21.04.2018 09:19 Uhr

Dembélé bei Barca: Erwachen aus dem Albtraum?

Ousmane Dembélé (r.) spielt seit dem Sommer beim FC Barcelona
Ousmane Dembélé (r.) spielt seit dem Sommer beim FC Barcelona

Vor mittlerweile acht Monaten wechselte Ousmane Dembélé von Borussia Dortmund zum FC Barcelona. Das Gastspiel in Spanien ist für den Youngster bisher ein wahrer Albtraum. Vor dem Pokalfinale gegen Sevilla am Samstag (ab 21:30 Uhr) gibt es jedoch einen Silberstreif am Horizont.

Bis zu 145 Millionen Euro waren dem FC Barcelona im vergangenen Sommer die Dienste von Ousmane Dembélé wert. Eine astronomische Summe, die mit einer ebenso großen Aufgabe einher ging.

Der 20 Jahre alte Flügelstürmer sollte niemand Geringeren als den zu Paris abgewanderten Neymar, seines Zeichens teuerster Spieler der Welt, im Star-Ensemble der Katalanen möglichst gleichwertig ersetzen.

Euphorisch sprach Dembélé bei seiner Vorstellung von der "Erfüllung eines Traumes". Der Start in Katalonien geriet allerdings vielmehr zum Albtraum.

Beim 2:1-Auswärtssieg gegen Getafe am vierten Spieltag riss sich der Franzose den Oberschenkelmuskel. Die Folgen waren verheerend: Insgesamt vier Monate musste Dembélé verletzt zusehen. Statt sich schnell im Kader Barcas zu integrieren, schuftete der Ex-Dortmunder in der Reha für sein Comeback.

Party-Gerüchte und Fast-Food-Posse um Dembélé

Im Januar folgte drei Spiele nach der Rückkehr auf den Platz der nächste Schock - wieder eine Muskelverletzung, wieder eine mehrwöchige Zwangspause für Dembélé.

Das irrsinnige, fast schon unheimliche Verletzungspech ließ in der spanischen Medienlandschaft Kritik an der Einstellung des Flügelflitzers laut werden. Besonders ein Party-Trip über 4000 Kilometer mitten in der Saison ins marokkanische Marrakesch war für den Boulevard ein gefundenes Fressen.

Auch die Barca-Verantwortlichen waren nicht zufrieden mit der Einstellung ihres millionenschweren Neuzugangs. Der Verein griff zu unkonventionellen Maßnahmen: Er stellte dem neunfachen Nationalspieler einen Koch zu Seite, der eine professionelle Ernährung des Sorgenkindes sicher stellen sollte.

Laut übereinstimmenden Medienberichten hatte sich Dembélé zuvor mit dem Wunsch nach einem Gas-Grill an den Klub gewandt, welchen die Katalanen so auf ihre Weise beantworteten.

Mittlerweile setzte der Tempo-Dribbler seinen Privat-Koch schon wieder vor die Tür. "Ich führe ein gesünderes Leben als in Dortmund, wo ich kein gesundes Leben hatte, aber ich habe mich trotzdem nicht verletzt", sagte Dembélé kürzlich im französischen Fernsehen. "Ich bin nicht im Top-Form, aber nach und nach wird es. Ich muss noch Herz-Kreislauf-Training machen, weil ich schnell müde werde."

Dembélé muss schweren Rucksack schultern

Neben den körperlichen Problemen setzen dem Ex-Dortmunder im neuen Umfeld aber auch systembedingte Schwierigkeiten zu. Anders als beim BVB ist unter Barcelona-Trainer Ernesto Valverde das 4-3-3-System mit zwei klassischen Außenstürmern nicht die erste taktische Variante.

Vielmehr setzt der Spanier mit Lionel Messi und Luis Suárez in der Regel auf zwei Sturmspitzen. Die eigentliche Stärke von Dembélé, auf dem Flügel mit viel Tempo ins Eins-gegen-Eins zu gehen, ist so wenig gefragt.

Die mangelnde Defensiv-Arbeit, bereits im schwarz-gelben Trikot keine Kernkompetenz des offensiven Wirbelwindes, führte ebenfalls zu Kritik. "Ousmane ist verpflichtet, auch nach hinten zu arbeiten. Das muss er beherzigen, aber er macht bereits Fortschritte", erklärte Valverde Anfang März: "Er muss in die Verfassung kommen, in der er in der Offensive eine entscheidende Rolle einnehmen kann und auch seine Defensivaufgaben erfüllt."

Dembélé dementiert Gerüchte um Arsenal-Flucht

Ein schwerer Rucksack von Problemen also, der dafür sorgt, dass der Hoffnungsträger acht Monate nach seiner Vorstellung beim FC Barcelona erst in 19 Pflichtspiele für den designierten spanischen Meister auf dem Platz stand.

Aufkeimende Wechselgerüchte um eine Flucht zum FC Arsenal, wo Kumpel Pierre-Emerick Aubameyang seit dem Winter kickt, erstickte Dembélé dennoch unlängst im Keim.

"Ich habe einen Fünfjahresvertrag unterschrieben. Ich werde nicht nach einem Jahr schon gehen. Es ist schwer, sich hier zu integrieren. Meine Mitspieler helfen mir aber und ich hatte viel Pech mit Verletzungen. Ich gebe nicht auf", stellte der quirlige Angreifer gegenüber "Telefoot" klar.

Erstes Ligator macht Dembélé Hoffnung

Zu welchen Leistungen der Stürmer auch beim neuen Verein eigentlich imstande ist, zeigte sich im Ligaspiel am Wochenende gegen Celta Vigo. In der 36. Minute bekam Dembélé im Konter wenige Meter vor dem Strafraum den Ball.

Statt den Ball anzunehmen, ließ er ihn noch einmal aufticken, um das Spielgerät dann aus vollem Lauf ins rechte Eck zu ballern - ein echtes Traumtor.

Anschließend scharte sich die gesamte Mannschaft um den Torschützen, um dessen ersten Ligatreffer im Barca-Trikot zu feiern. Zwar reichte es gegen den Underdog nur zu einem 2:2.

Für Dembélé war das Spiel dennoch ein echter Hoffnungsschimmer, dass der Traum vom großen FC Barcelona langfristig nicht zum Albtraum ohne Erwachen mutiert.

Falk Velten

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