Saint-Étienne stark.

Sicher und vorausschauend im Stellungsspiel, hart und konsequent im Zweikampf sowie dominant und torgefährlich in Luftduellen: Der 1,92-Meter-Mann sorgt mit großer Präsenz und stabilem Auftreten für ein ganz neues Sicherheitsgefühl in der Hintermannschaft der AS, welches grundlegend für die sportliche 180-Grad-Wende des Teams war und ist.

Vertraglich ist Subotic noch eine weitere Saison an Saint-Étienne gebunden. Gut möglich, dass die Klubbosse ihren Stabilisator schon in Kürze zur vorzeitigen Verlängerung des Arbeitspapieres bestellen.

"Ich bin nicht nach Saint-Étienne gekommen, um meine Karriere ausklingen zu lassen, sondern weil die Perspektive stimmt und ich etwas erreichen will", sagte Subotic nach den ersten Erfolgserlebnissen mit ASSE gegenüber "Sport Bild".

Der neue Abwehr-Turm ist auf dem besten Wege, dieser Perspektive und diesem Ziel einen Namen zu geben: die Europa-League-Qualifikation für die Saison 2018/2019.

Mats-Yannick Roth

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten