20.12.2017 12:00 Uhr

Miserabler VfL redet seine Schwächen schön

Die Wolfsburg-Profis jubeln über das glückliche Weiterkommen
Die Wolfsburg-Profis jubeln über das glückliche Weiterkommen

Der VfL Wolfsburg steht im Viertelfinale des DFB-Pokals - und der 1. FC Nürnberg muss sich grämen, gegen einen derart schwachen Bundesligisten nicht gewonnen zu haben.

Martin Schmidt sprach dem unterlegenen 1. FC Nürnberg seine "Hochachtung" aus, und weil er dies tatsächlich als ehrliche Einschätzung verstanden wissen wollte, sagte der Trainer des VfL Wolfsburg auch: "Bis nächstes Jahr in der Bundesliga." Das hört ein Zweitligist gerne, tröstet ihn aber zunächst nicht darüber hinweg, im Achtelfinale des DFB-Pokals gescheitert zu sein - an einem erschreckend schwachen Erstligisten.

Nürnberg ist nach der Hinrunde in der Tat bestens positioniert für einen Aufstieg, dies hat Schmidt richtig beobachtet, allerdings sollte dieses 2:0 (0:0) n.V. für den Erstligisten beiden Trainern erheblich zu denken geben: Beim Club müssten sie sich fragen, was sie in der Bundesliga wollen, wenn sie gegen einen miserablen Erstligisten nicht gewinnen können - in Wolfsburg wiederum sollten sie sich der Erstklassigkeit lieber nicht zu sicher sein.

Tore als Zufallsprodukte

Tatsächlich sprachen und handelten die Verantwortlichen des VfL in Nürnberg höchst eigenartig. Trainer Schmidt war vor dem Spiel der Ansicht, seine Mannschaft müsse nach dem 0:1 beim 1. FC Köln zum Hinrunden-Abschluss der Bundesliga eine "Reaktion zeigen". Zugleich schien dem Schweizer "klar, dass wir gegen den Club verteidigen, dagegenhalten müssen" - und in der Tat, schon "nach fünf Minuten wussten meine Spieler direkt, was hier läuft". Huch!

Die Reaktion von Schmidt: Er ließ die halbe Stammformation erst mal auf der Bank. Auch deshalb hatte der Club eine gute Stunde lang die klareren Chancen und alle Möglichkeiten, einen Erstligisten aus dem Pokal zu werfen. Und Wolfsburg? Spielte gegen gute, aber eben auch abschlussschwache Nürnberger weitgehend uninspiriert und bisweilen pomadig. Die Treffer von Felix Uduokhai (96.) und den eingewechselten Daniel Didavi (118.) waren Zufallsprodukte.

"Man hat nicht die ganze Zeit gesehen, dass wir der Favorit sind"

Der Wolfsburger Sportchef Olaf Rebbe stellte sich nach dem Spiel dann aber tatsächlich hin und behauptete: "Unsere Mannschaft hat gezeigt, wie man auswärts auftreten muss - geduldig, mit offenem Visier, engagiert." Das, ergänzte er noch, "war die Reaktion auf das indiskutable Köln-Spiel". Wirklich?, kam die erstaunte, weil nur zu berechtigte Nachfrage aus den Reihen der Zuhörer. "Ja!", betonte Rebbe. Mit Sinn für die Realität hat dies wenig zu tun.

Nächstes Jahr also in der Bundesliga? Der Club ist zum Aufstieg verdammt, um die finanziellen Altlasten abtragen zu können. Der Wolfsburger Trainer glaubt, dass es so kommen wird, schließlich hätten seine Spieler in Nürnberg "lange Zeit mehr kämpfen müssen als ihnen lieb ist", und nein, "man hat nicht die ganze Zeit gesehen, dass wir der Favorit sind". Aber: Mit derartigem Lob für den Gegner kann man gut die eigenen Schwächen schönreden.

Nächstes Jahr also in der Bundesliga? Einstweilen ist der 1. FC Nürnberg ein erstklassiger Zweitligist und der VfL Wolfsburg ein zweitklassiger Erstligist. Und der Abstand zwischen beiden - ist ziemlich groß.

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