26.04.2018 13:51 Uhr

Serge Gnabry: Warmschießen für den FC Bayern

Serge Gnabry kehrt im Sommer zurück zum FC Bayern München
Serge Gnabry kehrt im Sommer zurück zum FC Bayern München

Serge Gnabry von 1899 Hoffenheim avancierte in der Rückrunde auch dank Trainer Julian Nagelsmann zu einem der besten Offensivspieler der Fußball-Bundesliga. Der 24-jährige Leihspieler bringt sich mit seinen starken Leistungen jetzt schon für seine Rückkehr zum FC Bayern München im Sommer in Stellung - und für eine mögliche WM-Teilnahme.

In der 35. Minute war es soweit. Serge Gnabry setzte seine beeindruckende Serie fort. Im Top-Spiel bei RB Leipzig bereitete ausgerechnet Gegenspieler Stefan Ilsanker mit einer verunglückten Grätsche am Strafraum den Weg für den Hoffenheimer.

Gnabry blieb kurz vor dem Elfmeterpunkt eiskalt und ließ Leipzigs Torwart Péter Gulácsi keine Abwehrchance. 2:0 für die Gäste, die am Ende einen fulminanten 5:2-Kantersieg aus der Red Bull Arena mitnehmen konnten.

In Leipzig traf Gnabry zum vierten Mal in Folge in einem Bundesligaspiel. Gelingt ihm gegen Hannover 96 am Freitag erneut ein Tor, würde das die Einstellung eines Hoffenheimer Vereinsrekords bedeuten.

Nur Lewandowski in der Rückrunde besser als Gnabry

"Jedes Tor bringt Selbstbewusstsein. Deshalb genieße ich es gerade einfach auf dem Platz", sagte Gnabry nach dem 6:0 gegen den 1. FC Köln Ende März, dem Start seiner Super-Serie.

Acht Treffer stehen insgesamt seit Jahresbeginn in der Bilanz des gebürtigen Stuttgarters, besser ist nur der designierte Torschützenkönig Robert Lewandowski (12). Zudem legte Gnabry vier Tore seiner Teamkollegen auf.

Der Rechstfuß hat großen Anteil daran, dass Hoffenheim mit 33 Treffern die zweitbeste Rückrundenoffensive hinter den Bayern (47) stellt.

FC Bayern reicht Gnabry sofort an Hoffenheim weiter

Genau dorthin kehrt Gnabry nach der Saison zurück - wobei Rückkehr eigentlich das falsche Wort ist. Denn als der Rekordmeister den Silbermedaillengewinner von Rio im vergangenen Sommer von Werder Bremen verpflichtete, reichte er ihn direkt auf Leihbasis nach Hoffenheim weiter. Trainieren durfte Gnabry kein einziges Mal an der Säbener Straße.

Acht Millionen Euro zahlten die Bayern für den früheren Arsenal-Profi, angeblich dank einer Klausel, die sie sich bereits im Zuge des Wechsels nach Bremen sicherten. Euphorie konnte der relativ kostengünstige Transfer bei den Münchner Fans nicht entfachen.

Auch die nur dreijährige Vertragslaufzeit bis 30. Juni 2020 klang nicht unbedingt nach grenzenlosem Vertrauen der Bayern-Bosse in die Fähigkeiten des Neueinkaufs.

Nagelsmann macht Gnabry besser

Gnabrys erste Monate in Hoffenheim schien die Skeptiker zu bestätigen. Zunächst stoppte eine Kapselverletzung den hochbegabten Angreifer, anschließend machten ihm Oberschenkelprobleme zu schaffen.

Acht Einsätze in der Bundesliga, zwei im Europapokal und wettbewerbsübergreifend zwei Treffer sowie eine Vorlage - in Schwung kam Gnabry bis in den Winter hinein nicht.

Doch der Youngster arbeitete in Zusammenarbeit mit 1899-Trainer Julian Nagelsmann hart daran, ein wertvoller Bestandteil des Hoffenheimer Teams zu werden. Der seit jeher verletzungsanfällige Profi erhöhte sukzessive die Trainingsintensität unter der Woche.

Zudem feilten Gnabry und Nagelsmann an individualtaktischen Schwächen des Spielers. "In der Arbeit mit ihm ging es viel um das Gespür für den Raum. Er hatte häufig eine sehr breite Position auf dem Feld, angelernt aus seiner Jugendzeit noch, das ist nicht so ganz meine Philosophie. Dadurch hat er immer sehr viel Fläche verschenkt für seine Qualitäten", erläuterte Nagelsmann im "kicker".

Der Coach brachte seinem Schützling außerdem eine beeindruckende Flexibilität bei, setzte ihn nicht nur auf seiner angestammten Position als Flügelstürmer, sondern auch im Sturmzentrum sowie als offensiver Außenverteidiger ein. "So hat er unterschiedliche Räume kennengelernt, wo aber das Freilaufverhalten sehr ähnlich ist", sagte Nagelsmann.

Schnelligkeit, Schuss- und Abschlussstärke bringt Gnabry ohnehin mit, sodass er sich in der Rückrunde ohne Zweifel in der Form seines Lebens befindet.

Längst haben die Hoffenheimer auch die leiseste Hoffnung aufgegeben, den Schlüsselspieler über das Saisonende hinweg halten zu können. "Ab Sommer ist Serge Gnabry wieder bei Bayern", bestätigte TSG-Geschäftsführer Frank Briel unlängst gegenüber "Bild".

Gnabry als "Robbery"-Erbe bei Bayern und WM-Teilnehmer?

In München wächst die Zuversicht, dass Gnabry bei der Nachfolgeregelung für Arjen Robben und Franck Ribéry neben Kingsley Coman eine zentrale Rolle einnehmen kann.

Zwar bescheinigte Noch-Trainer Jupp Heynckes dem baldigen Rückkehrer nach dem 5:2-Hemsieg gegen Hoffenheim am 20. Spieltag noch "Spielraum" in Bezug auf "das professionelle Arbeiten auf einem hohen Niveau". Dem neuen Coach Niko Kovac könnte Gnabry auch dank seiner frisch erlernten Vielseitigkeit neue, interessante Optionen eröffnen.

Zuvor könnte für Gnabry aber noch die Teilnahme an der WM-Endrunde in Russland auf dem Programm stehen. Bundestrainer Joachim Löw wird aufgrund der aktuellen Form-Stärke nicht drumherum kommen, zumindest über den Bald-Münchner nachzudenken.

Tobias Knoop

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