22.01.2018 09:06 Uhr

Schösswendter: "Möchte Wertschätzung genießen"

Christoph Schösswendter will sich bei Union Berlin durchbeißen. © imago/Matthias Koch
Christoph Schösswendter will sich bei Union Berlin durchbeißen. © imago/Matthias Koch

Bei Union Berlin ist Christoph Schösswendter nicht einmal Teilzeitkraft. Mit weltfussball spricht der Abwehrriese vor dem Rückrundenstart der 2. deutschen Bundesliga über ein halbes Jahr zwischen Ersatzbank und Tribüne, seine Pläne für das Frühjahr und die Sehnsucht, einer Mannschaft wieder auf dem Platz zu helfen.

Als Christoph Schösswendter Rapid vor einem halben Jahr in Richtung Berlin verließ, sollte der Tapetenwechsel auch seine ins Stocken geratene Karriere wieder beflügeln. In der hippen Umgebung der deutschen Hauptstadt wollte der baumlange Innenverteidiger einen Neubeginn wagen, nachdem er in Hütteldorf unter Damir Canadi völlig rasiert worden war und in den Plänen von dessen Nachfolger Goran Djuricin ebenfalls keine gewichtige Rolle mehr spielte.

Doch die Bilanz nach seinen ersten sechs Monaten bei Union könnte für Schösswendter kaum ernüchternder sein. Lediglich 133 Pflichtspielminuten in zwei Einsätzen in der Meisterschaft sowie einem im DFB-Pokal hat der 29-Jährige in der Hinrunde der 2. deutschen Bundesliga gesammelt. Auch der überraschende Trainerwechsel von Jens Keller auf André Hofschneider Anfang Dezember änderte nichts an seinem Reservistendasein.

"Das ist natürlich eine schwierige Situation und sicher nicht das, was ich mir vorgestellt habe", klagt Schösswendter im Interview mit weltfussball über einen Herbst, in dem sich sein Arbeitsalltag fast ausschließlich zwischen Ersatzbank und Tribüne abgespielt hat.

Schösswendter: Kein Winterabgang von Union Berlin

Ein Gespräch mit dem Coach hat es im Vorfeld des Rückrundenstarts - Union gastiert Dienstagabend (ab 20:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) beim Tabellenzweiten Holstein Kiel - gegeben, große Chancen auf mehr Einsatzzeit wurden ihm - zumindest kurzfristig - nicht in Aussicht gestellt: "Mir wurde mitgeteilt, dass er auf meiner Position mit Spielern plant, die er schon länger kennt und die über mehr Erfahrung in der 2. Bundesliga verfügen", erzählt "Schössi".

Daher kam für ihn auch der nächste Rückschlag in der Wintervorbereitung wenig überraschend. Schösswendter wurde nur im ersten von drei Testspielen, gegen KAA Gent, für eine halbe Stunde eingewechselt. "Es hilft jetzt eh nichts. Ich muss für mich selbst weiterarbeiten und schauen, dass ich mein Level halte."


Schösswendter (m.) im Wintertrainingslager von Union Berlin © imago/Matthias Koch

An einen Abgang im Jänner denkt der frühere Rapidler und Admiraner trotz der schwierigen Situation in Berlin nicht. "Ich möchte mir noch das Frühjahr ansehen und schauen, wie es dann für mich läuft." Körperlich sei er "super drauf", wie der 1,94-Meter-Hüne anmerkt. "Ich hoffe einfach, dass ich mich im Training so empfehlen kann, dass ich trotz der Konkurrenz und fitter Spieler auf meiner Position doch zu Einsätzen komme. Wenn mich Trainer und Mannschaft brauchen, bin ich bereit."

"Ich wäre lieber am Arsch der Welt und spiele dafür"

Bis auf sein sportliches Teilzeit-Wirken, fühlt sich Schösswendter sowohl im Verein als auch in der Stadt pudelwohl. "Ich verstehe mich gut mit den Teamkollegen und hege gegen niemanden einen Groll." Von seiner Wahlheimat zeigt sich der Salzburger regelrecht begeistert: "Berlin ist eine richtig geile Stadt, mit sehr vielen jungen und extrem offenen Leuten. Es gibt so viel anzuschauen und zu tun - von daher geht einem hier nichts ab."

Dadurch sei die sportliche Komponente etwas erträglicher. "Es macht es leichter. Aber ich bin ein ehrgeiziger Typ. In erster Linie wäre mir natürlich lieber, ich befände mich irgendwo am Arsch der Welt und spiele dafür. Für meine Position in der Innenverteidigung bin ich im besten Fußballeralter und da gibt man sich nicht damit zufrieden, nur auf der Bank zu sitzen."

Schösswendters Gedanken über die Zukunft

Schösswendters Vertrag bei Union, zur Saisonhalbzeit auf Rang sechs der Tabelle, läuft noch bis Sommer 2019. Diesen nur auszusitzen, kommt für den Defensivmann aber nicht in Frage. "Sollte das Frühjahr ähnlich wie der Herbst verlaufen, braucht man kein Geheimnis daraus zu machen, dass man sich überlegt, wie es weitergehen soll. Da muss ich dann schauen, was für mich auf Dauer das Beste ist, denn ich möchte schon wo sein, wo ich Wertschätzung genieße und wo ich der Mannschaft wieder auf dem Feld helfen kann."

Seinen Weggang von Rapid vergangenen Sommer bereut Schösswendter trotz allem nicht. "Ich denke, es ist nur menschlich, wenn man sich hin und wieder bei solchen Gedanken erwischt, aber es war für mich von Anfang an klar, dass es, wenn ich diesen Schritt mache, danach kein Wenn und Aber gibt."

Jetzt will sich "Schössi" bei den "Eisernen" aus Berlin noch einmal durchbeißen, denn er weiß: "Im Fußball geht es oft sehr schnell. Plötzlich spielt man wieder, weil zum Beispiel Not am Mann ist." Und falls es bei Union doch nicht klappen sollte? "Dann muss ich es in Zukunft wieder woanders probieren. Ich hatte in der Vergangenheit schon ein- oder zweimal schwierige Erfahrungen gemacht, die im Nachhinein trotzdem etwas Positives gebracht haben. So wird es auch diesmal sein."

Mehr dazu:
>> Union Berlin schnappt sich BVB-Talent
>> Ergebnisse und Tabelle der 2. Bundesliga

David Mayr

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten