27.09.2017 18:09 Uhr

Dárdai warnt: "Dieses Spiel wird weh tun"

Herthas Trainer Pál Dárdai setzt in der Europa League auf das Rotationsprinzip
Herthas Trainer Pál Dárdai setzt in der Europa League auf das Rotationsprinzip

Die holzvertäfelte Jämtkraft Arena von Östersunds FK erinnert an ein Architektur-Schmuckkästchen, der Coach der Schweden lässt sein Team gerne Ballett tanzen - und auf dem ungeliebten Kunstrasen droht eine gefährliche Stolperfalle.

"Es ist für uns ein unangenehmer Gegner. Für sie ist es bestimmt das Spiel des Jahres", warnt Hertha-Coach Pál Dárdai vor dem zweiten Gruppenspiel der Berliner am Donnerstag (19:00 Uhr). "Wir müssen aufpassen: Kunstrasen, andere Wetterbedingungen, darauf muss man sich kopfmäßig einstellen. Dieses Spiel wird weh tun." Entschuldigungen will der 41-Jährige aber nicht gelten lassen. "Es gibt keine Ausreden", betonte er vor dem Abschlusstraining bei spätherbstlichen neun Grad. "Wir spielen immer auf Sieg."

Nach dem 0:0 gegen Athletic Bilbao zum Auftakt der ersten Europa-League-Saison seit acht Jahren steht der Bundesligist schon unter Druck. Doch in der schwedischen Provinz blamierte sich zuletzt bereits der türkische Spitzenklub Galatasaray, stolz präsentiert der ÖFK die Sonder-Titelseiten zum Sensationscoup in der Qualifikation auf seiner kleinen Geschäftsstelle.

2011 spielte Östersund noch in der vierten Liga - und sorgt nun für mächtig Respekt beim Hauptstadtklub. "Fußballerisch waren sie nie so groß in Schweden, aber sie haben es die letzten drei Jahre überragend gemacht", sagt Mittelfeldspieler Per Skjelbred, der nur 260 Kilometer westlich im norwegischen Trondheim aufgewachsen ist - und mahnt auch angesichts des ungewohnten Untergrunds: "Kunstrasen ist für viele etwas Neues, das ist ein komplett anderer Fußball."

Schwanensee in Schweden

Eigentlich ist die Region Jämtland auch nicht für Rasen, sondern Schnee berühmt. Bei ihrer Ankunft am späten Mittwochvormittag wurden Dárdai & Co. am kleinen Flughafen auf der Insel Frösön von Plakaten empfangen, die auf die nächsten Großereignisse hinweisen: Die Biathleten tragen ihre WM 2019 in Östersund aus, im nahegelegenen Åre findet im gleichen Jahr die alpine Ski-Weltmeisterschaft statt.

Doch auch der örtliche Östersunds Fotbollsklubb wird zur europaweiten Attraktion. Nicht nur durch Siege wie beim 2:0 zum Auftakt der Vorrunde beim ukrainischen Verein Zorya Lugansk, sondern durch eine weltoffene Grundphilosophie.

So beschäftigt der Klub eine Frau als Kulturcoach, der englische Trainer Graham Potter und sein Team tanzten zu der Musik von Schwanensee und führten auch schon ein selbst inszeniertes Theaterstück auf. "Wir wollen, dass die Spieler auf dem Feld besser werden", erläuterte Potter am Mittwoch die Philosophie des Vereins. "Aber wir wissen, dass die Spieler auch Menschen sind. Deshalb wollen wir sie auch als Menschen entwickeln."

Drei Siege für die nächste Runde

Bei aller Fußball-Romantik wollen die Hertha-Profis dem Östersund-Märchen aber ein vorläufiges Ende setzen. "Wenn du weiterkommen willst, brauchst du mindestens drei Siege", rechnete Innenverteidiger Karim Rekik die Europapokal-Arithmetik vor. "Und das ist eins davon. Wir müssen das Spiel in Schweden gewinnen."

Doch dabei wird der Niederländer fehlen, Dárdai rotiert seinen Kader in der dritten englischen Woche nacheinander wieder kräftig durch. Auch Stammkeeper Rune Jarstein sowie die Leistungsträger Marvin Plattenhardt und Mathew Leckie blieben in Berlin und schonen sich für die nächsten Aufgaben. Am Sonntag steht das größtmögliche Kontrastprogramm zum Ausflug in die schwedische Idylle an: Der FC Bayern kommt zum Bundesliga-Schlager ins Olympiastadion.

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