30.08.2017 15:15 Uhr

Leichte Integration für Moritz Bauer

Moritz Bauer hofft auf Team-Einsätze
Moritz Bauer hofft auf Team-Einsätze

Die Integration in die Nationalmannschaft funktioniert in Österreich offenbar perfekt. Der gebürtige Schweizer Moritz Bauer schwärmt darüber, wie positiv er in die ÖFB-Auswahl aufgenommen wurde und wie leicht es ihm gefallen ist, sofort Anschluss zu finden. Vor dem ersten Zusammentreffen hatte Bauer keinen österreichischen Teamspieler persönlich gekannt.

"Aber das war in kürzester Zeit aufgearbeitet. Ich fühle mich hier sehr wohl", betonte der 25-Jährige. Bauer kam in Winterthur zur Welt, sein Großvater stammt aus der Steiermark. "Er hätte es schon immer lieber gesehen, wenn ich für Österreich gespielt hätte", meinte der Rechtsverteidiger. Zunächst absolvierte Bauer jedoch vier Spiele für Schweizer Nachwuchsauswahlen, ehe in ihm die Überlegung reifte, den Nationalverband zu wechseln. "Konkret geworden ist die Idee nach meinem Wechsel zu Rubin Kazan vor einem Jahr."

Pass von der österreichischen Botschaft in Moskau

Dann ging es nach Rücksprache mit ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner relativ schnell. Seinen österreichischen Pass holte Bauer im Vorjahr bei der österreichischen Botschaft in Moskau ab, einige Monate später traf die Spielgenehmigung der FIFA ein.

Die Entscheidung für den ÖFB fiel wohl auch deshalb, weil die Aussicht auf Einsatzzeiten besser ist als in der Schweiz - in der österreichischen Auswahl herrscht derzeit nicht gerade ein Überangebot an Rechtsverteidigern. "In der Schweiz gibt es eine sehr große Anzahl von Spielern auf dieser Position, vielleicht eine größere als in Österreich. Aber das heißt nicht, dass die Spieler hier schlecht sind", meinte Bauer.

Der Blondschopf sieht die erstmalige Teilnahme an einem ÖFB-Lehrgang als interessante Herausforderung. "Ich bin ein neugieriger Mensch und freue mich auf neue Erfahrungen." Aus diesem Grund wagte er im Vorjahr auch den Sprung zu Rubin Kazan. "Erst musste ich googeln, wo das überhaupt liegt. Dann habe ich mir das 48 Stunden lang angeschaut und war total überzeugt. Das ist eine unglaublich schöne Stadt, auch die Infrastruktur und die Mannschaft haben mich überzeugt", erzählte Bauer.

Im vergangenen Jahr kam der Neo-ÖFB-Internationale bei Rubin in einer Viererkette zum Einsatz, derzeit fungiert er in einer Fünferkette auf der äußersten rechten Position. "Vor drei Monaten hätte ich noch gesagt, dass mir das Spiel in einer Viererkette lieber ist, aber mittlerweile gefällt mir auch eine Fünferkette sehr gut. Es ist sehr laufintensiv, man kann sich oft einschalten", erklärte Bauer.

Linken Fuß nicht nur "für Kupplung im Auto"

Bei seinem vorigen Verein Grasshoppers Zürich agierte er für eine Saison sogar links in der Viererkette, am Ende gab es immerhin den Cupsieg zu bejubeln. "Ich habe den linken Fuß nicht nur, um im Auto die Kupplung durchzutreten", verriet Bauer.

Seine Laufbahn begann der Zimmergenosse von Mattersburg-Goalie Markus Kuster als Offensivspieler, weshalb seine ersten Vorbilder Zinédine Zidane und Robinho hießen. Danach kamen Philipp Lahm und Dani Alves dazu. Und noch einen weiteren Akteur bewunderte Bauer in seiner Kindheit: Er saß als Elfjähriger regelmäßig im Stadion, als die Grasshoppers 2003 zum bisher letzten Mal Meister wurden - mit dem jetzigen ÖFB-Teamchef Marcel Koller als Trainer. Bauer: "Er hat dort nach wie vor einen überragenden Namen."

Sonderwünsche an Koller gibt es von Bauer keine. "Ich bin froh, überhaupt dabei zu sein. Es wäre total fehl am Platz, wenn ich Ansprüche stellen würde." Sollte es aber in der WM-Qualifikation am Samstagabend (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Cardiff gegen Wales zu einem Platz in der Startformation reichen, hätte Bauer auch nichts dagegen. "Wenn mich der Teamchef braucht, werde ich mich für das Shirt zerreißen."

Lob für den Neuling

Lob für den Neuling gab es unter anderem von Kapitän Julian Baumgartlinger. "Er bringt Qualität mit, ist sehr dynamisch und flankt gut, ein typischer Außenverteidiger. Er passt gut zu der Art, wie wir Fußball spielen wollen."

Auf einen ähnlichen Werdegang wie Bauer kann Martin Harnik zurückblicken. Der mittlerweile 66-fache ÖFB-Teamspieler (15 Tore) wuchs als Sohn eines Steirers in Deutschland auf und debütierte 2007 im A-Team. "Moritz hatte es definitiv nicht so schwer wie ich. Ich habe schon alles abgefangen, was einen Außenseiter betrifft", schmunzelte der 30-Jährige und ergänzte: "Ich habe vor zehn Jahren das Fass geöffnet und er hat sich jetzt gemütlich ins Nest gesetzt."

Der Schmäh dürfte nicht nur zwischen Bauer und Harnik rennen, auch Marc Janko wird mit dem Außenverteidiger wohl einiges zu besprechen haben. Am 14. Februar 2016 sah der ÖFB-Goalgetter im Dress des FC Basel gegen die Grasshoppers bereits nach einer halbe Stunde die Rote Karte - nach einem Foul an Bauer. Eine viel zu harte Entscheidung, wie sich Janko danach beschwerte.

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apa/red

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