14.03.2018 08:07 Uhr

Abenteurer und Aufbauhelfer: Bernd Stange wird 70

Bernd Stange träumt mit Syrien von Olympia 2020
Bernd Stange träumt mit Syrien von Olympia 2020

Bernd Stange wird 70 Jahre alt. Kurz vor seinem Ehrentag ist der Fußball-Aufbauhelfer aus seinem Ruhestand auf die Trainerbank zurückgekehrt. Er soll Syrien auf den Asien-Cup vorbereiten.

Die Einladungen für die große Party waren bereits gedruckt. In einer Hochhaus-Bar in Jena wollte Bernd Stange mit Familie und Freunden seinen 70. Geburtstag feiern, DDR-Rocklady Petra Zieger sollte den Gästen ordentlich einheizen. Doch Stange hat die Sause abgesagt, der neue Fußball-Nationaltrainer Syriens weilt an seinem runden Geburtstag am Mittwoch fern der Heimat.

"Die Einladungen lasse ich auf den 80. Geburtstag umschreiben", sagte Stange scherzhaft im Interview mit der Zeitung "Dresdner Neueste Nachrichten". Den früheren Auswahlcoach der DDR hat erneut das Abenteuer gepackt. Nachdem Stange bereits den Irak, Oman, Singapur und Weißrussland sowie in Zypern, Australien und der Ukraine trainierte, leistet er nun Fußball-Aufbauhilfe im vom Bürgerkrieg zerrütteten Syrien.

"Unglaubliche Herausforderung"

"Es ist ein geschundenes Land. Dort ist sieben Jahre Krieg. Der dauert länger als der Zweite Weltkrieg", sagt Stange. Er hat die Aufgabe, den Menschen mit der Nationalmannschaft vielleicht etwas Freude und Ablenkung zu verschaffen. Sein Vertrag läuft bis zum Ende des Asien-Cups 2019.

Stange spricht von einer "unglaublichen Herausforderung". Seine 30 besten Spieler, darunter Aias Aosman vom Zweitligisten Dynamo Dresden, sind in der ganzen Welt verstreut. Seine Heimspiele trägt Syrien, das in der WM-Qualifikation erst in den Play-offs an Australien gescheitert war, aufgrund des Bürgerkriegs seit 2011 auf neutralem Boden aus.

Stange wurde mit dieser auch politisch komplizierten Aufgabe betraut, weil er als irakischer Nationaltrainer bereits eine ähnliche Herausforderung meisterte. Zuerst unter Diktator Saddam Hussein, dann unter dem von den USA eingesetzten Gouverneur Paul Bremer. Solange Hussein an der Macht war, wurde Stange für sein Engagement teils scharf kritisiert, nach dem Umsturz wurde er für dieselbe Arbeit mit dem "Presidential Award" des Weltverbandes FIFA geehrt.

Stange hat "keine Leiche im Keller"

Er sei zwar "ein überaus politisch interessierter Mensch", aber in der Öffentlichkeit hat sich Stange Neutralität auferlegt. Seine eigene Vergangenheit als inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit hat sicher auch dazu beigetragen. "Da gibt es keine Leiche im Keller", sagt Stange: "Ich habe dazu gestanden, es veröffentlicht, und damit ist der Fall für mich erledigt."

Sportlich bereut Stange, dass er in seinen fünf Jahren als DDR-Auswahltrainer an keinem großen Turnier teilnehmen konnte. Auch seine Bundesliga-Stationen bei Hertha BSC und dem VfB Leipzig waren nicht von Erfolg gekrönt. Sein Glück als Trainer fand er erst im Ausland, 165 Länderspiele mit fünf verschiedenen Nationalmannschaften sind eine beeindruckende Bilanz. Im Glockenturm von Perth wurde sein Name verewigt, weil er mit dem australischen Klub Perth Glory so viel Erfolg hatte.

Traum von Olympia

Jetzt gilt seine ganze Konzentration aber Syrien, nach dem Asien-Cup will er endgültig in den Ruhestand gehen. So ist zumindest der Plan. Doch seinen Traum, einmal an Olympischen Spielen teilzunehmen, hat der Weltenbummler noch nicht aufgegeben. In Syrien will er ein Perspektivteam bilden, das sich für Olympia 2020 in Tokio qualifizieren könnte.

Körperlich fühlt sich der Jubilar "topfit und gesund", er könne fast nicht glauben, "dass ich schon 70 werde". Fußball-Abenteuer halten offenbar jung.

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