24.03.2018 12:20 Uhr

Iniestas "heilige Füße" lassen Spanien trräumen

Andrés Iniesta überzeugte gegen die DFB-Elf
Andrés Iniesta überzeugte gegen die DFB-Elf

Ines Sainz hatte sich eigens in Schale geworfen und ließ all ihren Charme spielen, doch der große Andrés Iniesta ließ die mexikanische Star-Reporterin stehen, als wäre sie ein lästiger deutscher Gegenspieler. Reden wollte der Unnachahmliche nach dem 1:1 (1:1) der spanischen Fußball-Zauberer beim Weltmeister Deutschland nicht - seine "heiligen Füße" (Marca) hatten auf dem Platz alle Fragen beantwortet.

"Wir haben Dinge gemacht, zu denen nur sehr wenige Mannschaften fähig sind", sagte Kapitän Sergio Ramos nach seinem 150. Länderspiel voller Stolz, "wir sind auf dem Weg, eine gute WM zu spielen und streben an, sie zu gewinnen."

Vier Jahre nach dem peinlichen Vorrunden-Aus als amtierender Weltmeister in Brasilien und zwei Jahre nach dem Aus im EM-Achtelfinale gegen Italien scheint Spanien wieder bereit für den großen Wurf. Die heimische Presse sieht "La Roja" nach 17 Spielen ohne Niederlage wieder "auf der Höhe des Weltmeisters" (AS). Die Seleccion, schrieb Marca, habe zweieinhalb Monate vor der WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) "viele gute Gefühle" geweckt.

Das war in nicht geringem Maße Iniesta zu verdanken. Der kleine Regisseur mit dem schütteren Haar mag die Ausstrahlung eines Buchhalters besitzen, doch sein Spiel versprüht auch im Alter von bald 34 Jahren Grandezza und Brillanz. "Der beste Iniesta ist zurück", jubelte "Marca" - wohl gemerkt Hauszeitung von Real Madrid, dem Erzrivalen von Iniestas FC Barcelona. "Ach, wie schön, Andres!", hauchte das Blatt über Iniestas Zuckerpass vor dem 0:1 durch Rodrigo (6.).

Timo Werner: Spanien "sehr, sehr beeindruckend"

Wie der Maestro den Ball mit dem Rücken zum Tor annahm und sich in einer flüssigen Bewegung in eine für die DFB-Elf tödliche Situation brachte, war außergewöhnlich. Dabei noch Rodrigos Laufweg zu erahnen, fußballerische Extraklasse. Iniesta 2018 - das ist das würdige Spätwerk eines alternden Meisters. In Düsseldorf war er Relaisstation der unwiderstehlichen spanischen Passmaschine, die sich dem Würgegriff des deutschen Pressings spielerisch entzog. Fünf Balleroberungen veredelten seine spielerische Finesse.

Iniestas Nebenleute um den Münchner Thiago fielen kaum ab. Oliver Bierhoff, Direktor Nationalmannschaft, schwärmte von "teilweise herausragenden Ballstafetten", Timo Werner fand es "sehr, sehr beeindruckend, was die im Mittelfeld gespielt haben - so einen Gegner hatte ich noch nie".

"Spiel für Fußballfeinschmecker"

In Abwesenheit des Mittelfeld-Organisators Sergio Busquets stellte Nationaltrainer Julen Lopetegui zufrieden fest, dass Spanien auch in der zweiten Reihe herausragende Fußballer stehen hat. "Wir haben Persönlichkeit und Ehrgeiz gezeigt", sagte er und lobte den Mut seiner Elf, beim Weltmeister auf Sieg gespielt zu haben: "Das ist unsere Botschaft! Wir vertrauen auf das, was wir fußballerisch sind."

Ramos sprach von einem "Spiel für Fußballfeinschmecker, in dem wir viele sehr, sehr gute Dinge gesehen haben". Müde, aber mit zufriedenen Gesichtern stiegen die Spanier um 2 Uhr in der Nacht auf Samstag in Köln in den Flieger zurück nach Madrid.

Dort wartet am Dienstag (21:30 Uhr) der nächste Härtetest gegen Argentinien um Lionel Messi. Spanien ist bereit.

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