22.12.2017 10:21 Uhr

EM-Hoch und Verletzung: Schnaderbeck zieht Bilanz

Nach der EM kam für Schnaderbeck eine lange Pause
Nach der EM kam für Schnaderbeck eine lange Pause

Viktoria Schnaderbeck wird 2017 so schnell nicht vergessen. Der EM-Halbfinaleinzug mit dem Frauen-Nationalteam im Sommer ragt als Highlight hervor, daneben gab es aber auch viel Schatten für die 26-Jährige. Verletzungen machten ihr das Leben wie so oft in ihrer Karriere schwer, Pflichtspiel konnte sie nach dem Turnier in den Niederlanden keines mehr absolvieren.

"Für mich war es sportlich gesehen vielleicht das Jahr mit den meisten Emotionen. Es war ein Jahr mit ständigen Setbacks und Comebacks, gekrönt durch einen überragenden Sommer", resümierte Schnaderbeck im Interview mit der APA. Nach einer Ende Juni im Training erlittenen Knieblessur hatte sie um ihre EM-Teilnahme bangen müssen. Es ging sich aber für Einsätze in allen fünf EM-Spielen aus. "Ich bin froh und dankbar, dass ich das durchleben habe dürfen", sagte Schnaderbeck.

Das hatte seinen Preis. "Da ich die EM durchgespielt habe, habe ich nie die Chance gehabt, es komplett auszuheilen", erläuterte Schnaderbeck. Bei ihrem Klub wurde daher in der Folge aus einer akuten Patellarsehnenentzündung eine "leicht chronische". Die Leidenszeit dürfte nun aber zu Ende sein, noch vor dem Start der Winterpause konnte die Defensivspielerin am Platz fußballspezifisch arbeiten. "Ich hoffe, dass es stabil bleibt und ich im nächsten Jahr wieder voll angreifen kann", ist die Bayern-Legionärin, die erst Ende März nach überstandener Meniskusverletzung ihr Comeback gegeben hatte, guter Dinge.

EM-Erfolg als Vermarktungsboost

Durch EM-Platz drei hat sich für sie und ihre Kolleginnen viel verändert, auch vermarktungstechnisch. "Es sind bei der einen oder anderen Spielerin interessante Dinge dazugekommen", schilderte Schnaderbeck. Sie fungiert als Markenbotschafterin von Technogym, dem Premium-Hersteller von Fitnessgeräten, wie etwa auch die Skistars Marcel Hirscher und Anna Veith. "Wenn man sich anschaut, welche Sportler die im Boot haben, das ist schon eine große Ehre", betonte Schnaderbeck.

Auftritte auf Galas wurden im Herbst zur Selbstverständlichkeit, auch andere Termine nahmen zu. "Es ist eine schöne Erfahrung, man darf das Ganze aber nicht zu wichtig nehmen. Ich wäre lieber gesund gewesen und hätte keine Gala miterlebt", betonte Schnaderbeck.

Hype um Frauenfußball: "Das hätte ich nicht gedacht"

Mit Freude hat sie den Aufschwung des Frauenfußballs miterlebt. Torfrau Manuela Zinsberger und Co., die auch zu Österreichs "Mannschaft des Jahres" gewählt wurden, waren im Sommer in vieler Munde, sorgten für starke TV-Quoten und einen Hype. "Ich hätte mir das so nie vorstellen können. Dass es sportlich einmal überragend laufen kann, ist das eine, aber dass sich das Mediale und die Öffentlichkeit so verändern, hätte ich nicht gedacht", sagte Schnaderbeck.

Der Erfolgslauf in den Niederlanden werde "ein Leben lang" etwas Besonderes bleiben. "Es in der Form zu wiederholen, wird nicht möglich sein. Es war unser erstes Turnier, es war genau diese Mannschaft unter den Voraussetzungen als Underdog, keiner hat den Frauenfußball gekannt. Die ganzen Umstände werden anders sein, was Medien, die Öffentlichkeit betrifft, auch die Erwartungen von uns an uns selber werden anders sein", analysierte Schnaderbeck.

Sie wird mittlerweile auf den Straßen in der Heimat erkannt. "Man merkt es teilweise an den Blicken, manchmal wird man angesprochen. Das ist schön, weil es zeigt, dass der Frauenfußball generell anerkannt ist, man ein paar Gesichter dazu kennt, also etwas geblieben ist", erläuterte Schnaderbeck. Eines stellte sie aber klar: "Es ist nicht so, dass wir alle immer nur im Mittelpunkt stehen und sich alle nach uns umdrehen müssen. Dafür sind wir zu bodenständig."

Soziales Engagement: Schnaderbeck reist nach Afrika

Dass bei Schnaderbeck von Abheben keine Spur ist, beweist auch ihr soziales Engagement. Am Mittwoch fliegt sie (bis 5. Jänner) als Markenbotschafterin des gemeinnützigen Vereins Jambo Bukoba nach Tansania. "Für uns läuft es teilweise wie im Bilderbuch, vielen anderen auf der Welt, vor allem Kindern, ist es gar nicht möglich, ihren Traum zu leben", erinnerte Schnaderbeck. Davon will sie sich ein Bild machen.

"Spenden ist das eine. Mir geht es darum, noch näher dran zu sein, um ein Gefühl zu kriegen, wie vor Ort die Bedingungen sind", so Schnaderbeck. Sie rechnete bei ihrer ersten Afrika-Reise mit prägenden Erlebnissen: "Das werden Erfahrungen sein, die einem nochmals die Augen anders öffnen werden."

Zuvor verbringt die Cousine von Sebastian Prödl, die auch in Afrika ein "straffes Trainingsprogramm" absolvieren wird, Weihnachten wie jedes Jahr im Kreise der Familie in der Steiermark. "Wir pflegen noch die Traditionen, das macht das Ganze sehr besinnlich und besonders", gab Schnaderbeck Einblick. Wunsch ans Christkind hat sie nur einen: "Gesundheit." Wer ihre Verletzungsgeschichte kennt, kann das gut verstehen.

Mehr dazu:
>> Viktoria Schnaderbeck in der weltfussball-Datenbank

apa

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