19.03.2018 14:29 Uhr

Tuchel sicher: Wäre ohne den Anschlag noch BVB-Trainer!

Thomas Tuchel wäre ohne den Bombenanschlag wohl BVB-Trainer geblieben
Thomas Tuchel wäre ohne den Bombenanschlag wohl BVB-Trainer geblieben

Ex-Trainer Thomas Tuchel von Borussia Dortmund hat mit seiner Aussage während der Gerichtsverhandlung zum Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus für Aufsehen gesorgt.

Auf die Nachfrage des Oberstaatsanwalts, ob er ohne den verheerenden Bombenanschlag auf den Dortmunder Mannschaftsbus am 11. April 2017 auch über den Sommer hinaus Cheftrainer der Dortmunder geblieben wäre, entgegnete Tuchel: "Davon gehe ich aus, ja!" 

Tuchel wurde am Montag zur Zeugenaussage am Dortmunder Landgericht vorgeladen. Mehrere Medien zitieren den 44 Jahre alten derzeit vereinslosen Fußballlehrer weiter: "Wir hätten nicht einen Tag später spielen dürfen. Wegen des Umgangs mit dem Anschlag und den Folgen gab es einen großen Dissens zwischen Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer des BVB, Anm.d.Red.) und mir. Unser größter Dissens war, dass ich im Bus saß und er nicht. Auch das hat zur Trennung geführt."

Watzke hatte als verantwortliche Person die Entscheidung mitgetragen, dass die Schwarz-Gelben keine 24 Stunden nach dem Anschlag das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen die AS Monaco nachholen mussten.

Tuchel spricht von nicht eingehaltener "Dreitages-Frist"

Die Entscheidung war von der Mannschaft und insbesondere von Tuchel scharf kritisiert worden. In der Folge kam es zum Bruch zwischen Coach und Vereinsführung. Auch der DFB-Pokalsieg im Mai konnte die Beziehung nicht mehr retten.

"Experten haben uns gesagt, dass es eine Dreitages-Frist gäbe, in der niemand auch nur im Entferntesten einer ähnlichen Situation ausgesetzt werden solle. Wir mussten direkt wieder spielen", führte Tuchel aus.

Neben dem Ex-Trainer sagten am Montag auch weitere prominente BVB-Gesichter wie Roman Weidenfeller, Marcel Schmelzer oder Wolfgang de Beer als Zeugen vor dem Dortmunder Landgericht aus.

Tuchel selbst spüre keine Nachwirkungen des Attentats, auch keine psychologischen Folgen. Allerdings sei er "absolut davon überzeugt", dass das Erlebnis Auswirkungen auf die Leistungen der Spieler gehabt habe.

Umgang mit dem Erlebten für Tuchel "erstaunlich"

Es seien nach dem Attentat viele Gespräche notwendig gewesen, "um eine Atmosphäre zu schaffen, in der wir uns wieder kritisieren konnten", sagte er. Was das Team danach dennoch geschafft habe, sei "erstaunlich".

Der Angeklagte Sergej W. hat inzwischen gestanden, vor der Abfahrt des BVB zum Spiel gegen Monaco am Teamhotel der Dortmunder drei Sprengsätze gezündet zu haben. Er bestreitet allerdings jegliche Tötungsabsicht. Das Motiv soll Habgier gewesen sein, mutmaßlich wollte Sergej W. mit kreditfinanzierten Put-Optionen nach seiner Tat am sinkenden Kurs der BVB-Aktie verdienen.

Die Staatsanwaltschaft wirft W. versuchten Mord in 28 Fällen, das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und schwere Körperverletzung in zwei Fällen vor. Der ehemalige BVB-Innenverteidiger Marc Bartra hatte einen Armbruch und Fremdkörpereinsprengungen erlitten, ein begleitender Polizist ein Knalltrauma.

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