20.10.2017 13:21 Uhr

Holstein Kiel auf der Überholspur

Die Kieler Störche sind gefragt wie nie
Die Kieler Störche sind gefragt wie nie

Holstein Kiel rockt die 2. Liga. Mit Hurra-Fußball und harter Arbeit mausert sich der Aufsteiger zu einem ernsthaften Bundesliga-Anwärter.

Der Kieler Riese "schlummert" etwas abgelegen. Im beschaulichen Projensdorf, rund sieben Kilometer nordwestlich des Zentrums, bastelt die Kieler Sportvereinigung Holstein in ihrem schnieken Trainingszentrum am neuen deutschen Fußball-Wunder.

Im Schatten der Handballer des THW Kiel hat der nördlichste aller 36 Profiklubs der Ligen eins und zwei zum Überholmanöver angesetzt.

10 Spiele, 7 Siege, 26 Tore: Holstein Kiel fegt zurzeit wie ein Orkan über die 2. Liga hinweg. Kein Team spielte im bisherigen Saisonverlauf spektakulärer, kein Team erzielte mehr Tore. 36 Jahre hatte der deutsche Meister von 1912 auf seine Rückkehr in die Zweitklassigkeit gewartet, nun sorgt der fulminante Saisonstart für Aufsehen. Holstein ist plötzlich wieder en vogue.

Fans träumen vom Durchmarsch

"Die höhere Aufmerksamkeit in der Stadt ist schon zu spüren", sagte Trainer Markus Anfang dem "DFL-Magazin". Der Ex-Profi ist seit der letzten Saison bei den Störchen am Ruder und führte den Klub auf Anhieb zum Aufstieg. Nun mischt Holstein als Zweiter schon wieder ganz vorne mit, viele Fans träumen angesichts des nicht enden wollenden Höhenflugs schon vom Durchmarsch in die Bundesliga.

Der Erfolg ist harte Arbeit - und vor allem auch ein Verdienst von Geschäftsführer Wolfgang Schwenke. Der 49-Jährige, als Handballer zur Vereinslegende beim THW aufgestiegen, regelt seit 2009 die Geschicke bei der KSV und sorgte für einen Paradigmenwechsel.

Neue Philosophie bringt Erfolg

Statt weiter in abgehalfterte Altstars zu investieren, stellte er - von der breiten Öffentlichkeit fast unbemerkt - die Weichen für eine erfolgreichere Zukunft.

Schwenke lotste junge, hungrige Kräfte wie den zurzeit besten Zweitliga-Torjäger Marvin Ducksch (8 Treffer) an die Förde und trieb den Bau des Leistungszentrums mit sieben Fußballplätzen, Kraftraum und Geschäftsstelle voran.

Die Arbeit zahlt sich aus. Holstein ist gefragt wie nie. Die Zuschauerzahlen steigen, die Sponsoren stehen Schlange. "Vor einigen Jahren mussten wir Klinken putzen, heute werden wir angerufen", sagte Schwenke "Spiegel online": "Die TV-Präsenz in der 2. Liga ist für viele attraktiv."

Störche laufen Zebras den Rang ab

Doch damit nicht genug. Kiel will mehr. Bis zum kommenden Sommer soll die Kapazität des in die Jahre gekommenen Holstein-Stadions dank kräftiger Finanzspritzen von Stadt und Land von aktuell etwa 13.400 auf 15.000 Plätze erhöht werden. Bis zum Jahr 2023 ist dann sogar eine Erweiterung bis auf 25.000 Plätze im Gespräch.

Beim sportlich schwächelnden THW Kiel beobachtet man die Entwicklung im Norden der Stadt mit Argwohn. Noch gelten die Zebras als sportliches Aushängeschild. Doch Holstein hat längst den Blinker links gesetzt.

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