07.11.2017 13:23 Uhr

FCB-Abstellgleis: Die Verlierer unter Heynckes

Arturo Vidal befindet sich derzeit in einem Form-Loch - daran konnte auch Trainer Heynckes nichts ändern
Arturo Vidal befindet sich derzeit in einem Form-Loch - daran konnte auch Trainer Heynckes nichts ändern

Seitdem Jupp Heynckes als neuer alter Trainer auf der Bank des FC Bayern München sitzt, ist die Euphorie an der Säbener Straße riesig. Von "Jupp"-Effekt, Aufbruchsstimmung und alter Stärke ist die Rede. Doch nicht alle Spieler profitieren von der Verpflichtung des neuen Trainers.

Die Richtung von Heynckes ist klar: Der 72-jährige Coach setzt auf Altbewährtes. Spieler, die unter Carlo Ancelotti nur selten zum Einsatz kamen, gelten unter dem Weltmeister von 1974 als gesetzt. So beorderte Heynckes zum Beispiel Thomas Müller und Javi Martínez, mit denen er bereits 2013 das Triple holte, zurück in die Startaufstellung. 

Das heißt im Umkehrschluss natürlich, dass einige Akteure seit dem Amtsantritt von Heynckes aufs Abstellgleis geraten sind. Unter dieser Degradierung leiden besonders die Neuzugänge.

Tolisso steht in der Warteschlange

Besonders hart trifft es dabei Corentin Tolisso. Während der 41-Millionen-Euro-Mann unter Ancelotti noch regelmäßig über die volle Distanz zum Einsatz kam, muss sich der Franzose unter Heynckes meist mit der Rolle des Reservisten begnügen. Im Königsklassen-Hinspiel gegen Celtic und auch im Bundesliga-Kracher bei Borussia Dortmund blieb Tolisso sogar ganz außen vor. Das dürfte nicht der Anspruch des teuersten Transfers der Bundesliga-Geschichte sein.

Lediglich gegen den Hamburger SV stand Tolisso 90 Minuten auf dem Platz und avancierte mit seinem Treffer zum 1:0-Endstand sogar zum Matchwinner. "Ich habe unter Ancelotti gespielt und spiele nun auch unter Heynckes", erklärte der Franzose nach der Partie. Doch die Faktenlage sieht anders aus.

Heynckes gibt meist Martínez den Vorzug. Und der Spanier macht seinen Job auf der Sechs außerordentlich gut. Solange der Spanier seine Leistungen weiterhin bringt, dürfte es für Tolisso schwer werden, sich durchzusetzen.

Auch Sebastian Rudy kommt unter Heynckes seltener zum Einsatz als noch unter Ancelotti. Der Nationalspieler erhielt aber, während Martínez eine Verletzung auskurierte, den Vorzug vor Tolisso - und Arturo Vidal.

Heynckes erwartet "viel mehr" von Vidal

Der Chilene läuft seinen Ansprüchen schon während der gesamten Saison hinterher. Daran konnte auch die Amtsübernahme von Heynckes nichts ändern. Lediglich drei Mal stand Vidal unter seinem ehemaligen Trainer, den er aus gemeinsamen Zeiten in Leverkusen kennt in der Startelf. Davon nur eine Partie über die volle Distanz.

"Arturo ist ein großartiger Spieler, aber ich erwarte viel mehr von ihm", urteilte Heynckes unlängst. Um seinen Stammplatz zurückzuerobern muss der "Krieger" zu seiner Form aus der letzten Saison zurückfinden.

Hummels und Boateng gesetzt?

Einen schweren Stand unter Heynckes hat ebenfalls Niklas Süle. Der Nationalspieler absolvierte unter Ancelotti drei Startelf-Einsätze in der Bundesliga, hinzu kommen zwei in der Königsklasse gegen Anderlecht und gegen Paris Saint-Germain.

Doch unter Heynckes blühen dem Nationalspieler härtere Zeiten - denn der 72-Jährige setzt in der Innenverteidigung meist auf Mats Hummels und Jérôme Boateng. Süle blieb seit dem Trainerwechsel sogar schon in drei Spielen ganz ohne Einsatz.

James schafft die Wende - dauerhaft?

Doch Heynckes weiß offenbar ganz genau, wie er seine Ersatzspieler bei Laune halten kann. "Ich habe mit allen Spielern gesprochen, die nicht von Anfang an dabei waren. Mehr als mit den anderen", erklärte der Trainer und machte ihnen zugleich Hoffnung: "Ich glaube schon, dass die nicht unzufrieden sind und ihre Chancen bekommen."

Die Gespräche haben offenbar erste Früchte getragen. James Rodríguez, dem viele Experten nach dem Rauswurf seines Mentors Carlo Ancelotti keine große Zukunft vorausgesagt hatten, erhielt zuletzt mehr Vertrauen von Heynckes und spielte groß auf. Dabei profitierte der 26-Jährige auch von der Verletzung von Thomas Müller.

Mit seinem Treffer beim Ligasieg gegen Leipzig (2:0) und zwei Vorlagen in Dortmund (3:1) bewies der Kolumbianer, dass er durchaus ein Mann für die Startelf ist. "James ist ein fantasievoller Fußballer", lobte Heynckes seinen Schützling unlängst. 

Tolisso, Vidal und Süle können sich also ein Beispiel an James nehmen. Das Trio hat keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Vielmehr muss es sich im Training anbieten und hoffen, dass Heynckes seinen Worten auch Taten folgen lässt: "Ich bin ein Mann, bei dem die Spieler, wenn sie fit sind, auch eingesetzt werden."

Lissy Beckonert

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten