08.02.2018 20:28 Uhr

Schürrle: Vom Millionen-Flop zum BVB-Messias?

Gelingt André Schürrle (r.) ein Neustart beim BVB?
Gelingt André Schürrle (r.) ein Neustart beim BVB?

Der Ball fliegt ins Tor, André Schürrle breitet jubelnd die Arme aus und stürmt in Richtung Gästetribüne. Losgelöst geht er vor den BVB-Fans auf die Knie und feiert mit den Anhängern seinen 3:2-Siegtreffer gegen Köln. Ein wichtiges Tor für Dortmund, ein noch wichtigeres für Schürrle selbst.

"Man hat in diesem Moment so viel Energie und man schaut auf die Fans, die so viel Energie haben. Das ist ein schönes Gefühl, etwas ganz Besonderes und es wird mir gut tun", resümiert der Flügelstürmer Minuten nach dem Spiel. Es ist lang ersehnter Balsam auf Schürrles geschundene Fußballer-Seele.

Vielleicht ist es sogar eine Art Neuanfang. Denn noch vor wenigen Wochen gab es in der Winterpause Spekulationen, André Schürrle solle verliehen werden. Es wäre wohl der Schlussstrich unter einem mittlerweile anderthalb Jahre andauernden Missverständnis in Dortmund gewesen.

Für 30 Millionen Euro kam er 2016 vom VfL Wolfsburg zur Borussia. Er konnte bisher der Rekord-Ablöse, den Erwartungen in Dortmund oder den eigenen Ansprüchen aber nur selten gerecht werden. Aufgrund ständiger Verletzungen und damit verbundenen Formkrisen absolvierte der Nationalspieler weniger als die Hälfte aller Ligaspiele, nur elf mal stand er in der Startelf.

Auch unter Peter Stöger zunächst hinten dran

Auch als Peter Stöger Anfang Dezember den Trainerposten in Dortmund übernahm, fand sich Schürrle meist auf der Bank oder sogar der Tribüne wieder. Schürrles Leistungen und seine Entscheidung, Wechselgedanken öffentlich über seinen Berater zu verkünden, sorgten zudem in der Führungsetage der Schwarz-Gelben für Unmut. Schürrle sollte bei sich selbst "ein bisschen Ursachenforschung betreiben", kritisierte BVB-Boss Watzke. Im gleichen Atemzug räumte er jedoch ein, dass der Rechtsfuß "immer wieder die Chance bekommt, sich zu zeigen."

Genau das tat André Schürrle unlängst. Seine erste Reaktion auf die Querelen der Vorwochen war mehr als vielversprechend und sein Rückrundenstart ist gerade unter den besonderen Umständen bemerkenswert. Nicht nur bei seiner starken Leistung in Köln wusste der 27-Jährige zu überzeugen, auch schon beim Unentschieden in Berlin verdiente er sich solide Noten.

Mittlerweile scheint auch Peter Stöger fest mit dem Ludwigshafener zu planen. "Es ist kein Geheimnis dass er eine nicht ganz so einfache Zeit hatte", verriet Stöger, der im Winter viele Gespräche mit Schürrle führte. "Aber er ist ein außergewöhnlicher Spieler und meine Aufgabe ist es, ihm Vertrauen zu geben, damit er an den Leistungen andocken kann, die er schon mal gezeigt hat."

Mehr Spielzeit dank Verletztenmisere

Dass Schürrle zuletzt an besagte Leitungen früherer Spielzeiten anknüpft, spielt dem BVB allerdings auch mächtig in die Karten. Andrey Yarmolenko und Youngster Jadon Sancho fallen mit Verletzungen mehrere Wochen aus, Marco Reus ist nach langer Pause noch nicht wieder fit und Christian Pulisic wirkt seit Wochen überspielt. Der Weg ist also frei für Schürrle, um seine Chancen auf den Außenbahnen zu nutzen.

Er selbst gibt sich angriffslustig. "Ich habe schon öfter eine schwierige Situation in meiner Karriere gehabt und das bringt einen auch immer weiter", erklärt er mit einem Augenmerk auf der Vergangenheit. "Aber ich habe jetzt eine gute Form, eine gute Fitness und die Zukunft kann sicherlich gut werden."

BVB-Neuzugang Michy Batshuayi, der bei seinem Debüt in Köln direkt zwei Treffer erzielte, dürfte ebenfalls seinen Teil dazu beitragen. "Mit seiner physischen Spielweise kann er für uns Außenspieler viele Räume schaffen", verspricht sich Schürrlé einen positiven Effekt vom neuen BVB-Star.

Es gibt noch Hoffnung auf ein WM-Ticket

Sportlich gesehen stehen die Zeichen für Schürrle so gut wie vielleicht noch nie beim BVB. Mit einer starken Rückrunde könnten sogar seine Chancen in der Nationalmannschaft im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in Russland wieder steigen.

Der Anfang dazu ist gemacht, doch für einen echten Neustart braucht es sicherlich noch mehr Auftritte wie am vergangenen Freitag in Köln.

Moritz Wollert

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