18.09.2017 18:02 Uhr

Dembélé-Schock: Ganz anders als bei Neymar

Ousmane Dembélé fehlt dem FC Barcelona monatelang
Ousmane Dembélé fehlt dem FC Barcelona monatelang

Ousmane Dembélé fehlt dem FC Barcelona wegen eines Sehnenrisses im Oberschenkel für mehrere Monate. Die Umstände der Verletzung weisen erstaunliche Parallelen zu Neymars erster Blessur im Barça-Trikot im Jahr 2014 auf. Dembélé drohen aber ungleich schwerere Konsequenzen.

Getafe, Coliseum Alfonso Pérez, 16. Januar 2014: Neymar geht in der 22. Spielminute im Pokalspiel des FC Barcelona links am Strafraum der Gastgeber ins Dribbling und knickt dabei unglücklich um. Eine Zeit lang wälzt sich der Brasilianer mit Schmerzen auf dem Rasen. In der 25. Spielminute wird er ausgewechselt. Der Angreifer erleidet eine Knöchelverletzung.

Getafe, Coliseum Alfonso Pérez, 16. September 2017: Ousmane Dembélé geht in der 23. Minute im Ligaspiel des FC Barcelona links am Strafraum der Gastgeber ins Dribbling. Der Franzose hält sich nach der Aktion den Oberschenkel, muss sich dann hinsetzen. In der 25. Spielminute führen ihn zwei Betreuer vom Platz. Der Offensivakteur erleidet einen Riss der Bizepssehne im linken Oberschenkel.

Die fast schon unheimlichen Parallelen der beiden Verletzungen gehen am Tag nach Dembélés unglücklichem Ausscheiden um die Welt. Von "Schicksal" ist im Netz die Rede. Manch einer spricht gar von "Karma".

Der Neymar-Nachfolger zieht sich die erste Verletzung nach seinem Wechsel zu Barça im selben Stadion wie sein Vorgänger zu, an der selben Stelle. Dembélé verlässt gar in der selben Minute wie Neymar das Spielfeld - eine verrückte Geschichte!

Ausfallzeit unterscheidet sich gravierend

Gänzlich unterschiedlich sehen hingegen die Konsequenzen für den Spieler aus. Während Neymar knapp vier Wochen nach dem Getafe-Spiel wieder auf dem Platz stand, wird Dembélé Barcelona bis zu vier Monate lang fehlen.

Verpassen wird er damit wohl alle Partien in der Gruppenphase der Champions League sowie 15 Ligaspiele - darunter den Clásico gegen Real Madrid am Tag vor Heiligabend.

"Das ist bedauerlich, weil er gut gespielt hat", kommentierte Trainer Ernesto Valverde den Ausfall des teuersten Neuzugangs der Vereinsgeschichte unmittelbar nach der Partie in Getafe - also noch bevor am Sonntag die niederschmetternde Diagnose feststand und Dembélé am Morgen danach im Rollstuhl nach Helsinki flog. Dort wird der Franzose am Dienstag vom Spezialisten Dr. Sakari Orava operiert.

Dembélés erste Wochen verliefen durchwachsen

Dembélés Bilanz nach den ersten - und vorerst letzten - Wochen mit seinem neuen Team liest sich durchwachsen. 

Ein 20-minütiger Joker-Einsatz beim 5:0-Erfolg in der Liga gegen Stadtrivale Espaynol, wobei ihm immerhin die erste Torvorlage im neuen Trikot glückte. 71 eher unauffällige Minuten beim Champions-League-Auftakt gegen Juventus Turin (3:0). Und die schicksalsträchtige Kurz-Arbeit in Getafe, wo der Ex-Dortmunder bis zu seiner Verletzung ungeachtet Valverdes Lob einen eher schwachen Auftritt hinlegte.

Es passt ins Bild, dass Valverde sich laut "AS" gezwungen sah, Dembélé Anfang September aufgrund mangelnder Fitness zu Einzeltraining zu verdonnern.

"Ich bin nachmittags ein bisschen gelaufen, aber die letzten fünf Tage war es sehr warm und da habe ich das gelassen", begründete der 20-Jährige damals lapidar seinen Rückstand.

Akklimatisierung wird leiden

Klar ist: Für die dringend nötige Akklimatisierung beim aktuellen Tabellenführer der Primera División wird Dembélés lange Abwesenheit Gift sein.

Von seinen Teamkollegen dürfte der Youngster in der Reha nicht viel zu sehen bekommen. Die Gelegenheit, sich über Spielpraxis an das System des 24-fachen spanischen Meisters zu gewöhnen, hat er ohnehin nicht.

Zudem scharrt Konkurrent Gerard Deulofeu mit den Hufen. Das Eigengewächs war vor der Saison vom AC Milan zurück nach Barcelona gewechselt. Valverde traut dem 23-Jährigen durchaus zu, Dembélé zu ersetzen. "Gerard kann das. Wir schätzen seine Qualitäten", sagte der Coach gegenüber "Laola1.tv".

Dembélé jetzt unter Druck

Für den nicht gerade als fleißig geltenden Dembélé wird es in den kommenden Monaten nicht nur darum gehen, die Gesundung nach der ersten schweren Verletzung seiner Karriere absolut seriös voranzutreiben. Kehrt der flinke Dribbler voraussichtlich Anfang 2018 zurück auf den Rasen, muss er auch sofort liefern.

Absolviert Barça den heißen Herbst nämlich erfolgreich ohne seinen 105-Millionen-Mann, dürfte dieser trotz seiner exorbitanten Ablösesumme nicht auf Anhieb gesetzt sein.

Auch das ist ganz anders als damals bei Neymar. Der hatte sich in dem halben Jahr bis zu seiner Verletzung in Barcelona schon unverzichtbar gemacht.

Tobias Knoop

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