16.03.2018 09:46 Uhr

Kommentar zum BVB: Stöger gehen die Argumente aus

Peter Stöger ist mit dem BVB aus der Europa League ausgeschieden
Peter Stöger ist mit dem BVB aus der Europa League ausgeschieden

Das blamable Aus in der Europa League gegen Salzburg hat den desolaten Zustand von Borussia Dortmund schonungslos offengelegt. Trainer Peter Stöger gehen die Argumente für eine Weiterbeschäftigung beim BVB aus. Ein Kommentar.

Dem nahenden Untergang sah Peter Stöger gewohnt stoisch entgegen. Keine Miene verzog der Österreicher, als zum Ende der Partie in Salzburg hin immer klarer wurde, dass das Kapitel Europa für den BVB in Kürze beendet sein würde.

Die leidenschaftslose Darbietung Stögers an der Seitenlinie übertrug sich auch auf seine Mannschaft. Bis auf eine kurze Phase zwischen der 70. und 75. Spielminute war kein Aufbäumen der Schwarzgelben gegen das drohende Aus zu erkennen. Die zehn Dortmunder Feldspieler auf dem Rasen der Red Bull Arena wurschtelten vor sich hin. Salzburg verpasste es bei seinen zahlreichen Kontern, den Sack schon viel früher zuzumachen.

Eine (in dieser Höhe fast noch schmeichelhafte) 1:2-Niederlage im Hinspiel, ein grauenhaftes 0:0 im Rückspiel: Für den selbsternannten "zweiten Leuchtturm des deutschen Fußballs" waren die Auftritte gegen Österreichs Meister nichts anderes als ein Armutszeugnis.

Auch Stöger kann sich trotz seiner den Ergebnissen nach ordentlichen Bilanz in der Bundesliga der Kritik längst nicht mehr entziehen. Dass der 51-Jährige sein Team in Salzburg zunächst augenscheinlich mit der Marschroute "hoch und weit nach vorne" in die zweite Halbzeit schickte, ist schwer verständlich.

Auch sein Schachzug, mit dem für den angeschlagenen Marco Reus eingewechselten Alexander Isak auf eine zweite echte Sturmspitze zu setzen, ging nicht auf. Die mit der Hereinnahme von Raphael Guerreiro nach einer guten Stunde verbundene erneute Systemumstellung entfachte lediglich das bereits erwähnte kurze Strohfeuer.

Stöger hat dem BVB keine Handschrift verpasst

Ohnehin hat es der ehemalige Köln-Trainer nicht geschafft, dem BVB in seinen drei Monaten Amtszeit eine Handschrift zu verpassen. Zugegeben: Die Borussia steht insgesamt sicherer als unter Stögers Vorgänger, dem bedingungslosen Offensiv-Fanatiker Peter Bosz. Im Angriffsspiel verlässt sich Stöger aber einzig und allein auf Geistesblitze seiner Individualkönner. Spielkultur ist in diesen Wochen ein Fremdwort rund um den Signal Iduna Park.

Auch das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft scheint nicht mehr ganz so harmonisch, wie noch zu Beginn der Ära Stöger. Die Auswechslung von Mario Götze zur Pause in Salzburg begründete der Übungsleiter damit, der WM-Finaltorschütze habe "nicht das umgesetzt, was wir machen wollten". Er sei "nicht zufrieden" mit Götzes Auftritt gewesen. Einer der Stars der Mannschaft ignoriert in einem wichtigen Spiel die Anweisungen des Trainers und holt sich danach einen öffentlichen Rüffel ab - ein schlechtes Zeichen für den Zustand des Binnenklimas.

Den Dortmunder Verantwortlichen müssen diese Entwicklungen zu denken geben. Ob Stöger tatsächlich der richtige Mann dafür ist, ab Sommer den dringend benötigten Neuaufbau beim BVB zu moderieren, ist nach den Eindrücken aus Salzburg fraglicher denn je.

Tobias Knoop

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