05.01.2018 08:42 Uhr

Van Dijk beim LFC: Des Wahnsinns fette Beute

Virgil van Dijk vom FC Liverpool ist der teuerste Abwehrspieler aller Zeiten
Virgil van Dijk vom FC Liverpool ist der teuerste Abwehrspieler aller Zeiten

Mit einer Ablösesumme von 85 Millionen Euro machte der FC Liverpool den niederländischen Newcomer Virgil van Dijk zum teuersten Abwehrspieler aller Zeiten. Sportlich ist der 26-Jährige ohne Frage eine Verstärkung für das Team von Jürgen Klopp. Der Deal ist dennoch als weiterer Auswuchs des Wahnsinns auf dem Transfermarkt zu bewerten.

Jürgen Klopp versuchte, die öffentliche Wahrnehmung in eine für ihn angenehme Richtung zu lenken. "Das erste, was die Liverpool-Fans schnell vergessen sollten, ist der Preis", sagte Liverpools Teammanager, als er kurz nach dem Jahreswechsel erstmals vor der Presse über den Wechsel von Virgil van Dijk an die Anfield Road sprach.

"Wir denken nur an den Spieler, an das, was er mitbringt, an seine Qualitäten, seine Mentalität, seinen Charakter, all diese Sachen. Darüber sind wir wirklich glücklich", ergänzte der frühere Trainer von Borussia Dortmund. Der Markt habe den Preis für den Innenverteidiger diktiert. "Es ist nicht schön, aber wir müssen uns anpassen", sagte Klopp.

Tatsächlich ist die Summe, die Liverpool an van Dijks Ex-Klub FC Southampton zahlte, im Vergleich äußerst beeindruckend: Benjamin Mendy, bis dato der teuerste Verteidiger der Welt, kostete Manchester City im Sommer "nur" 57 Millionen Euro.

Van Dijk? "Einer der besten Verteidiger der Welt"

Aus sportlicher Sicht ergibt der millionenschwere Deal für Liverpool Sinn. Trotz seines verhältnismäßig fortgeschrittenen Alters gilt Spätstarter van Dijk momentan als eines der größten Versprechen Europas auf der Innenverteidigerposition.

Der 1,93 Meter große und 92 Kilogramm schwere Rechtsfuß ist kopfball- und zweikampfstark sowie versiert im Spielaufbau. Vier Treffer in 67 Premier-League-Spielen sind zudem eine durchaus ordentliche Torausbeute für einen Abwehrmann.

"Er ist einer der besten Verteidiger der Welt und hat die Qualität, der Beste zu werden", lobt der  heutige Leicester-Coach Claude Puel seinen früheren Schützling, mit dem er in der vergangenen Saison bei Southampton zusammenarbeitete.


Virgil van Dijk gilt als einer der besten Verteidiger in England

Liverpools Innenverteidigung, mit dem Ex-Schalker Joel Matip, dem früheren Augsburger Ragnar Klavan sowie dem kroatischen Nationalspieler Dejan Lovren eher mittelmäßig besetzt, hebt van Dijk auf ein neues Niveau.

Klopp wegen Van-Dijk-Deal in der Kritik

Dennoch werfen die irrsinnigen Dimensionen seines Wechsels Fragen auf. Zum Beispiel, warum ausgerechnet Klopp mit der Verpflichtung van Dijks dazu beitrug, eine weitere Ablöse-Schallmauer zu pulverisieren.

Beim 105 Millionen Euro schweren Transfer des Mittelfeldspielers Paul Pogba von Juventus Turin zu Manchester United vor anderthalb Jahren lehnte sich der 50-Jährige noch weit aus dem Fenster. In deutlichen Worten kritisierte er die auf dem Markt kursierenden Summen.

"Andere Klubs geben immer mehr Geld für einen Topspieler aus. Ich will einen anderen Weg einschlagen, selbst wenn ich so viel Geld zur Verfügung hätte", sagte Klopp damals – und stellte sogar seinen Rücktritt in Aussicht, sollte er eines Tages in ähnliche Sphären vorstoßen (müssen).

Wegen dieses offensichtlichen Meinungsumschwungs konnte es sich sogar der traditionell besonders ausgabefreudige United-Teammanager José Mourinho erlauben, nach Bekanntgabe des Van-Dijk-Transfers gegen Klopp zu sticheln. "Wäre ich einer von euch, würde ich ihn zu seinem Kommentar von vor einem Jahr befragen", legte der Portugiese den Journalisten nah. Englische und internationale Medien wurden deutlicher und warfen Klopp Heuchelei vor.

Entwicklung des Transfermarkts überholt Klopp

Die Erklärung für Klopps Bäumchen-wechsel-dich-Spiel ist einfach: Der selbsternannte Fußball-Romantiker musste im Zuge seines Werbens um van Dijk feststellen, dass auf dem Transfermarkt heute ohne große Ausgaben kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist. Die spätestens durch den Neymar-Transfer schwindelerregende Entwicklung der Ablösesummen überholte Klopp.

Noch im vergangenen Sommer war Liverpool nicht bereit, für van Dijk über seine Schmerzgrenze hinauszugehen. Als sich Southampton trotz mehrerer gut dotierter Offerten der Reds querstellte, zogen diese sich aus dem Poker zurück.

Dass Klopp und Co. nun mitten in der Saison die Schatulle so weit aufmachten wie nie, um van Dijk sofort loszueisen, hängt nicht nur mit der sportlichen Notwendigkeit einer Verstärkung für die anfällige Defensivzentrale zusammen. Auch das kolportierte Interesse von Manchester City dürfte eine Rolle gespielt haben.

Der mit nahezu grenzenlosen finanziellen Mitteln gesegnete Tabellenführer der Premier League warf zuletzt ebenfalls ein Auge auf van Dijk - und hätte den Abwehrspieler-Ablöserekord wohl gleichermaßen geknackt, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Tobias Knoop

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